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Rolf Breuer: Mann des offenen Wortes

Rolf Breuer hat sich in den letzten Jahren eher hinter den Kulissen bewegt. Das hat seinen Einfluss auf die Geschicke des größten deutschen Finanzhauses nicht unbedingt geschmälert.

Frankfurt/Main - Seit fast vier Jahren steht er nicht mehr im Rampenlicht. Rolf-Ernst Breuer, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, hat diese Rolle an Josef Ackermann abgetreten. Lob und Tadel steckt seither vor allem der Schweizer Vorstandssprecher ein. Dennoch kann Breuer mit wenigen Worten für große Aufregung sorgen. Noch während seiner Zeit als Deutsche-Bank-Chef zog er mit freimütigen Äußerungen den Zorn des früheren Medienunternehmers Leo Kirch auf sich. Jetzt zieht sich Breuer wegen Kirch aus dem Aufsichtsrat zurück.

Von der Geheimniskrämerei vieler Banker hält Breuer nichts. «Wir müssen mehr erklären», bekannte er einmal in kleiner Runde. Offenherzig beantwortet der heute 68-Jährige daher die meisten Fragen. Einem Fernsehsender vertraute er im Februar 2002 an, dass die Banken der angeschlagenen Kirch-Gruppe wohl keine neuen Mittel zur Verfügung stellen würden. Kirch verdächtigte Breuer daraufhin, die Insolvenz seines Unternehmens verursacht zu haben und überzog die Deutsche Bank mit einer Klagewelle.

Breuer absolvierte nach einem Jura-Studium mit Promotion seine gesamte Karriere bei der Deutschen Bank und wurde 1987 zum Vorstandsmitglied ernannt. Der gebürtige Bonner erkannte als einer der ersten die Auswirkungen der Informationstechnologie auf den Wertpapierhandel und war als Banker maßgeblich am Aufstieg der Frankfurter Börse zu einem der weltweit führenden Börsenkonzerne beteiligt. Bis 2005 war er auch Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Börse AG, musste diesen Posten jedoch ebenso wie Vorstandschef Werner Seifert nach der gescheiterten Übernahme der London Stock Exchange auf Druck von Großaktionären räumen.

Breuer wurde 1997 als Nachfolger von Hilmar Kopper Vorstandssprecher der Deutschen Bank und trieb mit der Großakquisition von Bankers Trust den Ausbau des Finanzhauses zu einer der größten Investmentbanken der Welt voran. Dann jedoch scheiterte im Frühjahr 2000 die schon beschlossene Fusion mit der Dresdner Bank. Seither haftet der Deutschen Bank der Ruf an, zwar international Erfolge zu feiern, sich aber im eigenen Land eher ungeschickt anzustellen.

Wenige Monate nach dem Platzen der Fusion wurde Breuer zur «lahmen Ente»: Der für das Investmentbanking zuständige Vorstand Ackermann wurde mit Wirkung zum Mai 2002 - also anderthalb Jahre im Voraus - zu seinem Nachfolger bestellt. Breuer rückte zu diesem Zeitpunkt an die Spitze des Aufsichtsrates. Über das Verhältnis der beiden gab es seither immer wieder Gerüchte, allerdings hätte es bei einem tief greifenden Konflikt wohl schon früher zu einem Zerwürfnis kommen müssen.

(Von Alexander Missal, dpa)

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