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Wirtschaft: „Rover ist over“

Britischer Autohersteller muss zum 100. Geburtstag Insolvenz anmelden/Tony Blair hält Rettung noch für möglich

Berlin Der angeschlagene britische Autohersteller MG Rover muss fünf Jahre nach dem Ausstieg von BMW Insolvenz anmelden. Der Eigentümer, die Phoenix Venture Holdings, teilte am Freitag in London mit, derzeit würden die „notwendigen Schritte unternommen, um einen Insolvenzverwalter der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers zu ernennen“. Der Vorstand forderte die Beschäftigten gleichwohl auf, am Montag wie immer zur Arbeit zu kommen.

Premierminister Tony Blair bot am Freitag abend Hilfe an. „Wir werden tun, was immer wir können, um Auskommen und Arbeitsplätze der Leute hier zu sichern“, sagte Blair nach Gesprächen in Birmingham. Er und Finanzminister Gordon Brown hätten am selben Tag mit der chinesischen Regierung gesprochen. Er halte eine Lösung immer noch für möglich, sagte er weiter, ohne Details zu nennen.

Die ursprünglich anvisierte Übernahmepläne würden jetzt nicht zu Stande kommen, aber die Regierung sei entschlossen daran mitzuarbeiten, so viele Arbeitsplätze zu retten. Die Hilfsankündigung Blairs kommt vier Wochen vor den Parlamentswahlen, die Insolvenz des 1905 gegründeten Unternehmens könnte Blair Stimmen kosten. Zuvor hatte Industrieministerin Patricia Hewitt jede Verantwortung der Regierung zurückgewiesen.

Rover wollte von der britischen Regierung einen Überbrückungskredit in Höhe von 100 Millionen Pfund haben, doch Hewitt sagte, einen solchen Kredit hätte sie Rover nur nach Abschluss eines Kooperationsvertrags mit den Chinesen gewähren können. Den Zulieferern von Rover, die bis zu 20 000 Mitarbeiter beschäftigen, versprach Hewitt Hilfe in Höhe von 40 Millionen Pfund. Bei MG Rover mit seinem Stammsitz in Longbridge bei Birmingham sind rund 6100 Mitarbeiter beschäftigt.

Der Nürtinger Automobilprofessor Willi Diez kommentierte die jüngste Entwicklung mit den Worten: „Rover ist over“. Am Donnerstag hatte MG Rover seine Produktion gestoppt. Branchenexperten gaben BMW eine Mitschuld an der Misere von MG Rover. Tom Donnelly, Autoexperte der Coventry University, sagte: „BMW hat sich vor dem Verkauf die Rosinen herausgepickt.“ Die Münchener hatten bei ihrem Ausstieg bei Rover im Jahr 2000 die Marken Mini und Rolls-Royce behalten und Landrover an Ford verkauft. Sechs Jahre währte das britische Abenteuer von BMW nur.

„Nach dem BMW-Ausstieg war das Ende nur eine Frage der Zeit“, sagte Autoprofessor Diez. „Rover kann aus eigener Kraft keine neuen Modelle entwickeln.“ Das Interesse der Chinesen habe der Rover-Technik und dem Vertriebsnetz gegolten. „Aber offensichtlich sind die Chinesen nicht naiv, denn Rover hat keine Marktmacht in Europa“. alf/mot

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