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Wirtschaft: Rubel aus dem Verkehr gezogen

MOSKAU (Tsp/ht/rob/HB).Das Chaos in Rußland hat am Donnerstag nicht nur die Börsen der Welt erschüttert.

MOSKAU (Tsp/ht/rob/HB).Das Chaos in Rußland hat am Donnerstag nicht nur die Börsen der Welt erschüttert.Zunehmend leiden auch die Devisenmärkte und die mittel- und osteuropäischen Reformländer unter der Politik- und Finanzkrise in Moskau.Dort scheint inzwischen kein Mittel mehr den Sturz von Rubel und Börse aufzuhalten.Die Aussetzung des Handels mit Dollar und D-Mark führte zu Schwarzmarkthandel.Die westlichen Industrieländer äußerten große Sorge über die Entwicklung in Rußland, sehen aber bislang keinen Anlaß einzugreifen.

Bereits wenige Minuten nach Öffnung der Devisenbörse Micex stoppten die russischen Währungshüter den Handel des Rubels gegen Fremdwährungen.Die Notenbank hatte angesichts des Rubel-Kurssturzes am Mittwoch bereits erklärt, die teuren Stützungskäufe einzustellen.Händler erklärten, für einen Dollar seien zwischen 13 und 16 Rubel gefordert worden.Die Notenbank hatte den Kurs auf 7,86 Rubel festgesetzt.

Die Krise führte zu einem Dominoeffekt an den Börsen und Märkten.Aktienkurse fallen weltweit, die Anleihenkurse in den USA und Euroland steigen.Die Währungen in vielen Schwellenländern und sogar in Europa geraten unter Druck.Nachdem sich die D-Mark gegenüber dem Dollar zum Frankfurter Fixing mit 1,8068 DM gut behauptet hatte, bröckelte sie im Verlauf deutlich ab, so daß der Dollar am späten Donnerstag nachmittag in New York auf 1,8120 DM stieg.Zuvor hatte die D-Mark in Frankfurt vor allem gegenüber dem Pfund Sterling, dem Schweizer Franken sowie dem Yen nachgegeben.

Zur Krisenbewältigung sind nach Ansicht von Analysten nun die Politiker gefragt.Rußland müsse schnell mit neuem Geld unterstützt werden, um eine weltweite Finanzkrise zu vermeiden, forderte gestern Ulrich Berz von der Fondsgesellschaft Union Investment.Er hält es nur für eine Frage der Zeit, bis in den USA über Zinssenkungen nachgedacht werde.Auch in Euroland halten Analysten es bereits für möglich, daß der erste Zinsschritt der Europäischen Zentralbank nach unten gehen könnte.

Die kanadische Regierung mußte unterdessen die Zinsen erhöhen, um den kanadischen Dollar vor weiterem Verfall zu schützen.Auch die norwegische Krone rutschte am Donnerstag gegenüber der D-Mark auf ein Rekordtief."Rußland kam zu den Sorgen, die wir schon hatten", sagte ein Händler in Oslo.Die Währung hatte zuvor unter den niedrigen Ölpreisen gelitten.Zur Stützung der Krone hat die Zentralbank in diesem Jahr die Zinsen schon sieben Mal erhöht.

Ein Parteifreund des geschäftsführenden russischen Ministerpräsidenten Viktor Tschernomyrdin, Alexander Schochin, sagte, Regierung und Parlament arbeiteten einen Krisenplan aus.Gedacht sei an staatliche Reglementierungen bis hin zur Aussetzung der Umtauschbarkeit des Rubel.Zwar dürfe es keine Rückkehr zur Kommandowirtschaft geben, aber der Staatsbankrott müsse verhindert werden.Volkswirte erklärten, vermutlich bleibe der Moskauer Regierung gar keine andere Wahl als Devisenkontrollen.Jedoch zeige die Erfahrung lateinamerikanischer Staaten, daß Devisenkontrollen einen Kurssturz nur aufschöben, aber nicht verhinderten.Zudem würde Rußland mit staatlichen Kontrollen den marktwirtschaftlichen Reformkurs verlassen.Volkswirte erklärten, Ursache der Krise sei ein Machtvakuum.Dieses müsse beseitigt werden.

Rußlands Vertreter beim IWF, Alexander Moschin, sagte, Rußland habe mit dem IWF bislang nicht über neue Kredite gesprochen.Die russische Nachrichtenagentur Ria meldete dagegen unter Berufung auf Verhandlungskreise, Rußland und der IWF hätten weitere Hilfen vereinbart.Gläubigerländer wie Deutschland erklärten, die russische Regierung müsse zuerst die notwendigen Reformen umsetzen, bevor der Westen weitere Kredite gewähre.

Alexander Schochin, der Parteifreund von Viktor Tschernomyrdin, sagte, Regierung und Parlament arbeiteten einen Krisenplan aus.Gedacht sei an staatliche Reglementierungen bis hin zur Aussetzung der Umtauschbarkeit des Rubels.Zwar dürfe es keine Rückkehr zur Kommandowirtschaft geben, aber der Staatsbankrott müsse verhindert werden.In der Zwischenzeit werden langfristige russische Verbindlichkeiten von den Ratingagenturen nur noch als sehr spekulativ sogar als niedrigste Qualität eingestuft.

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