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Wirtschaft: Rückzug auf Raten

Von Bernd Hops Es ist nur wenige Jahre her, da wurde darüber debattiert, eine Börse zu schaffen, die 24 Stunden geöffnet hat. Schließlich gibt es immer einen wichtigen Börsenplatz, der parallel zu Deutschland handelt.

Von Bernd Hops

Es ist nur wenige Jahre her, da wurde darüber debattiert, eine Börse zu schaffen, die 24 Stunden geöffnet hat. Schließlich gibt es immer einen wichtigen Börsenplatz, der parallel zu Deutschland handelt. 24 Stunden wollte die Deutsche Börse in Frankfurt nun doch nicht aufsperren – und entschied sich im Jahr 2000 für eine Ausweitung von zweieinhalb Stunden auf 20 Uhr. Aber etwa so lange, wie es den abendlichen Aktienhandel gibt, wird auch darüber diskutiert, ob er sich lohnt. Der Disput ist beendet – teilweise. Die Börse schaltet ab November wieder jeden Tag schon um 17 Uhr 30 das elektronische Handelssystem Xetra ab.

Die Entscheidung war überfällig. Globalisierung der Finanzmärkte hin oder her, die großen Hoffnungen, die die Börse in die Ausweitung der Handelszeiten gesetzt hat, haben sich jedenfalls nicht bestätigt. Die längeren Handelszeiten waren allein Kind der Euphorie zur Jahrtausendwende, die kaum wieder zurückkehren wird. Die großen Banken und Fonds, die wichtigsten Kunden im XetraSystem, müssen jetzt aber sparen. Gut bezahlte Aktienhändler herumsitzen zu lassen, kann sich heute keiner mehr leisten. Und auch bis 17 Uhr 30 ist Zeit genug, auf die Vorgaben der US-Börse zu reagieren. Tokio und die anderen asiatischen Börsen schließen ohnehin, wenn in Frankfurt aufgesperrt wird.

Und die Kleinaktionäre? Hier gibt die Börse noch nicht die Hoffnung auf, dass die Privatanleger wieder verstärkt an die Aktienmärkte gehen – und zwar möglichst abends. Deshalb soll der Parketthandel weiterhin bis zur Tagesschau laufen. Die Wahrheit ist aber auch: Frankfurt will den Regionalbörsen in Berlin, Stuttgart oder Düsseldorf das abendliche Geschäft nicht kampflos überlassen, sei es noch so klein.

Der Rückzug der Börse ist auch aus einem anderen Grund inkonsequent. Was ist mit dem Feiertagshandel, den keine internationale Börse hat? Der wurde ebenfalls im Zuge der Börseneuphorie eingeführt. Und auch hier sagen alle professionellen Händler: Es lohnt sich nicht. Nur für Kleinanleger einen ganzen Tag lang aufzumachen, dürfte sich auch für die Börse nicht rechnen – und Prestige bringt es heute ebenfalls nicht mehr. Frankfurt hätte am Mittwoch die Chance nutzen und auch diese Börsenblase platzen lassen sollen.

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