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Wirtschaft: Ruhrgas will Beteiligung an Gazprom weiter erhöhen

ESSEN (ews/HB).Der Favorit und erklärte Wunschpartner Ruhrgas AG, Essen, hat den Zuschlag für das 2,5prozentige Paket an der OAO Gazprom, Moskau erhalten.

ESSEN (ews/HB).Der Favorit und erklärte Wunschpartner Ruhrgas AG, Essen, hat den Zuschlag für das 2,5prozentige Paket an der OAO Gazprom, Moskau erhalten.Geboten hatte der größte europäische Gashändler dafür 660 Mill.Dollar (umgerechnet rund 1,8 Mrd.DM).Ein Mitkonkurrent lag mit 651,5 Mill.Dollar nur knapp über dem Startpreis von 651 Mill.Dollar, den die russische Regierung gefordert hatte.Für den ersten ausländischen Käufer einer Gazprom-Beteiligung besteht ein fünfjähriges Verbot der Weiterveräußerung.

Der Kaufvertrag wird heute in Moskau unterzeichnet, die Zahlung soll bereits am Mittwoch erfolgen.Im Lauf des Jahres 1999 wird ein weiteres 2,5-prozentiges-Aktienpaket aus dem dann noch 37,5-prozentigen Besitz des Staates angeboten.Nachdem bisher immer der Januar im Gespräch war, scheint der Zeitpunkt nun jedoch wieder offen zu sein.

Gazprom, mit Abstand größter Gasproduzent der Welt, begrüßte in Moskau den Zuschlag für Ruhrgas.Mit Ruhrgas habe "ein echter strategischer Partner" den Zuschlag erhalten.Gazprom hoffe, daß beide Unternehmen von dem Geschäft profitierten, hieß es in einer Presseerklärung des Unternehmens.Durch die Auktion sei der Investititionsanreiz in die russische Industrie gewachsen.Der Aktienverkauf könne den russischen Aktienmarkt wiederbeleben.

Für die russische Regierung sind die 13 Mrd.Rubel aus dem Verkaufserlös ein Beitrag zur Deckung des Haushaltdefizits.Der Chef der staatlichen Eigentumsbehörde, Igor Schuwalow, erklärte, der Startpreis habe um 20 Prozent über dem Wert des Aktienpakets auf dem westlichen Markt gelegen.Der Paketaufschlag wird damit begründet, daß es sehr schwierig sei, ein solch großes Aktienpaket auf dem freien Markt zu erwerben.

Die Experten der Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, die die russische Regierung beraten und die Interessenten sondiert hat, seien davon ausgegangen, daß der Marktwert des Aktienpakets steigen werde.Während der Auktion waren die Gazprom-Kurse jedoch gefallen.Ein Gazprom-ADR sei für etwa neun Dollar gehandelt worden.Die Depositenzertifikate (ADR) entsprechen zehn Gazprom-Aktien und werden an westlichen Börsen gehandelt.

Die Ruhrgas ist der wichtigste Kunde der Gazprom.Die Beziehungen der beiden Unternehmen sind bis 2025 vertraglich fixiert.Im Mai waren neue Lieferungen im Wert von 25 Mrd.DM für die kommenden beiden Jahrzehnte vereinbart worden.Der Erwerb der Gazprom-Aktien ist aber nur der erste Schritt in der Entwicklung der Partner.Schon heute werden auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Moskau weitere Details veröffentlicht.

Durch die Liberalisierung der Energiemärkte in der Europäischen Union muß sich auch die Ruhrgas, zu deren Aktionären die RAG, Mannesmann, Krupp, RWE, Veba, BP, Esso und Shell zählen, neu aufstellen.Der Wettbewerb nicht nur zu anderen Energien, sondern auch von Gas zu Gas forciert die Internationalisierung und den Einstieg in die Gasproduktion.So will Ruhrgas in zwei Jahren die eigene Förderung in der britischen Nordsee aufnehmen.Und schon kurzfristig soll der Absatz im Ausland auf fast 50 Mrd.Kilowattstunden verdoppelt werden.Insgesamt setzt Ruhrgas 600 Mrd.Kilowattstunden ab.An jeder Kilowattstunde wird bei einem Jahresüberschuß von 600 Mill.DM ein Zehntel Pfennig verdient.

Mit einem Marktanteil von 32 Prozent ist Rußland der bedeutendste Lieferant für Erdgas in Deutschland.Im vergangenen Jahr flossen knapp 320 Milliarden Kilowattstunden russischen Erdgases an deutsche Gasimportgesellschaften.

Das Gas stammt vor allem aus dem rund 5000 Kilometer entfernten Westsibirien.Mit einer in Teilbereichen bereits im Bau befindlichen Leitung soll ein neuer Transportkorridor von der sibirischen Jamal- Halbinsel nach Europa geschaffen werden.

Der erste Vertrag über die Lieferung russischen Erdgases war im Jahr 1970 mit Ruhrgas geschlossen worden.Seit Anfang der 90er Jahre hatte die russische Gazprom auch Liefervereinbarungen mit dem Ruhrgas-Konkurrenten Wintershall geschlossen und sich mit 35 Prozent an der Wintershall-Tochter Wingas GmbH (Kassel) beteiligt.

Mit einem Anteil von 54 Prozent ist Ruhrgas wichtigster Kunde der Gazprom in Deutschland.Rund 22 Prozent der russischen Gaslieferungen gingen im vergangenen Jahr an Wingas, ein Joint Venture von Gazprom und Wintershall.Zu etwa 15 Prozent ist Gazprom auch einer der Haupt-Anteilseigner einer Pipeline, die seit Oktober den größten europäischen Einzelmarkt, Großbritannien, an das europäische Verbundnetz anbindet.

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