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Russland: Jukos jetzt offiziell insolvent

Der zerschlagene russische Ölkonzern Jukos ist offiziell für insolvent erklärt worden. Die Gläubigerversammlung stimmte mehrheitlich für die Liquidation des Unternehmens, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete.

Moskau - Die endgültige Entscheidung über das Schicksal des Unternehmens liegt allerdings beim Moskauer Schiedsgericht und soll am 1. August fallen. Jukos bestritt dagegen die Gültigkeit der Zahlen, die der Insolvenzverwalter Eduard Rebgun der Gläubigerversammlung vorgelegt hatte.

Rebgun argumentierte nach dem Bericht von Interfax, dass Jukos mehr als 18 Milliarden Dollar Schulden habe und dagegen nur über Positivwerte von insgesamt 17,72 Milliarden Dollar verfüge. Die Gläubiger stimmten auf dieser Grundlage mit über 90 Prozent für die Liquidation und gegen einen Restrukturierungsplan des Jukos-Managements. Die Aktie den Unternehmens ging in der Moskauer Börse daraufhin in einen Steilflug abwärts und verlor über 35 Prozent.

Zweifel an den Zahlen

"Wir halten Rebguns Zahlen für falsch», sagte dagegen eine Sprecherin von Jukos. Auch nach Angaben des Jukos-Anteilhabers Tim Osborne - der dem Lager des inhaftierten Ex-Chefs Michail Chodorkowski zugerechnet wird - verfügt Jukos über Besitz im Wert von 37,7 Milliarden Dollar und nur 18 Milliarden Dollar Schulden.

Vor wenigen Tagen hatte Jukos-Chef Steven Theede seinen Rücktritt angekündigt und das Ende des Konzerns vorausgesagt. Jukos war nach einem Streit um Steuerzahlungen vor rund zwei Jahren de facto zerschlagen und Ende März einem Konkursverwalter unterstellt worden. Beobachter vermuten dahinter politische Gründe. Der Jukos-Gründer und Kreml-Kritiker Chodorkowski verbüßt derzeit eine achtjährige Haftstrafe in Sibirien.

Die letzten Hoffnungen für Theede, der seit 2004 an der Spitze von Jukos steht, hatten sich vergangenen Woche zerschlagen: Jukos hatte bis zuletzt versucht, den Börsengang des russischen Ölkonzerns Rosneft vor Gericht zu verhindern und sich so den Zugriff auf den Wert der einstigen Fördertochter Yuganskneftegas zu erhalten. Der Rosneft-Börsengang wurde von einem Londoner Gericht aber schließlich erlaubt. Jukos argumentiert, der Konkurrent habe Yuganskneftegas Ende 2004 «gestohlen». Theede will den Fall vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bringen. (tso/AFP)

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