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Wirtschaft: RWE gibt in Holland 9,3 Milliarden Euro aus

Essener wollen Marktführer Essent übernehmen

Düsseldorf - RWE steht nach Einschätzung von Analysten vor einem sinnvollen, aber auch teuren Zukauf. Der Konzern will den größten niederländischen Versorger Essent für 9,3 Milliarden Euro inklusive Schulden übernehmen. Zuvor werden aber die Strom- und Gasnetze von Essent als auch das Entsorgungsgeschäft abgetrennt. Vorstand, Aufsichtsrat sowie ein Gesellschafterausschuss, der die rund 140 kommunalen Essent-Aktionäre vertritt, wählten RWE nach einem monatelangen Wettstreit mit anderen Interessenten jetzt aus.

Das Gebot bewertet das Unternehmen mit dem 9,6-fachen des für 2009 erwarteten Ergebnisses vor Zinsen und Abschreibungen (Ebitda). Zum Vergleich: Die Branche wird zur Zeit etwa mit dem Siebenfachen bewertet. RWE habe nicht von niedrigeren Bewertungen durch die Finanzkrise profitieren können, urteilten die Analysten von Sal. Oppenheim in einer ersten Stellungnahme. Im Vorfeld war über einen Kaufpreis von sechs Milliarden Euro spekuliert worden. Die RWE-Aktie notierte am Montag dann auch um zwei Prozent schwächer.

RWE ist bereits in den Niederlanden aktiv, versorgt dort 340 000 Haushalte und 50 000 Unternehmen und baut für zwei Milliarden Euro ein Biomasse- und Kohlekraftwerk an der Nordseeküste. Nach Einschätzung von RWE-Chef Jürgen Großmann würde Essent eine Lücke zwischen den wichtigsten Märkten Deutschland und England schließen: „Wenn man den Wert seines Hauses steigern will, ist es besser, in der Nachbarschaft zu investieren als weit weg in ganz Europa Ferienhäuser zu bauen.“

Essent erzielte 2008 ohne Netz- und Entsorgungsgeschäft einen Umsatz von 6,6 Milliarden Euro und ein Ebitda von 882 Millionen Euro. Das Unternehmen versorgt in den Niederlanden 2,2 Millionen Kunden mit Strom und 1,8 Millionen mit Gas, kommt auf einen Marktanteil von rund 30 Prozent und ist auch bei den Kraftwerkskapazitäten die Nummer eins. Zudem ist Essent in Belgien und Deutschland aktiv. Großmann reizen auch die umfassenden Gasaktivitäten des Nachbarn, dessen Engagement an zahlreichen Windparks und die 50-Prozent-Beteiligung am einzigen Kernkraftwerk der Niederlande Borssele.

Die Finanzierung dürfte für RWE trotz der Finanzkrise kein Problem sein. Der Konzern hat sich nach einen neuen Kreditrahmen in Höhe von neun Milliarden Euro gesichert. Probleme drohen bei der kartellrechtlichen Genehmigung. Essent erzielt in Deutschland einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. RWE darf auf dem Heimatmarkt aber faktisch nicht mehr expandieren und wird Zugeständnisse machen müssen, um die Fusion genehmigt zu bekommen. juf (HB)

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