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Innogy-Chef Peter Terium beim Handelsstart seiner Aktie am Freitag.

© Kai Pfaffenbach/Reuters

RWE platziert Ökosparte: Innogy – Börsengang mit Superlativen

RWE hat erfolgreich seine Ökosparte Innogy am Markt platziert. Das spült fünf Milliarden Euro in die Kassen. So etwas gab es seit dem Internet-Boom nicht mehr. Das neue Unternehmen wird jetzt sogar höher bewertet als die Muttergesellschaft.

So voll wie am Freitagmorgen war es auf dem Frankfurter Börsenparkett schon lange nicht mehr. Selbst Börsenchef Carsten Kengeter ließ sich im Handelssaal blicken. Kein Wunder: Schließlich stand der größte Börsengang in Deutschland seit November 2000 an und der viertgrößte in Deutschland überhaupt. Fünf Milliarden Euro erlöste der Energie-Konzern RWE für seine Tochter Innogy. „Ich bin sehr zufrieden, ja überglücklich“, sagte der bisherige RWE-Chef und neue Innogy-Vorstandsvorsitzende Peter Terium, als um kurz nach neun der erste Kurs der neuen Aktie ausgerufen wurde und auf der Kurstafel aufblinkte. 37,30 Euro waren es zum Start, nachdem der Emissionskurs am Abend vorher auf 36 Euro und damit am obersten Ende der Spanne festgelegt worden war. 139 Millionen Aktien hat RWE abgegeben, angesichts der starken Nachfrage hätte der Konzern viel mehr verkaufen können.

Dass die Aktie im Handelsverlauf am Freitag wieder unter die Marke von 36 Euro rutschte, störte Terium weniger. Er gab sich sicher, dass die Innogy-Aktie genauso wie das Unternehmen ihren Weg gehen wird. „Der Konzern kann sich eine dicke Dividende leisten, und das ist ein langfristiges Versprechen“, sagte der Manager. Innogy erhalte durch den Börsengang zwei Milliarden Euro für weitere Investitionen. Drei Milliarden Euro gehen an die Muttergesellschaft RWE. Künftig will Innogy 70 bis 80 Prozent des Gewinns ausschütten. Die Aktien von RWE gaben am Freitag um knapp sechs Prozent nach. Händler begründeten das auch damit, dass große Investoren ihre Portfolios umschichteten und dabei RWE-Anteile teilweise durch Innogy-Papiere ersetzten. Ähnlich große Börsengänge wie jetzt von Innogy hatte es zuletzt im Jahr 2000 gegeben. Die Deutsche Post hatte damals 6,25 Milliarden Euro erlöst, Infineon gut sechs Milliarden Euro. Größter IPO (Initial Public Offering) bleibt der erste Börsengang der Deutschen Telekom im November 1996. Er spielte rund zehn Milliarden Euro ein.

Börsenwert: 20 Milliarden Euro

Da RWE nur ein Viertel der Innogy-Aktien abgibt und drei Viertel behält, ergibt sich für Innogy ein Börsenwert von rund 20 Milliarden Euro. Damit ist die Tochter, die sich auf erneuerbare Energien und die Stromnetze konzentriert, mit einem Schlag der am höchsten bewertete Energiekonzern in Deutschland. RWE kommt aktuell auf knapp neun Milliarden Euro, Eon auf gut zwölf Milliarden Euro. Innogy wolle den Börsengang nutzen, um die starke Position als innovatives Energieunternehmen in Europa weiter auszubauen, sagte Terium.

Davon will neben der Muttergesellschaft RWE unter anderem auch der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock profitieren. Er hatte Innogy-Aktien für 940 Millionen Euro geordert und wird mit knapp fünf Prozent hinter RWE zweitgrößter Anteilseigner. Die US-Fondsgesellschaft Franklin Templeton folgt nach Angaben aus Finanzkreisen dahinter. Sie habe Innogy-Aktien im Volumen von 750 Millionen Euro bestellt. Angeblich gehen 45 Prozent der Aktien nach Großbritannien, 25 bis 30 Prozent an Aktionäre in den USA. Deutsche Fonds erhalten dem Vernehmen nach nur etwa fünf Prozent. Deutsche Privatanleger spielen bei der Emission eine untergeordnete Rolle.

Für Deutsche-Börse-Chef Kengeter zeigt die Emission, dass „IPOs auch in schwierigen Marktphasen in Deutschland erfolgreich sein können“. Frankfurt bleibe für Börsengänge einer der attraktivsten Plätze in Europa. Auch der Deutschen Bank beschert der Börsengang von Innogy in der schwierigsten Phase der Bank eine gute Nachricht. Zusammen mit Goldman Sachs hat sie den Börsengang der RWE-Tochter federführend organisiert. Insgesamt kassieren die neun beteiligten Institute laut Börsenprospekt Gebühren in Höhe von 35 Millionen Euro.

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