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Wirtschaft: RWE verdient kräftig im Ausland

Stromversorger profitiert vom kalten Winter – Expansionskurs der letzten Jahre hinterlässt Spuren

Düsseldorf (tas). Mit Wachstum ist der neue Vorstandschef von RWE, Harry Roels, ins Jahr 2003 gestartet. Wie der Essener Energiekonzern am Mittwoch bekannt gab, legte das Betriebsergebnis vor allem wegen der Auslandstöchter im ersten Quartal um 33 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Im Kerngeschäft mit Strom, Gas, Wasser und Umweltdienstleistungen konnte RWE das Betriebsergebnis in den ersten drei Monaten sogar um 51 Prozent verbessern.

„Die Wintersaison hat dem Geschäft geholfen“, sagte RWEFinanzvorstand Klaus Sturany. Wegen der kühlen Witterung zu Jahresbeginn und dementsprechend steigendem Energieverbrauch machen die Energieversorger im ersten Quartal traditionell gute Umsätze. Wegen der sehr kalten Witterung stieg der Strombedarf dieses Jahr besonders kräftig. Nach Angaben des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) konnten die deutschen Stromversorger im ersten Quartal 2003 mit rund 131 Milliarden Kilowattstunden gut vier Prozent mehr Strom absetzen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. So lag der Stromverbrauch im Februar um 10,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig erhöhten sich die Strompreise gegenüber 2002. Industriekunden mussten fünf Prozent, Haushaltskunden im Schnitt sechs Prozent mehr für die Kilowattstunde bezahlen. Wegen der kühlen Witterung sei auch der Gasverbrauch in Deutschland um 14 Prozent gestiegen, teilte RWE mit.

Das gute Ergebnis des Essener Konzerns erklärt sich vor allem durch die erstmals vollständig in die Bilanz einbezogenen Tochterunternehmen im Ausland. Der britische Stromkonzern Innogy steuerte 237 Millionen Euro zum Betriebsergebnis bei, die Gasaktivitäten in der Tschechischen Republik (Transgas) lieferten 154 Millionen Euro, und der US-Wasserversorger American Water Works schaffte 80 Millionen Euro. Das Auslandsgeschäft liefert mittlerweile die Hälfte des Gesamtumsatzes von RWE. Dieser lag im ersten Quartal bei 12,8 Milliarden Euro.

Von Analysten wurden die Zahlen positiv bewertet. RWE sei auf einem guten Weg, hieß es. Vor allem die Bestätigung der Prognose, RWE werde das Betriebsergebnis im Gesamtjahr zweistellig steigern, sorgte für Kaufstimmung an der Börse. Bis Mittwoch Nachmittag kletterte die RWE-Aktie rund vier Prozent auf 25,70 Euro.

Die Zukäufe aus den vergangenen Jahren, die RWE rund 32 Milliarden Euro gekostet haben, sorgen jedoch nicht nur für Wachstum. In der Bilanz spiegelt sich bereits im ersten Quartal 2003 wider, dass die Finanzierungskosten und die Abschreibungen auf die Neuerwerbungen (Goodwill) den Konzerngewinn belasten. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres lag der Gewinn bei 437 Millionen Euro und damit um 37 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Gesamtjahr erwartet RWE einen Gewinnrückgang zwischen 25 und 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 1,05 Milliarden Euro.

Die Nettoverschuldung, die sich wegen der Firmenzukäufe in den ersten drei Monaten auf 22,5 Milliarden Euro erhöht hat, wird RWE zufolge im zweiten Quartal wegen einer Steuernachzahlung und der Dividendenausschüttung noch einmal steigen. Im Gesamtjahr sollen die Schulden dann aber wegen positiver Wechselkurseffekte auf unter 23 Millionen Euro sinken. Das ist rund eine Milliarde Euro mehr als geplant.

Nach der milliardenschweren Einkaufstour im vorigen Jahr hat sich RWE für 2003 die Integration der ausländischen Gesellschaften vorgenommen. Kleinere Akquisitionen hatte Vorstandschef Roels aber nicht ausgeschlossen. Die Essener werden derzeit als heißester Kandidat für die Übernahme der Gelsenwasser gehandelt. Laut Finanzchef Sturany gibt es aber noch keine Gespräche. RWE werde nur beim richtigen Preis zuschlagen. Analysten schätzen den Wert des Gelsenwasser-Paketes auf mindestens 800 Millionen Euro. Deutschlands größter Wasserversorger gehört noch dem RWE-Konkurrenten Eon. Der Düsseldorfer Energieversorger wurde jedoch vom Bundeswirtschaftsministerium dazu verpflichtet, seine 80-prozentige Beteiligung an Gelsenwasser abzugeben, um Deutschlands größten Gasversorger Ruhrgas zu bekommen.

Bei RWE warten die Beteiligungen am Baukonzern Hochtief und bei Heidelberger Druckmaschinen weiter auf ihren Verkauf. Das so genannte Nicht-Kerngeschäft belastet RWE stark. So sank das betriebliche Ergebnis im ersten Quartal hier um 86 Prozent auf nur noch 29 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Wegen der schlechten Konjunkturlage ist in diesem Jahr jedoch nicht mehr mit dem Verkauf der beiden Beteiligungen zu rechnen.

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