zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Ryanair wächst rasant

Der irische Billigflieger prüft Berliner Drehkreuz. Auch Air Berlin steigert Passagierzahlen deutlich

Frankfurt am Main/Berlin - Die irische Billigfluglinie Ryanair wird möglicherweise bis 2009 in Berlin, Hamburg oder München ein weiteres deutsches Drehkreuz eröffnen. „Wir verhandeln in allen drei Städten“, sagte Finanzchef James Dempsey am Dienstag in Frankfurt. Joachim Hunold, Chef der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin, reagierte gelassen. „Ryanair hat in der Vergangenheit schon viel für Deutschland versprochen – aber wenig gehalten“, sagte er dem Tagesspiegel.

Trotz der stark gestiegenen Ölpreise und wachsender Konkurrenz unter anderem durch Air Berlin will die irische Fluggesellschaft weiter wachsen und auch den Gewinn steigern. Im Geschäftsjahr 2005/2006, das Ende März abgeschlossen wurde, kletterte der Nettogewinn um zwölf Prozent auf 302 Millionen Euro. Für das laufende Jahr ist Ryanair vor allem wegen des Ölpreises vorsichtiger und rechnet mit einem Anstieg zwischen fünf und zehn Prozent.

Air Berlin meldete ebenfalls am Dienstag Fluggastzahlen für den Mai. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es ein Plus von fast neun Prozent auf etwa 1,8 Millionen. Damit liege man voll im Plan, hieß es. Kürzlich hatte Hunold betont, dass er weiter von einem deutlichen Gewinn im Gesamtjahr ausgehe.

Bei Ryanair kletterte im abgelaufenen Geschäftsjahr die Passagierzahl um 26 Prozent auf 35 Millionen, der Umsatz stieg um 28 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro. In Deutschland zählten die Iren 3,5 Millionen Fluggäste. In diesem Jahr erwartet Ryanair ein weiteres Plus von 20 Prozent auf rund 42 Millionen Passagiere, 4,3 Millionen davon in Deutschland. Die Flugzeugflotte soll bis 2012 von derzeit 107 um 132 Maschinen wachsen.

Ryanair profitiert nach Ansicht von Vorstandschef Michael O’Leary vor allem davon, dass keine Treibstoffzuschläge erhoben werden. Dadurch würden mehr und mehr Passagiere zu Ryanair kommen. Die Iren wollen auch weiter ohne Zuschläge auskommen. Dabei mussten sie schon im abgelaufenen Geschäftsjahr 74 Prozent mehr für Treibstoff aufwenden. Ryanair will vor allem durch Wachstum und weiter sinkende Verwaltungskosten dagegenhalten. Die Konkurrenz von Air Berlin betrachten die Iren sehr gelassen. „Wir verlangen 40 Prozent weniger pro Ticket, wir machen 300 Millionen Euro Gewinn, Air Berlin 116 Millionen Euro Verlust“, sagt Dempsey.

Zu den Attacken sagte Air-Berlin-Chef Hunold dem Tagesspiegel: „Dafür, dass wir angeblich kein ernst zu nehmender Konkurrent sind und Herrn O’Leary nicht interessieren, regt er sich auffällig häufig über uns auf.“ Air Berlin wiederum betrachte Ryanair als wichtigen Konkurrenten, „auch wenn es manchmal schwer fällt, Herrn O’Leary ernst zu nehmen“. Im Gegensatz zu Ryanair erhebt Air Berlin einen Aufschlag zum Ausgleich für die gestiegenen Treibstoffkosten. Zu den Ankündigungen des irischen Konkurrenten meinte Hunold: „Auch wenn Ryanair keinen Kerosinzuschlag nimmt, kassiert man das Geld auf andere Art und Weise. Zum Beispiel, indem sie Steuern und Gebühren von den Kunden erhebt, die gar nicht entstanden sind.“

Nach einem Bericht des ARD-Magazins „Plusminus“ kassieren die Iren an vielen Flughäfen im Ausland überhöhte Sicherheitsgebühren: Dabei zahlen die Passagiere zwischen 45 Cent und sieben Euro zu viel. Im belgischen Charleroi etwa müssen die Fluggäste sieben Euro bezahlen, der Airport allerdings verlangt von Ryanair keinen Cent, behauptet Plusminus. Bei ungerechtfertigten Aufschlägen von 50 Cent würden so pro Jahr mehr als 17 Millionen Euro zusätzlich in die Kassen fließen. Ryanair weist die Vorwürfe zurück. „Wir haben keine zu hohen Gebühren, wir sind absolut transparent“, sagt Dempsey. In Deutschland haben die Iren die Gebühren im Februar gesenkt – nachdem ähnliche Vorwürfe auch für deutsche Flughäfen laut geworden waren. In Berlin-Schönefeld etwa verlangte Ryanair 5,07 Euro, die Luftsicherheitsgebühr lag aber nur bei 3,85 Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false