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Wirtschaft: Ryanair wehrt sich gegen Billigflieger

Die irische Fluggesellschaft reagiert auf die Konkurrenz und verschenkt 100000 Tickets/Sicherheit sei gewährleistet

Frankfurt (Main) (ro). Die irische Billigfluglinie weist Vorwürfe von mangelnder Sicherheit zurück. „Unsere oberste Priorität ist Sicherheit“, sagte Caroline Baldwin, Verkaufschefin der irischen Billigfluglinie Ryanair für Deutschland und Österreich, am Dienstag in Frankfurt. Die Europäische Pilotenvereinigung (ECA) hatte gestern im Tagesspiegel vor möglichen Sicherheitsrisiken in Folge des Booms von Billigfluglinien gewarnt. Auch künftig müssten die Flugzeuge ausreichend kontrolliert und die Arbeitsbedingungen und Ausbildung der Piloten gewährleistet werden, hatte ECA-Chef Giancarlo Crivellaro gesagt. Die Organisation wird am heutigen Mittwoch der EU-Kommission in Brüssel einen Bericht vorlegen, in dem sie verbindliche Mindeststandards beispielsweise bei den Flug- und Ruhezeiten für Besatzungsmitglieder für alle europäischen Fluggesellschaften fordert.

Einer ECA-Analyse zufolge fliegen die Piloten von Billiglinien jährlich 25 Prozent mehr als ihre Kollegen bei den großen Gesellschaften wie Lufthansa, Air France oder British Airways. Zugleich bekämen sie aber 25 Prozent weniger Gehalt.

Als Problem sehe die ECA vor allem, dass Billiganbieter durch Standorte außerhalb ihres Stammlandes Kontrolllücken nutzen könnten. Ryanair steht unter der Kontrolle der irischen Flugaufsicht Irish Aviation Authority. Die Fluglinie habe aber auch eine Basis in Frankfurt-Hahn oder im belgischen Charleroi mit Flugzeugen, die nicht regelmäßig nach Irland zurückkehren. Aus Sicht der ECA ist damit keine ausreichende Kontrolle gewährleistet.

Ryanair-Piloten arbeiten länger

Die Ryanair-Managerin räumte am Dienstag ein, dass die Piloten ihres Unternehmens länger fliegen als etwa Lufthansa-Kollegen. Dies bewege sich aber innerhalb der gesetzlichen Vorgaben. Nach den irischen Vorschriften dürften die Piloten pro Jahr 900 Stunden fliegen, in Deutschland seien sogar 1000 Stunden erlaubt.

Baldwin betont, dass die Ryanair-Piloten nur innerhalb Europas fliegen und jeden Abend wieder an ihrem Heimatort seien. Sie verwies außerdem darauf, dass die Flugzeugführer bei Ryanair im Vergleich zu ähnlich eingesetzten Lufthansa-Piloten besser bezahlt würden. Ein in London stationierter Ryanair-Kapitän kommt Baldwin zufolge auf 187 000 Euro im Jahr. Das Anfangsgehalt eines Piloten liege bei gut 95000 Euro. Nach Angaben der Verkaufsleiterin hat es bei Ryanair-Flügen noch nie irgendwelche Probleme oder gar Unfälle gegeben. Ende des Jahres werde Ryanair 13 neue Flugzeuge in Dienst stellen.

Auf die ab Oktober in Deutschland deutlich zunehmende Billigflieger-Konkurrenz von Germanwings und Hapag-Lloyd Express reagiert Ryanair aggressiv: Seit heute bieten die Iren in Deutschland 100000 Tickets für nominal einen Cent für alle Strecken an, europaweit sind es eine Million Gratis-Plätze. Gezahlt werden müssen allerdings Steuern und Flughafengebühren, womit man auf eine Summe von rund 37 Euro käme. Gebucht werden können die Flüge bis 23. September, das einmalige Angebot gilt für Reisen zwischen dem 1. Oktober und dem 17. Dezember. Ryanair-Managerin Baldwin versichert, dass das Wachstum von Ryanair durch die zunehmende Konkurrenz nicht gebremst werde. Nach wie vor sollen Gewinn und Passagierzahl pro Jahr um 30 Prozent steigen. Bis 2010 wollen die Iren ihre Flotte von derzeit 44 Jets auf 170 aufstocken und die Zahl der Passagiere von derzeit rund elf Millionen auf 40 Millionen steigern. Die Zahl der deutschen Fluggäste soll im laufenden Jahr bei 1,8 Millionen liegen, die Maschinen, die von Frankfurt-Hahn, von Lübeck und von Friedrichshafen aus starten, sollen im Schnitt zu 70 Prozent ausgelastet sein.

Die Verhandlungen mit neuen Flughäfen in Deutschland gestalten sich allerdings schwieriger als erwartet. Neue Abschlüsse konnte Baldwin am Dienstag nicht verkünden. Auch innerdeutsche Strecken hat Ryanair vorerst zurückgestellt. Grund: Sie sind offenbar derzeit nicht profitabel zu betreiben.

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