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Saab

© dpa

Saab: Legende am Ende

Der urschwedischen Marke Saab droht am kommenden Dienstag das unwiderrufliche Aus. Es wäre das Ende einer Traditionsmarke.

Trollhättan - Die Besucherin des Saab-Museums im schwedischen Trollhättan spricht aus, was viele denken: „Saab gibt es ja bald nicht mehr“, sagt die Frau, während ihre zwei Kinder vor einem der weltweit ersten Prototypen für Solarautos aus dem Jahr 1985 herumzappeln. „Da dachten wir, wir nutzen die letzte Gelegenheit, uns das alles mal anzugucken.“

Tatsächlich droht nicht nur dem Museum das Ende, sondern dem ganzen Konzern. Nach dem überraschenden Ausstieg des Luxusrennwagenherstellers Koenigsegg könnte am Dienstag der bisherige US-Eigentümer General Motors das unwiderrufliche Aus des Unternehmens verkünden. Viele Branchenexperten gehen davon aus, dass genau dieser Fall eintreten wird. Auch wenn am Samstag bekannt wurde, dass zwei US-Investmentfirmen Interesse an einer Übernahme signalisierten.

Es wäre das Ende einer Traditionsmarke. 1937 wurde Saab im südschwedischen Trollhättan als Hersteller von Militärflugzeugen gegründet. Als nach dem Krieg dann der Bedarf an Kriegsgeräten nachließ und der an Familienautos stieg, schwenkten die Konstrukteure um. Trotzdem sah das erste Modell, das 1949 erstmals verkauft wurde, noch aus wie ein Flugzeug ohne Flügel.

Der nach den Gesetzen der Aerodynamik ungewöhnlich schlank geformte Ur-Saab verfügte über einen sympathisch knatternden Zweitaktmotor und Vorderradantrieb und wurde zu einem Verkaufsschlager. Auch weil er sich auf den damals zumeist holprigen Straßen ausgezeichnet fahren ließ. Zum Erfolg trug auch der Rennfahrer Erik Carlsson bei, der im Saab prestigeträchtige Rennen gewann. So wurde der Underdog aus Schweden weltweit zum Gesprächsthema und Saab sicherte sich den Ruf als schrullige, aber äußerst innovative Automarke.

1969 wurde Saab mit dem bis heute weltweit erfolgreichen schwedischen Lastwagenhersteller Scania zusammengeführt. Danach sollten die Autos eleganter werden. Das gelang, allerdings auf Kosten der Schrulligkeit, durch die Saab bekannt geworden war. Das Konzept ging nur bedingt auf: Nach schnellen ersten Erfolgen folgten immer durchwachsener werdende Zeiten. Verschlimmert wurde die Sache noch durch einen Innovationsmangel, resultierend aus der Überzeugung, das Spitzenqualitäts- und Kultimage werde auch ohne größere Anstrengung ewig halten.

1990 schließlich wurde der US-Autogigant General Motors erst Teil-, dann Volleigentümer bei der schon damals vor dem Aus stehenden Marke. Aus der erhofften Rettung wurde trotz der Entwicklung und Fertigung von vier dringend benötigten neuen Modellen, darunter der Luxus-Saab 9-5, nichts. GM machte bis heute nicht eine einzige Krone Gewinn mit den Schweden. Schlimmer war jedoch, dass die US-Manager durch Reduzierung der Kosten und durch die Verwendung billiger Bauteile das Image der Schweden ruinierten. Schon bald galt Saab bei Käufern als Pannenwagen – und im globalen GM-Imperium plötzlich nur noch als eine schlechte und relativ unwichtige Sparte.

Dennoch verfügt Saab nach wie vor auf der ganzen Welt über glühende Verehrer, wie den Sachsen André Muck, der mit seinem Fanclub „Rettet Saab“ auf der ganzen Welt Gelder für die Rettung einsammelt. „Es wäre furchtbar, wenn Saab stirbt“, sagt er. „Eine solche Marke kann man doch nicht einfach so fallen lassen“, hofft Muck.

André Anwar

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