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Wirtschaft: Saban versucht es wieder bei Kirch-Media

US-Investor bereitet offenbar neues Angebot zum Kauf des TV-Konzerns ProSiebenSat1 vor

München (cbu/HB/mot). Der USInvestor Haim Saban will offenbar einen zweiten Anlauf unternehmen, um Deutschlands größten TV-Konzern Pro Sieben Sat 1 Media zu übernehmen. Wie am Wochenende aus Branchenkreisen verlautete, arbeiten Saban und seine Leute an einer neuen Offerte. Dabei sucht der Amerikaner aus Los Angeles den direkten Kontakt zu den Gläubigerbanken. Möglicherweise werde das Interesse Sabans in einer für diese Woche geplanten Gläubigersitzung diskutiert, heißt es.

Anfang Juni war der Einstieg Sabans überraschend geplatzt. Kirch-Insolvenzverwalter Michael Jaffé und der Amerikaner konnten sich nicht auf die Details einigen, obwohl die Kaufverträge bereits unterzeichnet waren. Auch die Medienaufsicht hatte schon grünes Licht gegeben. Danach hatten Jaffé und sein Berater Hans-Joachim Ziems betont, ein neuer Anlauf für den Verkauf des TV-Konzerns werde erst in zwei Jahren unternommen. Bis dahin soll der Konzern, der im ersten Quartal rote Zahlen schrieb, in Eigenregie weitergeführt werden.

Dies sei der Grund, warum Saban nun den Kontakt zu den Banken (Hypo-Vereinsbank, Commerzbank, DZ Bank und Bayerische Landesbank) sucht. Der erneute Vorstoß Sabans könnte durch zwei Umstände begünstigt werden. Zum einen wird derzeit die Kirch-Filmbibliothek abgewickelt. Bisher sollte ProSiebenSat1 zusammen mit der Filmbibliothek verkauft werden, was die Transaktion sehr komplex und für einen Investor teuer gemacht hätte.

Steht die Finanzierung diesmal?

Zum anderen hat Saban laut Branchenkreisen nun Finanzinvestoren für den Kauf von Pro Sieben Sat 1 gefunden. So heißt es in übereinstimmenden Medienberichten, Saban habe eine Finanzierungszusage des US-Investmenthauses Hellman & Friedman sowie amerikanischer und europäischer Fonds. Diesmal wolle Saban direkt mit den Banken verhandeln, hieß es. Das jetzt ins Gespräch gebrachte Investmenthaus Hellman&Friedman hatte von Bernie Ecclestone Anteile an der Formel-1-Firma Slec gekauft und sie dann mit Aufpreis an den Münchner Unternehmer Thomas Haffa und seine EM.TV AG weiterverkauft.

Nach der überraschenden Kündigung des Vertrags mit Saban hatten sich der Kirch-Konzern und die Gläubigerbanken zunächst vorgenommen, ProSiebenSat1 zwei bis drei Jahre lang alleine zu betreiben. Dies wiederum hatten Medienaufseher kritisiert, da zu den Banken auch die halbstaatliche Bayerische Landesbank zählt. Der Staat dürfe aber keinen Rundfunk in Deutschland veranstalten, hatte der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), Wolfgang Thaenert, in einem Interview gesagt.

Die Konzernfamilie der Sender ProSieben, Sat1, Kabel 1 und N24 leidet seit Monaten unter schrumpfenden Werbeeinnahmen, die mehr als 90 Prozent ihres Umsatzes ausmachen. Hinzu kam der Verlust von Marktanteilen an den Konkurrenten RTL, der mit Showideen wie „Deutschland sucht den Superstar“ beim Fernsehpublikum mehr Erfolg hatte. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres verbuchte ProSiebenSat1 einen Verlust von 33 Millionen Euro, erwartet für das laufende Vierteljahr aber wieder Gewinne. Die Pro-Sieben-Sat-1-Aktie war am Freitag um knapp zehn Prozent auf 7,20 Euro gestiegen. Allein im vergangenen Monat legte die Fernsehaktie um fast ein Viertel zu.

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