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Wirtschaft: Sair-Group: Für Swissair wird es langsam eng

Die Lage des Schweizer Luftfahrtkonzerns Sair-Group ist offenbar schlimmer als bislang vermutet. Dem Vernehmen nach lässt sich eine Pleite nur noch durch einen Bankkredit in Höhe von einer Milliarde Franken verhindern.

Die Lage des Schweizer Luftfahrtkonzerns Sair-Group ist offenbar schlimmer als bislang vermutet. Dem Vernehmen nach lässt sich eine Pleite nur noch durch einen Bankkredit in Höhe von einer Milliarde Franken verhindern. Die Rede ist von einem Verlust von über drei Milliarden Mark im vergangenen Jahr. Verwaltungsratspräsident Eric Honegger beschwichtigte die Öffentlichkeit zwar am Sonntag: Sair werde nicht Konkurs gehen. Und Pressesprecherin Beatrice Tschanz wies die in der Presse kursierenden Zahlen als falsch zurück. Doch bereits am Freitag hatte das Aufsichtsratsgremium mit seiner überraschenden Rücktrittsankündigung den Offenbarungseid geleistet. Zur Generalversammlung Ende April sollen fünf Mitglieder des Verwaltungsrates zurücktreten, der Vorsitzende Eric Honegger und drei weitere Mitglieder dann in einem Jahr.

Damit muss die Suche nach neuen Führungskräften intensiviert werden. Erst vor sechs Wochen war der langjährige Konzernchef Philippe Bruggisser von seinen Aufgaben entbunden worden. Der Verwaltungsrat hatte Bruggisser vorgeworfen, durch kostspielige Beteiligungen an kleineren europäischen Fluggesellschaften den Konzern in die Misere gebracht zu haben. Trotz immer lauter werdender Kritik hatte Bruggisser an seinem Plan, mit der so genannten Qualiflyer Group unter Federführung von Swissair eine unabhängige Flugallianz auszubauen, bis zuletzt festgehalten und eine Partnerschaft mit einer größeren Luftfahrtallianz strikt abgelehnt. Während der Verwaltungsratschef interimistisch die Konzerngeschäfte übernahm, blieb Ex-Crossairchef Moritz Suter als neuer Leiter des Fluggeschäftes dem Konzern nur sechs Wochen erhalten. Er könne seine Aufgaben in der bestehenden Führungsstruktur nicht Erfolg versprechend ausführen, erklärte Suter am vergangenen Dienstag in Zürich seinen schnellen Rückzug. Für ihn ist jetzt der deutsche Sabena-Chef Christoph Müller im Gespräch.

Die Kosten der Auslandsbeteiligungen, allen voran in Frankreich und Belgien, wachsen den Schweizern langsam aber sicher über den Kopf. Allein die drei Fluggesellschaften in Frankreich, Air Littoral, AOM und Air Liberté, sollen den Konzern im vergangenen Jahr mit 900 Millionen Franken belastet haben; die Beteiligung an Sabena mit 320 Millionen Franken und der deutsche Ferienflieger LTU mit 360 Millionen Franken zu Buche geschlagen sein. Während in Zürich nun über Ausstiegsszenarien für Frankreich und Belgien nachgedacht wird, hält man an der Beteiligung an der Düsseldorfer Fluggesellschaft LTU fest.

Derweil prüft die Börsenaufsicht eine Untersuchung. Präsident Giorgio Behr warnte, er könne "eine Verletzung der Rechnungslegungs- und Offenlegungspflicht nicht mehr ohne weiteres ausschließen." Ein Anwalt kündigte die Gründung einer Schutzgemeinschaft für Aktionäre an. Die Aktionäre prüften eine Klage, weil sie über die finanziellen Risiken der Beteiligungen nicht genügend informiert gewesen seien. Der Kurs der Sair-Aktie hat sich seit Frühjahr 1998 von 400 Franken rund halbiert.

mo

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