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Wirtschaft: Salamander drückt der Schuh

Der Dienstleistungs- und Schuhkonzern Salamander will mit seiner traditionellen Schuhsparte im kommenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Außerdem sei das Unternehmen in dem kränkelnden Geschäftsbereich offen für Beteiligungen von Partnern, sagte Vorstandschef Wolfgang E.

Der Dienstleistungs- und Schuhkonzern Salamander will mit seiner traditionellen Schuhsparte im kommenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Außerdem sei das Unternehmen in dem kränkelnden Geschäftsbereich offen für Beteiligungen von Partnern, sagte Vorstandschef Wolfgang E. Müller am Montag bei der Bilanzvorlage in Kornwestheim. Salamander konnte das Betriebsergebnis im Konzern im vergangenen Jahr um 11,5 Prozent auf 52,5 Millionen Euro steigern, der Schuh-Bereich machte jedoch einen Verlust in Höhe von 18,8 Millionen Euro. Der Umsatz der Tochter des Energiekonzerns Energie Baden-Württemberg (EnBW) stieg unter anderem durch Übernahmen auf 1,29 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr werden wieder zweistellige Zuwachsraten erwartet.

Konzernschwerpunkt verlagert

Müller beschwor erneut die Verlagerung des Konzernschwerpunktes vom Schuh zum Service: "Salamander ist inzwischen ein sehr erfolgreiches Dienstleistungsunternehmen mit angeschlossenen Geschäftsfeldern Schuhe und Industrie". Die Sparte Service erwirtschafte 60 Prozent vom Umsatz und 80 Prozent des Ergebnisses. Mehr als die Hälfte der rund 20 000 Beschäftigten arbeiten für den Gebäudedienstleister Gegenbauer-Bosse, den Salamander im Herbst übernommen hatte. Salamander putzt Großraumbüros, kassiert Parkgebühren und bewacht Atomkraftwerke. Die Tochter Apcoa Parking bewirtschaftet rund 550 000 Parkplätze in Europa.

Dennoch müsse das Schuhgeschäft wieder profitabel werden, betonte Müller. Quersubventionierungen würden auf Dauer nicht geduldet. In der Schuhproduktion in Ungarn seien wegen Kapazitätsanpassungen rund 200 Stellen gestrichen worden, bei der neu aufgebauten Marke Yellomiles, dem Nachfolger von Camel Boots, verlieren 40 von 70 Mitarbeitern ihren Job. Die rund 900 Partnergeschäfte mit Alleinverkauf können Ladenhüter künftig zurückgeben, bei den eigenen Filialen will sich die Salamander AG notfalls von Verlustbringern trennen. Wenn die Lizenzmarke Betty Barclay die Absatzziele nicht erreiche, stehe der Standort in Vinningen (Pfalz) zur Disposition.

Der Geschäftsbereich Schuhe werde in diesem Jahr noch Verluste in einstelliger Millionenhöhe einfahren, für 2003 sei ein Gewinn in ähnlicher Größenordnung angepeilt, sagte Müller. Die Konzernmarken (Salamander, Lurchi, Sioux, Apollo, Yellomiles) sollen nicht einzeln verkauft werden, sondern möglichst gemeinsam an einen europaweit aktiven Interessenten. Offen sei derzeit noch, ob die wertvolle Gesamtmarke Salamander künftig auf den Dienstleistungskonzern übergeht oder ob sich das Traditionsunternehmen nach der Trennung von der Schuhsparte einen neuen Namen suchen muss.

Nach Einschätzung von Branchenkennern ist das letzte Wort über den spektakulären Konzernumbau noch nicht gesprochen. "Ein Salamander ist kein Chamäleon", meint ein Insider. Das Unternehmen stehe vor der Herausforderung, die zugekauften und zum Teil regional tätigen Dienstleister zu einem europaweit aktiven Komplettanbieter zusammenzufügen, um dann Synergien nutzen zu können. Unklar sind auch die Pläne der Mutter EnBW für Salamander. Der Energiekonzern stellt seine Bilanz heute in Karlsruhe vor.

Die Schuhsparte hat am Umsatz des Unternehmens heute nur noch einen Anteil von 33 Prozent, dabei tragen die Schuhproduktion 15 Prozent und der Schuhverkauf 18 Prozent bei. Die Marke Salamander besteht seit dem Jahr 1904, als sich der Berliner Schuhhändler Rudolf Moos die Marke schützen ließ. Das Markenzeichen, der kleine Salamander "Lurchi", wurde 1936 erfunden.

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