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Samsung präsentierte am Mittwoch ein faltbares Smartphone.

© AFP

Samsung Galaxy Fold: Die Faltphones kommen

Lange schienen bei Smartphones alle Grenzen der Innovation ausgereizt – dort nun hat Samsung offenbar die nächste Stufe der Evolution erreicht. Ein Kommentar.

Wirklich revolutionäres gab es bei Smartphones in den vergangenen zwei, drei Jahren nicht. Mehr Kameras und weniger Rand lautete die Devise. Irgendwie war es wie mit Laptops: Die Geräte wirkten im Grundsatz wie zu Ende erfunden. Größe, Leistung, Gewicht und andere Parameter ließen sich optimieren, doch ansonsten waren die Grenzen der Innovation ausgereizt.

So wurden die Geräte auch austauschbarer und neue Anbieter wie Huawei konnten sogar in kurzer Zeit bei den Verkaufszahlen Apple den Rang als Nummer Zwei ablaufen. Nur die Preise für die Topmodelle stiegen trotzdem immer weiter: Apple durchbrach als erster sogar die Schwelle von 1000 Euro.

Dong-Jin Koh, Chef von Samsungs Mobilfunksparte, hält das neue Galaxy Fold Smartphone während einer Veranstaltung.
Dong-Jin Koh, Chef von Samsungs Mobilfunksparte, hält das neue Galaxy Fold Smartphone während einer Veranstaltung.

© Eric Risberg/AP/dpa

Da legt Samsung jetzt noch mal deutlich nach: Gut 2000 Dollar verlangen die Koreaner sogar für ihre neueste Erfindung, wenn sie in zwei Monaten in die Läden kommt. Dafür ist das vorgestellte Galaxy Fold auch tatsächlich etwas ganz Neues: Ein Klapphandy. Die waren auch vor dem Siegeszug des iPhone schon mal populär, doch während bei damaligen Modellen eine Hälfte den Bildschirm und die andere die Tastatur beherbergte, zeigte Samsung nun ein faltbares Display.

Wie gut das Ganze im Alltag funktioniert, müssen erste Tests zeigen

Dessen Größe kann durch das Aufklappen auf 7,3 Zoll verdoppelt werden. Damit möchte das Unternehmen ein Dilemma lösen: Die meisten Nutzer wollen zum Lesen, Spielen oder Filme schauen möglichst große Bildschirme. Doch schon jetzt sind die größten Smartphones unhandlich und schwer zu verstauen. Auch deswegen haben findige Designer diese dicken Kordeln entwickelt, mit denen man das Telefon wie eine Umhängetasche tragen kann.

Die Rückseite des teilweise ausgeklappten Samsung Galaxy Fold.
Die Rückseite des teilweise ausgeklappten Samsung Galaxy Fold.

© REUTERS

Hier bietet das Klapphandy 2.0 nun einen Ausweg und könnte noch dazu Tablets als Zweitgeräte überflüssig machen. Wie gut das Ganze im Alltag funktioniert, müssen erste Tests zeigen. Gut möglich, dass die Anpassung der Apps auf die verschiedenen Nutzungsszenarien noch nicht optimal läuft. Auch die zugeklappte Variante, also der eigentliche Smartphone-Modus, wirkt etwas klobig und das Display dort wieder erstaunlich klein.

Die Rückseite des ausgeklappten Samsung Galaxy Fold.
Die Rückseite des ausgeklappten Samsung Galaxy Fold.

© REUTERS

Die Konkurrenz arbeitet schon an ähnlichen Produkten

Es könnte gut sein, dass die neue Geräteklasse noch nicht komplett ausgereift ist. Doch Samsung wollte und musste jetzt schnell sein. Schließlich verkauft der kaum bekannte chinesische Displayspezialist Royole bereits seit zwei Monaten ein Falthandy, Xiaomi hat einen an zwei Seiten  faltbaren Prototypen gezeigt und auch Huawei soll an einem entsprechenden Modell arbeiten. Nachdem Samsung zuletzt ohnehin Marktanteile an die Chinesen verloren hat, war der Druck hoch, sich wieder als Innovator zu präsentieren. 

Der Konkurrenzdruck zeigt aber auch, dass Faltphones tatsächlich die nächste Evolutionsstufe sein könnten. Technisch sind die biegsamen Displays eine Sensation und der erste Schritt zum in Science-Fiction-Filmen lang erträumten digitalen Papier. Vielleicht schon in ein, zwei Jahren könnten sie dann zum massentauglichen Standard werden. Dann gibt es auch günstigere Varianten – bis Apple ebenfalls mit einem faltbaren iPhone nachzieht.

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