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Sanierung: Viele Fragen an das Opel-Management

Die Sanierung des angeschlagenen Autobauers Opel könnte deutlich mehr Mitarbeiter ihren Job kosten als bisher geplant. Statt wie zuletzt angekündigt 8300 stehen offenbar rund 10.000 der 48.000 Jobs bei Opel in Europa auf der Kippe.

Rüsselsheim / Berlin - Die Sanierung des angeschlagenen Autobauers Opel wird nach Betriebsratsangaben deutlich mehr Mitarbeiter ihren Job kosten als bisher bekannt. Statt wie zuletzt angekündigt 8300 stünden tatsächlich fast 10 000 der 48 000 Jobs bei Opel in Europa auf der Kippe, teilte der europäische Betriebsrat (EEF) am Montag nach Gesprächen mit Opel-Chef Nick Reilly mit. Besonders hart träfe es Deutschland und Belgien, sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz. In Belgien soll das Werk Antwerpen mit 2600 Mitarbeitern dichtgemacht werden, in Deutschland sollten nach dem jüngsten Konzept 4800 Jobs in der Fertigung und der Entwicklung wegfallen. Zusätzlich stünden 650 Jobs in der Verwaltung zur Disposition.

Opel wies die Zahlen als unsinnig zurück. „Wir bleiben bei 8300 Jobs in Europa, davon rund 4000 in Deutschland“, sagte ein Sprecher. Der Betriebsrat habe 2000 Mitarbeiter hinzugerechnet, die schon 2006 Altersteilzeitverträge unterzeichnet hätten und nun in das entsprechende Alter kämen. „Die haben mit dem Sanierungsplan überhaupt nichts zu tun.“ Vergangene Woche hatte Reilly das Ziel ausgegeben, bis Mitte Februar eine Einigung mit den Betriebsräten erreichen zu wollen. Nach dem Treffen vom Montag ist dieser Termin aber kaum noch zu halten.

Nach den Angaben der Arbeitnehmer sieht der Sanierungsplan keine Ersatzeinstellungen im Bereich Entwicklung vor, „obwohl zahlreiche Beschäftigte in Altersteilzeit gehen und viele neue Projekte zusätzlich bewältigt werden sollen“, wie es in einer Mitteilung des Europäischen Arbeitnehmerforums EEF heißt. Ferner solle es entgegen früheren Aussagen keinen „Abbau beim Management Overhead um 35 Prozent geben“. Stattdessen würden sogar neue Führungskräfte eingestellt. „Außerdem sind keine finanziellen Beiträge des Managements zur Restrukturierung vorgesehen: sie wollen sich mit Sonderboni bedienen“, heißt es in der Mitteilung des EEF.

Bei der Kapazitäts- und Standortplanung haben die Arbeitnehmervertreter auch jede Menge Ungereimtheiten ausgemacht. Die Möglichkeiten mit zusätzlichen Modellen (etwa Mini, Cabrio, Combo) 300 000 bis 400 000 Fahrzeuge zusätzlich pro Jahr absetzen zu können sowie der Opel-Verkauf außerhalb Europas sei „im Unternehmensplan überhaupt nicht berücksichtigt“.

Die Entscheidung, Antwerpen zu schließen, bricht angeblich anderslautende Zusagen. So habe die Opel-GM- Führung die Produktion von zwei kleinen Geländewagen in Antwerpen zugesagt, die Beschäftigten hätten dazu einen Beitrag von rund 60 Millionen Euro geleistet, und überhaupt schreibe Antwerpen schwarze Zahlen. Reilly bestritt, dass die Zusage, in Antwerpen einen SUV zu bauen, verbindlich gewesen sei. Angesichts der dramatischenVeränderungen in der Weltwirtschaft sei ein Abrücken von dem Vorhaben zwingend.

Die Arbeitnehmer kritisierten ferner Aussagen der Opel-Spitze zum englischen Luton als nicht plausibel. Gemäß dem Plan falle die Produktion in Luton bis 2014 um 40 Prozent – „bei gleicher Personenzahl“. Es sei offen, womit die Belegschaft dann beschäftigt werden solle.

Nach weiteren Angaben des Arbeitnehmerforums will sich GM nicht an der Opel-Sanierung beteiligen, dagegen sollen 2,7 Milliarden Euro von den Ländern mit Opel- oder Vauxhall-Standorten stammen; neben Deutschland sind das England, Spanien und Polen. Eigene Beiträge zur Sanierung kommen für die Betriebsräte nicht infrage. „Nach den wiederholten Vertragsbrüchen von GM lehnen die Arbeitnehmervertretungen Beiträge ohne Sicherheiten ab.“alf/dpa

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