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Sanierungskonzept: Opel-Chef: ''Ich habe keinen Plan B''

Opel-Chef Nick Reilly stellt sein Sanierungskonzept vor: 3900 Stellen werden in Deutschland gestrichen, und der Staat muss helfen. 1,5 Milliarden Euro Kredite fordert der Konzern von der Bundesregierung und den vier Bundesländern mit Opel-Werken.

Berlin/Frankfurt am Main - Sollte es keine Unterstützung geben, ist die Zukunft des angeschlagenen Unternehmens mit seinen europaweit 48 000 Mitarbeitern gefährdet. Insgesamt braucht Opel möglichst schnell 2,7 Milliarden Euro in Form von Krediten oder Bürgschaften, um den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten zu können. Sie sollen von den Regierungen der europäischen Staaten gewährt werden, in denen Opel und seine Schwestermarke Vauxhall Standorte hat. „Ich habe keinen Plan B," sagte Opel- Chef Nick Reilly am Dienstag in Frankfurt am Main. Das Geld reiche noch bis zum Sommer. Zugleich kündigte er bis 2014 Investitionen in Höhe von elf Milliarden Euro an. Reilly übermittelte den Zukunftsplan und den neuen Kredit(bürgschafts)antrag am Dienstag an den Bund und die jeweiligen Bundesländer. Er schloss ausdrücklich einen höheren Beitrag von General Motors (GM) ebenso wie einen Kredit der amerikanischen Opel-Mutter zur Sanierung der europäischen Tochter aus. Mit den geplanten Investitionen in Höhe von elf Milliarden Euro will Opel die Entwicklung und den Bau neuer Modelle sowie umweltfreundlicher Antriebe vorantreiben. 2010 und 2011 will Opel allein zwölf neue Fahrzeuge auf den Markt bringen. 80 Prozent der Modellpalette soll bis 2012 erneuert werden. Der Opel- Chef will auch Exporte in den Mittleren Osten und nach Asien in Erwägung ziehen, „falls es sich rechnet“.

Für die Rückkehr zur Profitabilität setzt sich Reilly ehrgeizige Ziele: „2011 wollen wir ein ausgeglichenes Ergebnis erreichen, 2012 wird Opel wieder profitabel sein“, versprach er. „Unser Plan ist ambitioniert, aber finanziell fundiert und realistisch.“ 2009 hat Opel nach Einschätzung von Beobachtern trotz eines deutlich höheren Absatzes in Deutschland einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro eingefahren, 2010 dürften es immer noch rund 800 Millionen Euro werden.

Dabei schlägt auch zu Buche, dass Opel für die Restrukturierung mit dem Abbau von fast 8300 Arbeitsplätzen und der Reduzierung der Produktionskapazitäten um 20 Prozent in Europa eine weitere Milliarde Euro braucht. „Wir nehmen die Einschnitte nicht leicht, aber sie sind unumgänglich“, sagte der Opel-Chef. Dem Zukunftsplan zufolge wird Opel in Europa bis Ende 2012 genau 8369 Stellen streichen. Dies solle sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen passieren, sagte Reilly.

Das Werk in Antwerpen mit rund 2600 Beschäftigten soll geschlossen werden. In Deutschland fallen in der Produktion, in der Entwicklung und in der Verwaltung 3911 der 24 300 Stellen weg, davon 1799 in Bochum, rund 1650 In Rüsselsheim und jeweils 300 in Eisenach und in Kaiserslautern. In Bochum arbeiten aktuell noch 5170 Menschen, in Rüsselsheim 15 600, in Kaiserslautern 2 000 und in Eisenach 1800. Zum geplanten Personalabbau kommen weitere 1500 Arbeitsplätze, für die bereits Altersteilzeit-Verträge abgeschlossen worden sind. Allerdings will Opel auch 650 Mitarbeiter neu einstellen.

Reilly setzt bei der Restrukturierung auch auf den Beitrag der Arbeitnehmer, die durch Lohn-, Urlaubsverzicht und andere Einschnitte rund 265 Millionen Euro pro Jahr beitragen sollen. „Bekommen wir dies nicht, dann erhöht sich unser Kreditbedarf von 2,7 auf drei Milliarden Euro“, sagte Reilly. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass es zu einer Einigung kommt. „Beide Seiten wollen eine erfolgreiche Firma“, sagte der Manager.

Der Frankfurter IG-Metall-Chef Armin Schild bekräftigte indes die Ablehnung des GM-Konzepts. „Den Plan, den wir kennen, werden wir so nicht unterstützen“, sagte er dem Tagesspiegel. Schild sitzt auch im Opel-Aufsichtsrat. Reilly habe „wunderschöne Ankündigungen“ gemacht, aber nicht schlüssig erklärt, wie die Investitionen finanziert werden sollen. „Die Transformation von Opel in ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen sollen die Arbeitnehmer und die Regierungen finanzieren“, warf Schild Reilly vor. Der GM-Konzern, der nur mit Staatshilfe überlebt habe, müsse lernen, „auf Augenhöhe mit den Steuerzahlern und Beschäftigten zu verhandeln“.

Die Chancen auf Staatshilfe sind schwer abzuschätzen. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle versprach zwar am Dienstag eine Prüfung des Antrags. Politische Beobachter glauben aber, dass der FDP-Politiker angesichts schlechter Umfragewerte der Liberalen eine Entscheidung „auf die lange Bank schieben“ wird. Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) plädierte hingegen für baldige Gespräche zwischen Bund, Ländern und GM. „Wir brauchen eine gemeinsame Haltung“, sagte Machnig dem Tagesspiegel. Es müsse zuvor aber noch geprüft werden, ob die von Reilly präsentierten Investitionspläne „so hinterlegt sind, dass Opel eine sichere Zukunft hat“.

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