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Wirtschaft: Sanierungskonzept soll RTV vor der Insolvenz retten Aktionärsschützer kritisieren Konzept als nicht zukunftsfähig

München (nad). Mit einem radikalen Sanierungskonzept versucht sich die hoch verschuldete Medienfirma RTV Entertainment Family der drohenden Insolvenz zu entziehen.

München (nad). Mit einem radikalen Sanierungskonzept versucht sich die hoch verschuldete Medienfirma RTV Entertainment Family der drohenden Insolvenz zu entziehen. Aktionärsvertreter halten das Geschäftsmodell von RTV allerdings für nicht zukunftsfähig und sehen das einst am Neuen Markt erfolgreiche Unternehmen am Ende. RTV-Sanierungsvorstand Frederik Henzler sagte bei der außerordentlichen Hauptversammlung in München, der Trickfilmproduzent wolle sich künftig wieder auf das Kerngeschäft – den TV-Vertrieb sowie Auftrags- und Koproduktionen für öffentlich-rechtliche Sender – beschränken, Tochtergesellschaften abstoßen und die Umsatzerwartungen in den kommenden Jahren deutlich reduzieren. Außerdem solle die Zahl der Mitarbeiter von 60 Anfang diesen Jahres auf 15 Anfang 2003 sinken. Wann das Unternehmen wieder Gewinne machen wird, sagte Henzler nicht.

„Ihr Versuch, ein zweites EM.TV für den Jugendbereich zu schaffen, ist total gescheitert“, kritisierte Martin Arendts von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Der Vorstand biete ein Trauerspiel und habe kein Konzept, um die Gesellschaft aus der Krise zu führen. „Nur Einsparen allein kann ja wohl kein Geschäftsmodell sein“, sagte er.

Dramatisch zugespitzte Lage

Die bis Juni am Neuen Markt notierte RTV hatte die Hauptversammlung einberufen müssen, weil sie mehr als die Hälfte ihres Grundkapitals aufgezehrt hat. Henzler begründete die „dramatisch zugespitzte Lage“ mit der schlechten Situation in der Medienbranche, dem Ausfall von Zahlungen ausländischer Partnerfirmen und der Insolvenz des Koproduktionspartners Phenomedia („Moorhuhn“). Nach Abschreibungen von 102 Millionen Euro sei RTV tief in die roten Zahlen gerutscht: Der Umsatz halbierte sich fast auf 16,7 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug minus 101 Millionen Euro. Die Zahlungsunfähigkeit konnte RTV nur abwenden, weil die Konsortialbanken nach einer Garantieerklärung des Hauptaktionärs, des Spieleverlags Ravensburger, einen Überbrückungskredit bereitstellten.

Die außerordentliche Hauptversammlung billigte einen Kapitalschnitt im Verhältnis von 15 zu eins und eine Barkapitalerhöhung im Verhältnis von eins zu drei. Für den Fortbestand des Unternehmens ist RTV zufolge bis zum Jahresende Kapital in Höhe von vier Millionen Euro notwendig.

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