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Rolle rückwärts. Der Verfall des Rubel-Kurses trifft westliche Firmen.

© dpa

Sanktionen gegen Russland: Auch Berliner Unternehmen sind verunsichert

Die Krim-Krise und die Sanktionen gegen Moskau machen westliche Firmen nervös. Berlins erste Adressen sind im Russlandgeschäft aktiv.

Die gegen Russland verhängten Sanktionen zeigen Wirkung – bei deutschen Unternehmen. So werden derzeit wegen der Sorge vor russischen Gegenmaßnahmen Investitionen auf Eis gelegt. „Wir hören von der Auslandshandelskammer in Moskau, dass Investitionen zumindest verschoben werden“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des DIHK, Volker Treier, am Montag im ARD-„Morgenmagazin“. „Manche werden jetzt auch schon gänzlich in die Tonne gesteckt. Kapital fließt ab.“ Auch deutsche Banken stuften Russland inzwischen als riskanteren Geschäftspartner ein und vergäben weniger Kredite.

Unsicher geworden sind auch Berliner Firmen, die sich im Russlandgeschäft engagieren oder Standorte in Russland oder der Ukraine haben. Direkt äußern will sich niemand. „Die Unternehmen haben uns gebeten, derzeit keine Informationen herauszugeben“, heißt es bei der IHK. „Noch ist nicht absehbar, was in den kommenden Wochen passiert.“

Knapp 250 Berliner Unternehmen exportieren Waren und Dienstleistungen nach Russland. 2013 waren dies Medizintechnik, Pharmaprodukte, Maschinen und Anlagen oder Verkehrstechnik. 19 Berliner sind nach Angaben der IHK Mitglieder der Außenhandelskammer Russland und langfristig im Russlandgeschäft aktiv – zum Teil mit eigenen Niederlassungen. Berlins erste Adressen sind im Land vertreten: Berlin Chemie baut gerade in Kaluga südlich von Moskau einen Standort auf, der noch im ersten Halbjahr in Betrieb gehen soll. Ebenfalls in Kaluga vertreten ist der Automobilentwickler IAV, der auch in Moskau eine Niederlassung hat. Kaluga ist wichtig für die Branche, weil unter anderem Volkswagen hier ein großes Werk unterhält. Auch Dussmann Service hat in Nowosibirsk einen Standort. Die Landesbank Berlin unterhält in Moskau eine Repräsentanz.

Insgesamt hat die Berliner Wirtschaft 2013 Waren im Wert von mehr als 770 Millionen Euro nach Russland exportiert. Das ist ein Anteil von sechs Prozent an den Gesamtausfuhren. Russland ist damit der viertwichtigste Auslandsmarkt der hiesigen Wirtschaft – hinter den USA, Frankreich und Polen. Auf dem fünften Platz folgt China.

Insgesamt 6200 deutsche Firmen mit 250 000 bis 300 000 Beschäftigten sind nach Angaben des DIHK in Russland aktiv. „Das sollte deutlich mehr werden. Das wird es jetzt nicht. Wir haben die Befürchtung, es werden eher weniger“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Treier. Insbesondere der Abfluss von Kapital macht der russischen Wirtschaft und dem Finanzsektor zu schaffen. So hatten Kapitalabflüsse den Rubel-Kurs einbrechen lassen. Bei der russischen SMP-Bank sind wegen der US-Sanktionen bislang Einlagen in Höhe von umgerechnet rund 180 Millionen Euro abgezogen worden, teilte das Institut am Montag mit.

„Sollten Sanktionen länger anhalten, könnte es massive Verlagerungen aus der russischen Wirtschaft nach Asien geben“, fürchtet der Chef des Autozulieferers ZF, Stefan Sommer. Russland könnte sich weiter nach China orientieren, sagte er der „Automobilwoche“. mit dpa

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