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Wirtschaft: SAP setzt auf Wachstum statt Gewinn

Softwarekonzern will in neue Produkte investieren und weltweit 3000 zusätzliche Stellen schaffen

Berlin - Für den Softwarekonzern SAP soll das Jahr 2005 zum Jahr der Investitionen werden. Das kündigte Vorstandschef Henning Kagermann am Mittwoch in Walldorf bei der Vorlage der Bilanz für 2004 an. Investieren will SAP dabei auch in neue Mitarbeiter: Im laufenden Jahr will der Konzern 3000 neue Stellen schaffen, rund 600 davon sollen in Deutschland entstehen. Anvisiert ist, den Umsatz mit Softwarelizenzen 2005 um zehn bis zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr zu steigern. Doch die Wachstumsstrategie hat ihren Preis: SAP geht davon aus, dass die operative Marge im laufenden Jahr nur null bis 0,5 Prozentpunkte über der des Vorjahres liegen wird. Bis zum Jahr 2007 soll die Umsatzrendite auf 30 Prozent steigen, dieses Ziel wollte SAP ursprünglich allerdings bereits im kommenden Jahr erreichen.

Mit diesem Ausblick enttäuschte der Softwarekonzern die Erwartungen der Analysten. Die SAP-Aktien waren am Mittwoch mit Abstand schwächster Wert im Deutschen Aktienindex Dax. Bis Handelsschluss verloren die Papiere 2,47 Prozent auf 121,22 Euro.

SAP ist weltweit Marktführer bei betriebswirtschaftlicher Software. Nach eigenen Angaben lag der Marktanteil Ende vergangenen Jahres bei 57 Prozent (Ende 2003: 53 Prozent). Weltweit beschäftigte das Walldorfer Unternehmen Ende Dezember 2004 rund 32200 Mitarbeiter, neun Prozent mehr als zwölf Monate zuvor. SAPs ärgste Konkurrenten auf dem Markt für betriebswirtschaftliche Software sind die US-Unternehmen Oracle, Peoplesoft und Microsoft.

Zuletzt profitierte SAP von dem insgesamt 18 Monate andauernden Übernahmekampf zwischen Oracle und Peoplesoft. Die Unternehmen waren mit sich selbst beschäftigt und die Kunden waren verunsichert. Anfang dieses Jahres gelang Oracle schließlich die Übernahme des Konkurrenten für 10,3 Milliarden Dollar (7,7 Milliarden Euro).

„Diese Entwicklung ist vorteilhaft für SAP“, sagt Alla Gorelova, Analystin beim Bankhaus Sal. Oppenheim. „Peoplesoft wird vom Markt verschwinden.“ Kurzfristig werde sich das zwar noch nicht in den Verkaufszahlen zeigen. Doch mittel- bis langfristig müssten sich heutige Peoplesoft-Kunden entscheiden, zu welchem Anbieter sie wechseln. „Oracle hat zwar für 2008 ein Nachfolgeprodukt angekündigt“, sagt Gorelova. Doch Oracle sei bekannt dafür, dass Produkte oft verzögert auf den Markt kommen. „Für viele Kunden bietet sich dann der Wechsel zu SAP an. Diese Produkte haben sich am Markt schon gut etabliert.“

Und mittlerweile scheint SAP auch seine Schwierigkeiten auf dem US-Markt überwunden zu haben. In der Vergangenheit hatte SAP dort große Probleme mit dem Marketing. Inzwischen sind die USA für SAP vor Deutschland der wichtigste Markt geworden. In der Region Amerika, auf die inzwischen ein Viertel des Software-Geschäfts entfällt, verkaufte SAP 2004 rund ein Drittel mehr Lizenzen als im Vorjahr. In Europa lag das Plus dagegen nur bei vier Prozent.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte SAP den Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Der Lizenzumsatz legte um zehn Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu, die Gesamterlöse erhöhten sich um sieben Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Dabei machte sich der schwache Dollar bemerkbar: Ohne Berücksichtigung von Wechselkurseffekten hätte der Zuwachs beim Umsatz zehn Prozent betragen.

Im laufenden Jahr werde SAP vor allem in neue Produkte investieren, sagte Konzernchef Kagermann: „Unsere Strategie ist organisches Wachstum, ergänzt mit selektiven Akquisitionen.“ Vergangene Woche hatte SAP die Übernahme des Softwaredienstleisters TomorrowNow angekündigt. Mit dem Zukauf soll Kunden von Peoplesoft der Umstieg auf SAP-Produkte erleichtert werden.

Doch auch Oracle ist nach der Peoplesoft-Übernahme optimistisch und kündigte am Mittwoch für das Geschäftsjahr 2004/2005 einen Gewinnanstieg um 24 Prozent auf 62 Cent je Aktie an. Die Oracle-Aktie profitierte davon.

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