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Wirtschaft: Sars-Virus infiziert die Wirtschaft

Fluggesellschaften streichen Flüge, Luxushotels stehen leer, asiatische Länder senken ihre Wachstumsprognose

Taipeh / Berlin (pet). Die Angst vor der Lungenseuche Sars und die Folgen des IrakKrieges haben die asiatische Tourismusindustrie in eine schwere Krise gestürzt. Besonders betroffen sind Hotels und Fluggesellschaften. Japans größte Fluggesellschaft Japan Airlines und Cathay Pacific aus Hongkong kündigten am Dienstag an, nach Passagierrückgängen wegen Sars und der Irak-Krise weitere Flüge zu streichen. Singapore Airlines hatte die Zahl der Flüge schon vor einigen Tagen um ein Fünftel zusammengestrichen. Im kommenden Monat wollen rund 50 Wirtschaftsvertreter aus der Asien-Pazifik-Region in Tokio darüber beraten, wie mit den Folgen von Sars und Irak-Krieg umzugehen ist.

In Hongkong, dem chinesischen Festland, Taiwan und Singapur bleiben Hotels und Flugzeuge seit Wochen leer, weil Touristen aus Angst vor Sars nicht mehr reisen und Geschäfte lieber per E-Mail statt per Handschlag abschließen. Schon jetzt ist abzusehen, dass das Virus auch das Wirtschaftswachstum vieler asiatischer Länder schwächen wird. In China mehren sich die Hinweise dafür, dass die bislang boomende Volkswirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, wenn sich die Epidemie länger hinzieht. Der auf sieben Prozent veranschlagte Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr könnte dann einen halben Prozentpunkt niedriger ausfallen, prognostiziert Andy Xie, China-Experte bei Morgan Stanley in Hongkong. Auf China (inklusive Hongkong) entfallen 80 Prozent der weltweit mehr als 4200 Sars-Erkrankungen.

Die Regierungen von Singapur und Taiwan haben die Prognose für 2003 bereits in der vergangenen Woche reduziert. Auch für Indonesien prognostiziert der Internationale Währungsfonds ein schwächeres Wachstum. „Die Auswirkungen von Sars“, sagte Chih-Cheng Lo, Direktor des Institute for National Policy Research in Taipeh, dieser Zeitung, „sind schon jetzt schlimmer als die des Irak-Krieges und der Terrorangriffe vom 11. September.“

Fluggesellschaften, die vor allem Ziele in Asien anfliegen, leiden darunter, dass viele Touristen und Geschäftsleute nicht mehr in die betroffene Region reisen. Als Folge kündigte Japan Airlines am Dienstag an, die Zahl der Flüge zwischen Tokio und Hongkong um die Hälfte auf sieben pro Woche zu reduzieren. Auch Cathay Pacific, die vor allem Ziele in China anfliegt, hat am Dienstag zum vierten Mal seit dem 31. März die Zahl der Flüge zusammengestrichen – auf jetzt noch 45 Prozent der ursprünglichen Kapazität. In der vergangenen Woche war ein interner Bericht bekannt geworden, wonach das tödliche Virus die Gesellschaft bald zwingen könnte, alle Flugzeuge am Boden zu lassen. Auch Singapore Airlines hat die Kapazitäten auf 19,7 Prozent zurückgefahren und schließt für die Zukunft weder weitere Kürzungen noch Entlassungen aus. „Die Lage ist dramatisch“, sagte Singapore-Sprecher Peter Tomasch dem Tagesspiegel. Die Fluglinie schließt nicht aus, dass es noch weitere Kürzungen und möglicherweise auch Entlassungen geben könnte. Schon jetzt sei die Ausbildung von 200 Stewardessen vorzeitig abgebrochen worden.

Große Probleme haben dagegen die Top-Hotels in Asien. Weil viele Touristen und Geschäftsleute aus Angst vor Sars nicht reisen, haben viele der Häuser nur noch eine Auslastung von zehn bis 20 Prozent. Normal sind in dieser Jahreszeit etwa 70 Prozent. Einige Analysten schätzen, dass den Luxus-Hotels allein in Hongkong jeden Tag mehr als eine Million Dollar an Umsatz entgeht. In Taiwan ist das Geschäft der Tourismus-Industrie um 80 bis 90 Prozent eingebrochen, seit vor rund einem Monat der erste Fall von Sars auf der Insel bekannt geworden ist.

Als erste der betroffenen Länder hatte die Regierung von Singapur in der vergangenen Woche Staatshilfen angekündigt. Hotels und Airlines erhalten insgesamt 230 Millionen Singapur-Dollar (143 Millionen Euro). Die taiwanesische Regierung lehnt direkte Staatshilfen noch ab. Stattdessen will sie 50 Millionen Taiwan-Dollar (1,4 Millionen Euro) bereitstellen, um Tausende von Tourismusfachkräften zur Fortbildung zu schicken.

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