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Japan vor dem Beben – und nachher. Auf den Bildern, die Rapideye-Satelliten von der Region Torinoumi an der Ostküste Japans geschossen haben, sieht man die verheerende Wirkung des Tsunamis. Die Fotos helfen nun bei der Analyse von Schäden.

© AFP

Satellitenfotos von Katastrophenregionen: Schnelles Auge aus dem All

Satellitenfotos der Firma "Rapideye" aus Brandenburg an der Havel unterstützen den Wiederaufbau in Japan. Ihre große Stärke: Mit einer Breite von 77 Kilometer je Bild können mehrere Millionen Quadratkilometer pro Tag abgebildet werden.

Sie haben den Auftrag direkt nach dem Erdbeben bekommen, erzählt Massimiliano Vitale. Für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sollte Vitale, Manager des brandenburgischen Satellitenunternehmens Rapideye, mit seinem Team die Schäden des Erdbebens in Japan fotografieren – mit Hilfe von Satelliten aus dem All. Die Bilder sollten helfen, die Rettungsarbeiten zu koordinieren. Schon einen Tag nach dem Beben lagen die Daten vor. „Es war erschreckend“, erinnert sich Vitale. „Wir hatten schon vor dem Erdbeben Bilder von Japan gemacht. Auf den neuen Bildern sind ganze Dörfer verschwunden. Man kann sehen, wie die Fluten bis zu zehn Kilometer weit auf das Festland eingedrungen sind.“

Fünf Satelliten ermöglichen es Rapideye aus Brandenburg an der Havel, schnell Bilder von dem Erdbebengebiet zu bekommen. Im August 2008 wurden die Satelliten, die mit einer Kameraoptik aus Jena ausgestattet sind, vom russischen Raumfahrtbahnhof Baikonur aus ins All geschickt. Seit Februar 2009 bietet das Unternehmen Fotos an.

Die Bilder der Satelliten decken vor allem große Flächen ab. „Kurz nach dem Erdbeben wurden Satelliten mit hochauflösenden Kameras auf die Kernkraftwerke gerichtet. Auf diesen Fotos konnte man den Flutschaden erkennen“, berichtet Vitale. „Schäden an Bauwerken sind nicht zu erkennen, dafür sind die Bilder zu grobkörnig. Auf unseren Fotos sah man stattdessen, dass ein Kernkraftwerk von Fluten umgeben war.“ Fotos von Rapideye können eine Breite von 77 Kilometer je Bild erfassen. So schafft es das Unternehmen, bis zu vier Millionen Quadratkilometer pro Tag abzulichten.

Die Dienste von Rapideye sind gefragt, die Firma wächst. Detaillierte Zahlen mag das Unternehmen allerdings nicht veröffentlichen. Bei rund 135 Mitarbeitern, die in Brandenburg an der Havel arbeiten, hat das Unternehmen rund 20 freie Stellen. Gegründet wurde Rapideye 1998 in München mit finanzieller Unterstützung des DLR. Mit einem Förderprogramm holte das Land Brandenburg das Unternehmen 2004 an die Havel.

Die Eignung der Rapideye-Satelliten fürs Grobe brachte der Firma ihren bislang größten Auftrag ein: Für das chinesische Ministerium für Land und Ressourcen haben die Brandenburger schon zweimal das Reich der Mitte abgelichtet. 5,8 Millionen Quadratkilometer oder 60 Prozent Chinas wurden beim zweiten Durchlauf von August 2010 bis Januar 2011 in Bilder gefasst. „Das Problem war, dass wir nur zehn Prozent Wolkenanteil auf den Bildern haben durften“, sagt Vitale. Vor allem der Südosten der Volksrepublik sei aber oft von Wolken verhangen gewesen.

Rapideye will sich künftig auch auf die Analyse der Bilder spezialisieren. „Wir wollen die Bilder für die Kunden weiter aufarbeiten“, sagt Massimiliano Vitale. Vor allem Firmen aus der Landwirtschaft sollen als Kunden gewonnen werden. „Wir können deren Felder fotografieren und dann herausfinden, wo mehr gedüngt werden sollte oder mehr Wasser gebraucht wird, damit die Ernte ertragreicher wird“, erklärt er. Er hofft, so dauerhafte Kunden zu gewinnen, die jedes Jahr ihre Felder fotografieren lassen.

Zurzeit sucht das Unternehmen Fachkräfte aus der ganzen Welt. „Es ist manchmal sehr schwer, die richtigen Mitarbeiter zu bekommen“, klagt Marketing-Managerin Kim Douglass. Schließlich werden Spezialisten gesucht, die generell in der Branche sehr gefragt sind. Menschen aus 22 verschiedenen Nationen arbeiten derzeit bei Rapideye. Die Umgangssprache ist Englisch.

Damit sich die Beschäftigten aus aller Welt in Brandenburg zurechtfinden, bietet ihnen Rapideye Deutschkurse an. Der Alltag in der Stadt an der Havel macht es den Mitarbeitern leicht: „Die Brandenburger sind sehr hilfsbereit“, sagt Kim Douglass. Wenn Hilfe gebraucht werde, wüssten die Brandenburger schnell eine unkomplizierte Lösung.

Simon Poelchau

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