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Wirtschaft: Saubere Sache

Berlins Klärwerke bekommen eine neue Technik

Fast jeder Berliner hat täglich mit Siemens zu tun, die meisten aber merken davon gar nichts. Nahezu jeder Tropfen Wasser der Stadt wird von dem Unternehmen gesteuert. „Alles, was die Stadt so ausspuckt, landet im Klärwerk“, sagt Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe. Und für fünf der sechs Berliner Klärwerke liefert Siemens die Prozessleitsysteme, die den gesamten Ablauf steuern. „So kann die Kläranlage von zwei bis drei Menschen gesteuert werden“, sagt Jürgen Knöfel, Siemens-Vertriebsmitarbeiter in Berlin, der seit 1986 die Projekte der Wasserbetriebe betreut. „Die Technik ist das Herzstück der Kläranlage.“

Seit 2007 erneuert das Unternehmen die Prozessleitsysteme. Die acht Millionen Euro teure Umrüstung ist langwierig, da sie bei laufendem Betrieb geschehen muss. „Das Wasser kommt auf jeden Fall, das kann man nicht abstellen“, sagt Knöfel. Die drei kleineren Klärwerke in Schönerlinde, Münchehofe und Stahnsdorf sind bereits vollständig auf neue Technik umgestellt, Waßmannsdorf und Ruhleben sollen bis 2012 folgen.

Auch die Erfahrungswerte, die in der alten Software über Jahre hinweg gesammelt wurden, dürfen nicht verloren gehen. Denn die Vorgänge sind komplex. Das Abwasser durchläuft in den Klärwerken verschiedene Stufen der Säuberung. Zunächst wird es in zwei Schritten mechanisch geklärt und von festen Bestandteilen, Sanden und Split befreit. Übrig bleibt eine trübe Brühe, in der nur noch gelöste Stoffe enthalten sind. Danach kommt das Wasser in die sogenannte Belebungsstufe, in der Milliarden Mikroorganismen wie Bakterien hinzugefügt werden. Die Herausforderung besteht darin, diesen Organismen im Wasser ein angenehmes und gleichmäßiges Lebensumfeld zu schaffen. „Das Wasser im Klärwerk ist ein großer Bio-Eintopf“, sagt Natz.

Den Lebewesen wird zunächst der Sauerstoff entzogen. „Sie werden in Stress gesetzt“, erklärt Jürgen Knöfel, „damit sie danach besser futtern“. Wenn sie dann mit Sauerstoff versorgt werden, fressen sie aus dem Abwasser Phosphate und andere chemische Inhaltstoffe. Am Ende kommt Klarwasser heraus, das dann ins nächstgelegene Gewässer geleitet und so wieder in den Naturkreislauf fließt.Anke Myrrhe

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