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Wirtschaft: Scharfe Kritik an Fonds-Spekulanten

FRANKFURT (MAIN) ."Die Wirtschaftskrisen in Asien und Lateinamerika sind immer vom Finanzsektor ausgegangen - man darf die Schuldigen daher nicht nur in den betroffenen Ländern, man muß sie auch an der Wall Street suchen.

FRANKFURT (MAIN) ."Die Wirtschaftskrisen in Asien und Lateinamerika sind immer vom Finanzsektor ausgegangen - man darf die Schuldigen daher nicht nur in den betroffenen Ländern, man muß sie auch an der Wall Street suchen." Diese Äußerung zeigt, wie skeptisch KfW-Vorstandsmitglied Hans W.Reich - verantwortlich für den Förderbereich "Export- und Projektfinanzierung - die Rolle eines Teiles der international aktiven Investmentbanken in den Schwellenländern beurteilt.Sie hätten kurzfristige Anlegergelder in Milliardenhöhe in den "Emerging Markets" investiert, aber plötzlich wieder abgezogen, als sich die Anleger ihrer Risiken bewußt wurden.

Reichs konkreter Vorwurf: "Daß die kurzfristigen Gelder auf revolvierender Basis in Investitionen geflossen sind, die erst in fünf bis zehn Jahren eine Rendite abwerfen können, haben die smarten Fonds-Verkäufer den Investoren nicht gesagt." Reich unterstützt denn auch das von Bundesbankpräsident Tietmeyer für die G 7-Länder erarbeitete Konzept für eine verbesserte Überwachung der internationalen Finanzmärkte."Es geht nicht an, daß private Investoren hochspekulative Engagements eingehen, und wenn sie schief gehen, holt sie der Internationale Währungsfonds aus der Bredouille."

Hans W.Reich (58) wird aller Voraussicht nach von den Mitgliedern des KfW-Vorstands zum künftigen Vorstandssprecher gewählt - am 1.Oktober soll er Nachfolger von Gert Vogt werden, der mit 67 Jahren in den Ruhestand tritt.Am 29.April wird der fünfköpfige Vorstand vom Verwaltungsrat der KfW-Eigentümer (80 Prozent Bund, 20 Prozent Länder) neu zusammengesetzt.Reich wollte sich im Handelsblatt-Gespräch zu diesem Komplex nicht äußern.Aber, daß von der Regierung keine Einwände kommen, ist klar - über die Bank hinaus freut sich darüber auch die deutsche Kreditwirtschaft, die mit der KfW im Auslandsgeschäft gerade jetzt besonders intensiv zusammenarbeitet.So nimmt Reich die Geschäftsbanken gegen Zweifel in Schutz, sie könnten nun ähnlich wie Investmentbanken zurückdrehen und bei Finanzierungen der Wirtschaft im Ausland allzu große Vorsicht walten lassen."Sie sind zurückhaltender, aber sie leisten ihre Beiträge: sie prolongieren und halten still." Und: sie bringen die Kunden - "wir brauchen uns nicht auf den Marktplatz zu stellen."

FRITZ KRAL (HB)

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