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Export: Schärfster Konkurrent – und bester Kunde

China kurbelt die deutschen Ausfuhren an – und könnte schon Exportweltmeister geworden sein.

Berlin - Die einsamen Zeiten an der Spitze scheinen vorbei: Zum ersten Mal seit 2003 könnte Deutschland 2009 den Titel als Exportweltmeister verloren haben – an China. Gerade dieser Konkurrent sorgt in Zeiten sinkender Ausfuhren hierzulande aber für ein Umsatzplus: Im dritten Quartal 2009 exportierte Deutschland 14,5 Prozent mehr Waren in die Volksrepublik als im Vorjahresquartal. Das teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit.

Damit fällt China aus dem Trend: Insgesamt sanken die Exporte deutscher Firmen im dritten Quartal um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 200 Milliarden Euro. „China wächst trotz der Finanzkrise, unter anderem weil es kräftige Konjunkturprogramme aufgelegt hat“, begründet Jens Nagel, Außenwirtschaftsexperte beim Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), den gestiegenen Export nach Asien.

Die Ausfuhren in osteuropäische Länder sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes dagegen besonders stark eingebrochen. So gingen von Juli bis September 2009 die Exporte nach Ungarn um 33,6 Prozent, nach Polen um 23,9 Prozent und nach Russland um 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zurück. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) führt dies auf die Finanzkrise zurück: „Die Industrie produziert weniger und die Haushalte in diesen Ländern sind hoch verschuldet. Deshalb gehen dort auch Konsum und Kaufkraft zurück“, sagt DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier. Russland habe zudem mit Einnahmeausfällen wegen gesunkener Öl- und Gaspreise zu kämpfen. Der Rückgang der Exporte nach Polen überrascht jedoch die Experten: „Die polnische Wirtschaft ist trotz Krise gewachsen, deshalb sind wir über die Zahlen erstaunt“, sagt Nagel.

Auch das Exportgeschäft mit den fünf größten Handelspartnern Frankreich, USA, Niederlande, Großbritannien und Italien ging im dritten Quartal stark zurück. Von Juli bis Ende September sanken die Ausfuhren in die USA um rund 31 Prozent, nach Italien um rund 19 Prozent, teilten die Statistiker mit.

Für das gesamte Jahr 2009 rechnen die Verbände mit einem deutlichen Minus beim Export: Der DIHK erwartet einen Umsatzrückgang von 17 Prozent im Vergleich zu 2008, der BGA geht von einen Minus von 18 Prozent auf rund 816 Milliarden Euro aus. 2010 soll sich der Export wieder erholen: Der DIHK prognostiziert ein Plus von sieben Prozent, der BGA geht sogar von zehn Prozent aus.

Der inoffizielle Titel des Exportweltmeisters wird auf diese Weise wohl nicht zurückerobert. „2010 wird der Titel wohl endgültig Geschichte sein, weil uns die Chinesen einfach durch ihre schiere Größe den Rang ablaufen werden“, befürchtet Treier. Das sei aber kein Grund zur Klage. „Denn wenn die Chinesen weiter wachsen, treibt das die Weltkonjunktur an. Das ist auch für das Exportland Deutschland gut.“ Jahel Mielke

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