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Wirtschaft: Schering-Chef kritisiert Gesundheitspolitik

Schering-Vorstandschef Hubertus Erlen hat Gesundheitsministerin Ulla Schmidt kritisiert. Sie hatte am Donnerstag angekündigt, eine Pharma-Polizei zur Kontrolle der Industrie einzurichten, um die steigenden Pharma-Kosten in den Griff zu bekommen.

Schering-Vorstandschef Hubertus Erlen hat Gesundheitsministerin Ulla Schmidt kritisiert. Sie hatte am Donnerstag angekündigt, eine Pharma-Polizei zur Kontrolle der Industrie einzurichten, um die steigenden Pharma-Kosten in den Griff zu bekommen. Erlen schlug stattdessen vor, den Beitragszahlern mehr Eigenverantwortung zu übertragen. "Reformen müssen darauf abzielen, die Rolle des Patienten zu stärken und ihm Mitgestaltungsmöglichkeiten zu geben", sagte er am Freitag auf der Hauptversammlung im Berliner ICC.

Das Pharmaunternehmen selbst muss sich um seine Zukunft keine Sorgen machen. Das erste Quartal ist nach Angaben von Erlen dank einer kräftigen Umsatzsteigerung gut gelaufen. Vor allem mit der Entwicklung auf dem weltweit wichtigsten US-Markt ist er sehr zufrieden. "Wir kommen schneller vorwärts als geplant." Der stärkere Dollar-Kurs habe dem Unternehmen geholfen. Dagegen sei die Geschäftsentwicklung in Japan aufgrund von Preisabschlägen bei Medikamenten schwierig gewesen. Die Entwicklung in Europa bezeichnete er als solide. Konkrete Zahlen für das erste Quartal legte Erlen den Aktionären noch nicht vor.

Nach dem guten Start bestätigte Erlen die früheren Prognosen für das Gesamtjahr. Das Unternehmen rechnet 2002 mit einem Umsatzanstieg im hohen einstelligen Prozentbereich. Der Konzerngewinn soll sogar im zweistelligen Bereich wachsen. Im vergangenen Jahr hatte Schering den Gewinn um 24 Prozent auf 418 Millionen Euro gesteigert. Der Umsatz war bereinigt um Wechselkurseffekte um zehn Prozent auf 4,84 Milliarden Euro gestiegen.

Der Markt honorierte den positiven Ausblick. Der Kurs der Schering-Aktie legte im Verhältnis zum Dax überdurchschnittlich um 1,14 Prozent auf 66,79 Euro zu. "Schering ist im Rahmen seiner Erwartungen geblieben", sagte Meng Si, Pharma-Analystin der Bankgesellschaft. Das Unternehmen habe die Jahresprognose bestätigt und zeige bei wichtigen Produkten Wachstum. Scherings Hauptumsatzträger bleibt das Multiple-Sklerose-Medikament Betaseron. Viel Hoffnung setzt Erlen auch auf die relativ neuen Produkte: das Verhütungsmittel Yasmin und das Krebsmedikament Campath.

Vom Erfolg des Pharmaherstellers profitierten auch die Aktionäre. Die Schering-Aktie habe sich gegenüber dem Dax im vergangenen Jahr um 35 Prozent verbessert, sagte Erlen. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich mit 2,11 Euro um 24 Prozent. Die Aktionäre beschlossen eine Dividendenerhöhung um 24 Prozent auf 0,83 Euro je Aktie.

Die Kritik der Aktionäre hielt sich dementsprechend in Grenzen. "Die Stimmung ist sehr positiv", sagte Malte Diesselhorst von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Sein Vorschlag, einen Teil des Verkaufserlöses aus der Finanzbeteiligung an Aventis Crop Science - insgesamt 1,5 Milliarden Euro - an die Aktionäre zu zahlen, wurde allerdings umgehend zurückgewiesen. "Keine Zusatzdividende im kommenden Jahr aus dem Gewinn von Aventis Crop Science", sagte Finanzchef Klaus Pohle.

Seit Freitag steht fest, wer Pohle im Amt nachfolgen wird, wenn er im kommenden Frühjahr in den Ruhestand geht. Der Aufsichtsrat einigte sich vor Beginn der Hauptversammlung auf Jörg Spiekerkötter. Der 43-jährige promovierte Jurist arbeitet als Leiter des Geschäftsbereichs Finanzen schon jetzt eng mit Pohle zusammen. Am kommendem Montag wird er zum stellvertretenden Vorstandsmitglied aufrücken und hier zunächst für Personal zuständig sein. Im April 2003 wird Spiekerkötter dann Pohle als Finanzvorstand ablösen.

Erlen will das hohe Wachstumstempo auch in Zukunft beibehalten, auch mit Hilfe von Zukäufen. Die Kriegskasse ist vor allem durch den Milliarden-Erlös aus dem Verkauf der Aventis Crop-Science-Beteiligung gut gefüllt. Schering sei "zurzeit sehr aktiv auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten für Akquisitionen", sagte Erlen. Anfang des Jahres war die geplante Fusion mit einem US-Dermatologie-Unternehmen kurz vor dem Abschluss geplatzt. Um eine Währung für Akquisitionen zu haben und den Kurs weiter zu stabiliseren, kündigte Schering an, eigene Aktien zurückzukaufen (siehe Lexikon ).

pet

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