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Wirtschaft: Schering erzielt Rekordgewinn

Berliner Pharmakonzern rüstet sich gegen Übernahme und kündigt Aktienrückkauf an / Dividende soll deutlich steigen

Berlin - Nach einem erneuten Rekordjahr hat der Berliner Pharmakonzern Schering seine Ziele für die kommenden Jahre hoch gesteckt und will nun noch profitabler werden. „2005 war das beste Jahr unserer Unternehmensgeschichte“, sagte Hubertus Erlen, Vorstandschef des drittgrößten deutschen Pharmaunternehmens, am Montag in Berlin. Umsatz und Gewinn stiegen erwartungsgemäß deutlich an, den Anlegern war bereits vorher eine Anhebung der Dividende um 20 Cent auf 1,20 Euro in Aussicht gestellt worden. Überraschend war dagegen die Ankündigung von Finanzvorstand Jörg Spiekerkötter, eigene Aktien in großem Stil zurückzukaufen. Das beflügelte den Kurs, der zeitweise um mehr als vier Prozent zulegte.

Die guten Zahlen sind nicht nur auf kräftige Umsatzsteigerungen bei Scherings wichtigsten Produkten Betaferon (zur Behandlung von Multiple-Sklerose) und Yasmin (einer Verhütungspille) zurückzuführen. Sie zeigen auch den Erfolg des Sparprogramms Focus, das Schering vor eineinhalb Jahren aufgelegt hatte. Es sieht neben der Schließung von Werken unter anderem die Streichung von weltweit 2000 Stellen vor. In Berlin sind 250 Jobs abgebaut worden, in Bergkamen 680.

Im vergangenen Jahr steigerte Schering den Umsatz um acht Prozent auf rund 5,3 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis kletterte um 21 Prozent auf 928 Millionen Euro. Daraus errechnet sich eine operative Marge von 17,5 Prozent. In diesem Jahr will Schering 18 Prozent erreichen. 2008 soll die Marge, die ein Gradmesser für die Ertragskraft ist, 20 Prozent erreichen, kündigte Schering-Chef Erlen an. Nach dem erfolgreichen Jahr sind die Kassen des Konzerns prall gefüllt. Der cashflow, also die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel, kletterte nach Angaben von Spiekerkötter im vergangenen Jahr um 40 Prozent auf gut eine Milliarde Euro. Bis zu 500 Millionen Euro will Schering zwischen März und September zum Erwerb eigener Aktien verwenden. Es ist das größte Aktienrückkaufprogramm in der Konzerngeschichte. Der Rückkauf eigener Aktien ist ein gängiges Mittel, um den Kurs zu stabilisieren. In Kombination mit der deutlichen Dividendenerhöhung dürfte bei Schering auch die Absicht dahinterstecken, einen möglichen Übernahmeversuch zu erschweren. „Schering will organisch wachsen und eigenständig bleiben“, sagte Matthias Engelmayer, Pharmaanalyst von Independent Research. Übernahmespekulationen hatte es in der Vergangenheit immer wieder gegeben.

Schering will zudem Geld in die Hand nehmen, um die vollständigen Rechte an seinem wichtigsten Medikament Betaferon zu kaufen. Zum Preis sagte Erlen aber nichts. Bislang hat Schering zwar die weltweiten Vermarktungsrechte, muss dem Betaferon-Erfinder Chiron dafür aber Lizenzgebühren zahlen. Das US-Unternehmen, das vom Schweizer Novartis-Konzern übernommen wird, hatte Schering ein Vorkaufsrecht eingeräumt.

Trotz vieler Rückschläge bei der Entwicklung neuer Produkte sagte Vorstand Marc Rubin, die Pipeline sei „sehr gut“ gefüllt. Für die Zukunft plant Schering unter anderem neue Medikamente gegen Krebs und die Darmkrankheit Morbus Crohn.

Maren Peters

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