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Wirtschaft: Schering hat Probleme mit Medikamenten

Berliner Pharmahersteller ruft eines seiner wichtigsten Präparate zurück – das könnte den Unternehmenswert drücken

Berlin - Das Berliner Pharmaunternehmen Schering musste am Montag gleich bei zwei Medikamenten Probleme einräumen: Wegen möglicher Gesundheitsgefahren zog Schering das Röntgenkontrastmittel Ultravist 370 (siehe Kasten) vom Markt zurück, nur China und Südkorea sind davon ausgenommen. Bei dem Mittel, das Ärzte zur Diagnose von Krankheiten verwenden, waren Kristallisationen aufgetreten, die bei Patienten zu Blutverklumpungen führen können, teilte das Unternehmen mit. Die Rücknahme von Ultravist 370 sowie enttäuschende Studienergebnisse bei einem noch nicht zugelassenen Darmmedikament könnten Folgen für den Schering-Käufer Bayer haben: Es sei nicht auszuschließen, dass der Unternehmenswert von Schering sinken werde, teilten beide Unternehmen mit.

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer, der Schering für 16,9 Milliarden Euro übernehmen will, hält trotz der Rückschläge an seinem bisherigen Angebot für Schering fest, wie Bayer gestern bestätigte. In einer ersten Schätzung kamen die Wirtschaftsprüfer von KPMG zu dem Ergebnis, dass der Rückruf von Ultravist 370 den Wert der Schering-Aktie um 0,74 Euro drücken könnte. KPMG hatte den Unternehmenswert von Schering zuvor auf 16,723 Milliarden Euro geschätzt. Diese Summe würde sich demnach auf 16,6 Milliarden Euro verringern. Für die Schering-Aktie hatten die Wirtschaftsprüfer im Auftrag von Bayer einen Wert von 87,63 Euro ermittelt.

Ein Schering-Sprecher bezeichnete den freiwilligen Rückzug von Ultravist 370 als „reine Vorsichtsmaßnahme“, es habe in keinem Fall schwer wiegende Beeinträchtigungen von Patienten gegeben. Die Rücknahme sei nicht endgültig: „Wir wollen damit zurück in den Markt.“ Die Befürchtung, dass die US-Arzneimittelbehörde FDA nun die gesamte Produktgruppe in Frage stellen könnte, wies der Sprecher zurück.

Branchenbeobachter halten den Rückzug von Ultravist 370 gemessen am Umsatz für nicht gravierend. „Das Medikament macht weniger als ein Prozent vom Gesamtumsatz aus“, sagte Marcus Konstanti, Pharmaanalyst der Privatbank Sal. Oppenheim. Schwerwiegender seien die schlechten Studienergebnisse bei dem Morbus-Crohn-Mittel Sargramostim. „Das Mittel war eines der Hoffnungsträger von Schering und jetzt ist die weitere Zukunft mehr als ungewiss“, sagte Konstanti. Selbst wenn Schering versuchen sollte, ein neues Studiendesign aufzusetzen, sei das Ergebnis ungewiss. Eine potenzielle Einführung verzögere sich um mindestens weitere zwei Jahre. Schering hat die Zulassung für 2008 geplant und mit einem Spitzenumsatz von 250 Millionen Euro gerechnet. Nach enttäuschenden Studienergebnissen mussten die Berliner im vergangenen Jahr bereits die hohen Erwartungen an das Krebsmittel PTK/ZK zurückschrauben, das Schering einmal einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro bescheren sollte.

Die Bayer-Aktie gehörte gestern zu den größten Verlierern im Dax, der Kurs der Schering-Aktie gab nur leicht nach.

Maren Peters

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