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Wirtschaft: Schering kauft Aktien für 500 Millionen DM zurück

BERLIN (alf).Die Schering AG kauft vom heutigen Donnerstag an Aktien des eigenen Unternehmens zurück.

BERLIN (alf).Die Schering AG kauft vom heutigen Donnerstag an Aktien des eigenen Unternehmens zurück.Wie Finanzvorstand Klaus Pohle am Mittwoch anläßlich der Vorstellung der Neunmonatszahlen bekanntgab, will Schering zunächst 500 Mill.DM für die Rückkaufaktion investieren und damit zehn Prozent des Grundkapitals erwerben.Das werde ein "Stimulus für den Aktienmarkt insgesamt", so Pohle.Auf der nächsten Hauptversammlung will sich der Vorstand dann von den Aktionären für weitere Rückkäufe ermächtigen lassen.Vorstandschef Giuseppe Vita kündigte Akquisitionen und Kooperationen auf dem US-Markt an.Da Schering über liquide Mittel von gut 2,1 Mrd.DM verfüge "können wir auch eine große Akquisition machen".Der gegenwärtige Umsatzanteil der USA von 20 Prozent sei zu gering und soll mittelfristig auf mindestens 30 Prozent steigen.Finanzchef Pohle kritisierte die Steuerpolitik der neuen Bundesregierung, die das Unternehmen im kommenden Jahr einen knapp dreistelligen Millionenbetrag kosten werde.

In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres erhöhte sich das Konzernergebnis nach Steuern um sieben Prozent auf 375 Mill.DM, der Umsatz stieg um drei Prozent auf 4,8 Mrd.DM.Für 1998 insgesamt wird ein Umsatz von 6,4 Mrd.DM erwartet, der Gewinn dürfte um rund sechs Prozent steigen.Im kommenden Jahr werde das Umsatz- und Ergebniswachstum "sicherlich einstellig sein", sagte Vita.Im laufenden Jahr konnte insbesondere durch die Expansion in den USA - plus neun Prozent auf knapp eine Mrd.DM - die Umsatzeinbußen in Asien ausgeglichen werden."Mit einem Umsatzanteil von 85 Prozent bleibt Schering von den Wirtschafts- und Währungsturbulenzen nicht unberührt", sagte Vita.Der Umsatz in Asien werde 1998 um 135 Mill.DM und der dort erwirtschaftete Gewinn um 31 Mill.DM sinken, Verluste gebe es indes nicht.Vita meinte, voraussichtlich in drei Jahren sei in Asien das Schlimmste überstanden.Schering mache jedenfalls keine Abstriche bei seinem Engagement in der Region, so werde gegenwärtig in Indonesien eine Fabrik gebaut.

Die gemeinsame Pflanzenschutztochter von Schering und Hoechst, Agrevo, wird nicht wie vorgesehen das Saatgutgeschäft der US-Firma Cargill übernehmen.Ein US-Wettbewerber werfe Cargill vor, widerrechtlich eine Saatgutzüchtung übernommen zu haben und klage nun gegen Cargill.Das habe Pohle zufolge Auswirkungen auf den Kaufpreis, der ursprünglich mit 650 Mill.Dollar veranschlagt worden war."Ich kann nicht garantieren, daß diese Transaktion über die Bühne geht", meinte Pohle.

Die Auswirkungen der neuen Steuerpolitik hat Schering noch nicht voll durchgerechnet.Zumal die Belastungen durch die höhere Energiesteuer seien in ihrem Volumen noch unklar.Dagegen quantifizierte Pohle die Streichung der Teilwertabschreibung auf Bestände auf 30 bis 40 Mill.DM pro Jahr.Weiter Verschlechterungen gebe es bei der Bildung von Persionsrückstellungen und der Veräußerung von Wirtschaftsgütern.Die Problem in Brasilien haben Pohle zufolge das Betriebsergebnis in den ersten neun Monaten um rund 40 Mill.DM belastet.Aufgrund von Placebopillen waren 48 Brasilianerinnen schwanger geworden.Für alle Kosten, die mit der Schwangerschaft und der Entbindung zusammenhängen, habe Schering eine Versicherung abgeschlossen, sagte Vita.Das ganze Drama ist dem Vorstandschef zufolge auf "kriminelle Machenschaften" zurückzuführen: Die Schering do Brasil habe Placebos für den Test einer neuen Verpackungsmaschine hergestellt.Nach Ende des Testlaufs "wurden sie einer langjährig als zuverlässig bekannten Drittfirma zur Vernichtung übergeben".Offenbar seien dann Placebos "entwendet und illegal verkauft worden".Nachdem ferner fehlerhafte Packungen in Brasilien aufgetaucht waren, habe Schering 1,7 Mill.Packungen vom Markt genommen.Alle Fehler, so Vita, "befinden sich innerhalb der weltweit akzeptierten Toleranzen".

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