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Wirtschaft: Schering setzt auf bewährte Produkte

Berliner Pharmafirma will auch 2007 weiter wachsen

Frankfurt am Main - Trotz mehrerer Rückschläge in der Forschung rechnet der Pharmahersteller Schering AG auch für die kommenden beiden Jahre mit steigenden Umsätzen und Erträgen. „Wir sind in allen Geschäftsgebieten auf Wachstum eingestellt“, sagte Vorstandschef Hubertus Erlen vor Journalisten in Frankfurt. Zugleich stellte der Schering-Chef eine höhere Ausschüttung und weitere Aktienrückkäufe in Aussicht. Zukäufe werde Schering in allen Gebieten prüfen, die zum gegenwärtigen Geschäft passen, sagte der Vorstandsvorsitzende. Die Altana AG, die für den Pharmabereich einen Käufer oder Partner sucht, gehöre nicht dazu.

Für das laufende Jahr 2005 ist bei dem Berliner Konzern eine deutliche Gewinnsteigerung bereits vorgezeichnet. Neben einem relativ soliden Umsatzwachstum tragen dazu Maßnahmen zur Kostensenkung bei. In den ersten drei Quartalen steigerte Schering den Umsatz um sieben Prozent auf 3,9 Milliarden Euro und den Betriebsgewinn um fast ein Fünftel auf 710 Millionen. Das Ziel einer operativen Rendite von 18 Prozent dürfte der Konzern damit schon im laufenden Jahr annähernd erreichen.

Erlen deutete an, dass man die interne Messlatte in den kommenden Jahren weiter nach oben schieben werde, um mittelfristig zu den europäischen Konkurrenten aufzuschließen. Er nannte aber keine neuen Renditeziele.

Entgegen skeptischen Einschätzungen und ungeachtet der jüngsten Rückschläge in der Forschung sieht Erlen den Konzern auch in der Produktentwicklung nach wie vor in einer aussichtsreichen Position. „Wir haben weiterhin fünf Eisen im Feuer und sind für 2006 nicht auf ein Riesenprodukt angewiesen.“ Erlen geht davon aus, dass sowohl das Geschäft mit Hormonprodukten wie der Pille Yasmin als auch das Multiple-Sklerose-Medikament Betaferon weitere Umsatzsteigerungen verbuchen werden. Betaferon ist mit knapp 630 Millionen Euro Umsatz in den ersten neun Monaten das wichtigste Einzelprodukt von Schering.

Die Neuentwicklungen des Konzerns verzeichneten in diesem Jahr dagegen fast durchweg enttäuschende Ergebnisse oder Verzögerungen im Zulassungsprozess. Zuletzt verlangte die US-Arzneimittelbehörde FDA zusätzliche Daten für das Kontrastmittel Vasovist. Erweiterte Studien sind unter anderem auch für neue Medikamente gegen Gebärmutter- und Darmerkrankungen nötig. Und besonders heftig hatten Schering im Sommer enttäuschende Daten für das Darmkrebsmittel PTK getroffen, das zuvor noch als möglicher „Blockbuster“ mit einem Spitzenumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar gehandelt wurde.

Angesichts der wiederholten Rückschläge betrachten viele Analysten die Produkt-Pipeline des Konzerns als zu schwach und äußern deutliche Zweifel an den längerfristigen Perspektiven von Schering. „Die zukünftigen Wachstumsaussichten bleiben mäßig“, heißt es etwa in einer Studie der WestLB, die für die nächsten Jahre lediglich ein Wachstum von durchschnittlich vier Prozent pro Jahr unterstellt.

PTK, das Schering zusammen mit Novartis entwickelt, wurde von den meisten Experten inzwischen voll aus den Umsatzschätzungen für die kommenden Jahre eliminiert. Erlen sieht demgegenüber weiter Chancen, dass das Produkt gegen Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommen könnte. )

Siegfried Hofmann (HB

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