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Wirtschaft: Schicksalstage für den Dax

Im März brauchen Anleger starke Nerven: Ein Jahr nach dem Tiefpunkt fallen die Kurse wieder

Berlin. Der 11. und der 12. März scheinen Schicksalstage für den Dax zu sein. Vor einem Jahr markierte der Deutsche Aktienindex an diesen Tagen seinen Tiefpunkt. Just ein Jahr später – nach einem rasanten Kursanstieg – gingen die Märkte erneut auf Talfahrt. Nach Gewinnen von rund 90 Prozent lag eine Korrektur schon länger in der Luft, die Terroranschläge von Madrid gaben den Aktien schließlich den entscheidenden Stoß.

Dabei hatte der März stark begonnen. Gerüchte, die Citigroup könnte die Deutsche Bank für 90 Euro je Aktie übernehmen, hoben die Aktie bis auf gut 76 Euro an und zogen den Dax mit. Doch bei 4163 Punkten war Schluss. Trotz sehr guter Unternehmensnachrichten wagten sich kaum noch Käufer in den Markt, die Anleger konzentrierten sich auf Negatives: den Ölpreis, der zeitweise auf ein 13-Jahres-Hoch kletterte, den US-Arbeitsmarkt, der sich langsamer als erwartet erholte, und das trübe deutsche Geschäftsklima.

Unter erheblichen Schwankungen, angeführt vom Dow-Jones-Index, der erst knapp vor der 10000-Punkte-Marke abbremste, ging der Dax schließlich in der Spitze um fast 500 Punkte oder gut elf Prozent in die Knie. Erst bei 3700 Punkten kehrten die Schnäppchenjäger zurück, die die Kurse unterhalb von 17 Euro bei Tui, unter 85 Euro bei der Allianz oder unter elf Euro bei Infineon zum Einstieg nutzten. Am Ende hatte der März mit einem Dax-Minus von 3,3 Prozent viel von seinem Schrecken wieder verloren.  

Trotzdem: Von 30 Dax-Aktien retteten sich per Saldo neun ins Plus. Am kräftigsten stellten sich, mit einem Plus von knapp 4,4 Prozent Infineon und Adidas-Salomon  gegen die Marktkorrektur. Adidas-Aktien bewegen sich nun wieder nahe an ihrem 52-Wochen-Hoch bei 96,85 Euro. Im schwierigen US-Geschäft gegen Weltmarktführer Nike sei man nun wieder etwas optimistischer, hieß es aus Herzogenaurach. Der Umsatz soll 2004 um drei bis fünf Prozent wachsen, der Überschuss sogar um zehn Prozent. Bei Infineon schickte der überraschende Rauswurf von Konzernchef Schumacher zwischenzeitlich die Aktie auf Talfahrt.

Auch MAN steuerte zum Monatsende wieder auf sein Jahreshoch  bei 30,31 Euro zu, angetrieben von einem positiven Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Auftragseingänge wie Umsätze seien 2004 bisher stark gestiegen, die alte Ertragskraft fest im Visier, so MAN-Chef Rudolf Rupprecht. Die Aktie gewann vier Prozent. RWE-Aktionäre profitierten mit einem Gewinn von 3,1 Prozent von der Umschichtung in defensive Werte.

Kräftig Kasse gemacht haben die Investoren hingegen bei Bayer. Gekürzte Dividende, niedrigere Ergebnisse, neue Produkte erst 2005: Auch im März setzte sich der seit Januar anhaltende Abwärtstrend mit einem Minus von fast 13 Prozent rasant fort. Nach dem Absturz auf  19,80 Euro bis Mittwochmittag hielten manche Analysten das Papier allerdings wieder  für attraktiv bewertet.

Kein einheitliches Bild zeigen die Versicherer. Während die Allianz mit knapp minus elf Prozent vom Dax weit abgehängt wurde, schlug sich die Münchener Rück mit minus 2,4 Prozent besser als der Index. Während der Rückversicherer „einen Schlussstrich unter drei schwere Jahre“ zog und 2004 satte zwei Milliarden Euro verdienen will, sorgte die Allianz unter den Investoren für Unmut – vor allem, weil das Unternehmen keinen Ausblick auf das laufende Jahr geben wollte.

Schwache Zahlen von VW führten auch bei Daimler-Chrysler und BMW zu Kursverlusten. Die Wolfsburger meldeten einen Absatzeinbruch von 32 Prozent in den USA und erwarten ein äußerst schwaches Quartalsergebnis. Die Quittung: minus 4,6 Prozent. BMW, die gerade den absatzstärksten Monat der Firmengeschichte hinter sich haben, schafften trotzdem nur ein Monatsminus von 1,5 Prozent, Daimler-Chrysler büßten sogar 4,5 Prozent ein.

Alle Dax-Werte im Vergleich auf Seite 21.

Veronika Csizi

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