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Problemzone. Die Deutsche Bahn machte 2010 vor allem mit unzuverlässigen Zügen Schlagzeilen. Im Sommer kollabierten Klimaanlagen, in den Wintermonaten machten Eis und Schnee den ICEs, aber auch einigen Regionalzügen Probleme. Viele standen lange in den Werkstätten.

© dapd

Schienenverkehr: Zug-Chaos verhagelt der Bahn die Bilanz

Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr die Einbrüche durch die Wirtschaftskrise wettmachen können, durch die Probleme im Personenverkehr aber viel Geld verloren.

Berlin - 2010 war eigentlich kein schlechtes Jahr. Die deutsche Wirtschaft ließ den tiefen Konjunktureinbruch überraschend schnell hinter sich und legte so stark zu wie lange nicht mehr. Viele Großkonzerne, vor allem aus der Autoindustrie, verzeichneten gar das beste Jahr ihrer Geschichte. Bei der Deutschen Bahn sah es etwas anders aus. Zwar nahm sie nach Tagesspiegel-Informationen deutlich mehr Geld ein als im Jahr zuvor, auch ihr Gewinn wuchs um gut ein Zehntel.

Allerdings hätte es noch weitaus mehr sein können – wären da nicht die massiven Probleme im Personenverkehr gewesen. Im Regional- und im Fernverkehr brach der Gewinn ein – trotz steigender Fahrgastzahlen. Schuld sind offenbar die S-Bahn-Krise in Berlin und die winters wie sommers unzuverlässigen ICE-Züge. Ein Bahn-Sprecher wollte die Zahlen nicht kommentieren. Vorstandschef Rüdiger Grube will die Bilanz am kommenden Donnerstag vorstellen.

Der Umsatz des Staatskonzerns kletterte 2010 auf 34,41 Milliarden Euro – im Vorjahr war er noch auf 29,34 Milliarden Euro eingebrochen. Davon blieben 1,87 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern in der Kasse der Bahn. Von den Rekordgrößen des Jahres 2008 ist dieser Posten weit entfernt, damals hatte der Konzern 2,48 Milliarden Euro verdient. Der Güterverkehr profitierte von der anziehenden Konjunktur: Die Verkehrsleistung nahm auf 105,8 Milliarden Tonnenkilometer zu, das waren 12,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings machte sich der Aufschwung bei den Sparten der Bahn höchst unterschiedlich bemerkbar: Im weltweiten Güterverkehr per Schiff, Lastwagen und Flugzeug kam der Konzern auf 304 Millionen Euro Gewinn, das war eine Zunahme um mehr als die Hälfte. Schwer hatte es dagegen der Schienen-Güterverkehr: Nach dem tiefen Minus von 2009 kam er im vergangenen Jahr auf einen Mini-Verdienst von zwölf Millionen Euro. Dagegen lief die Netz-Sparte, in der die Bahn das 34 000 Kilometer lange Gleisnetz betreibt, gut und war mit 601 Millionen Euro der zweitgrößte Ertragsbringer des Konzerns.

Im Personenverkehr ist die Lage dagegen dramatisch: Im staatlich subventionierten Regionalverkehr brach der Gewinn um fast ein Fünftel ein – dabei ist der Bereich DB Regio der größte Gewinnbringer. Offenbar machen sich hier auch die Folgen des S-Bahn-Desasters in Berlin bemerkbar. In den Wintermonaten waren Hunderte Züge unpünktlich oder gar nicht gefahren, der Senat kürzte deshalb die Zuschüsse. Außerdem musste die Bahn die Fahrgäste entschädigen und Tausende neue Achsen kaufen. Im Januar hatte Grube gesagt, in den vergangenen beiden Jahren habe die S-Bahn mit 370 Millionen Euro ins Kontor geschlagen. Die Frage der Zuverlässigkeit hatte er kürzlich als „größte Herausforderung“ bezeichnet, vor der sein Konzern stehe.

Dies gilt ebenso für den Fernverkehr mit ICEs und ICs. Hier ging der Gewinn fast um ein Sechstel zurück. Auch hier war offenbar Unzuverlässigkeit das Problem. Die Züge fuhren im Winter sehr unpünktlich. Im Dezember hielt zeitweise nur jeder fünfte Zug den Fahrplan ein, weil die ICEs wegen Eis und Schnee ihr Tempo drosseln mussten oder mit Pannen in den Werkstätten standen. Hinzu kam der Ausfall mehrerer Klimaanlagen im Juli, der bei einigen Passagieren zum Kreislaufkollaps und beim Konzern zu starkem Ansehensverlust führte. Vorstandschef Grube musste viele Fahrgäste entschädigen, außerdem ordnete er Investitionen in Technik und Personal an. In den nächsten Jahren will er Milliarden ausgeben, um alte Züge zu renovieren und neue zu kaufen.

Die Kunden hielten der Bahn trotz allem die Treue. 2010 kam der Staatskonzern auf eine Verkehrsleistung von 78,6 Milliarden Personenkilometern, das waren fast 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

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