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Frenzel

© dpa

Schifffahrtsbranche: Tui wird aufgespalten

Der Tourismus- und Schifffahrtskonzern Tui steht nach wochenlangen Spekulationen vor einem drastischen Umbau. Die Trennung von der Container-Tochter Hapag-Lloyd steht bevor.

Wie das Unternehmen Tui am Montag nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte, hätten Vorstand und das Kontrollgremium entschieden, eine Trennung der Container-Schifffahrt aus dem Konzern vorzubereiten. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat trugen diese Entscheidung nach eigenen Angaben nicht mit.

Es solle geprüft werden, ob die hundertprozentige Tochter Hapag-Lloyd, die fünftgrößte Container-Schifffahrtsreederei der Welt, über einen Aktientausch (Spin-off), eine Fusion oder einen Verkauf als Ganzes aus dem Konzern herausgelöst werden könne, hieß es. Mehr Informationen kündigte Tui für die heutige Bilanzpressekonferenz an.

Unterdessen meldete eine Gruppe von Hamburger Investoren, Finanziers und Reedern Interesse an, die Reederei als deutsches Unternehmen zu erhalten. Nachdem in Hamburg die Befürchtung laut geworden war, dass bei der Neuordnung der Tui die Traditionsreederei im Zuge von Übernahmen von der Bildfläche verschwinden könnte, empfahl vorige Woche der Chef und Miteigentümer der Spedition Kühne & Nagel, Klaus Michael Kühne, über deutsche Investoren und einen Börsengang das Unternehmen selbstständig zu erhalten. Diesen Gedanken griffen der Gesellschafter der Warburg-Bank, Christian Olearius, und der ehemalige Hamburger Wirtschaftssenator Wolfgang Peiner am Montag auf.

Mit einer Aufspaltung des Tui-Konzerns ist die von Konzernchef Michael Frenzel in der Vergangenheit propagierte „Zwei-Säulen-Theorie“ endgültig gescheitert. Unter dem Eindruck eines schwächelnden Tourismusgeschäftes nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 hatte Frenzel zunächst versucht, die 1997 für 1,43 Milliarden Euro erworbene Hapag-Lloyd an die Börse zu bringen.

Da die Aussichten auf gute Erlöse für das Hamburger Traditionsunternehmen jedoch nur gering waren, hatte der Tui-Chef dann die neue Theorie entwickelt: Das für Schwankungen besonders anfällige Reisegeschäft sollte durch die auf Dauer von der Globalisierung profitierende Schifffahrt abgesichert werden.

Zur Stärkung dieser Strategie hatte der Tui-Vorstand dem Aufsichtsrat im Januar ein Papier vorgelegt, das eine Verschmelzung der Mutter Tui und der Tochter Hapag-Lloyd vorsah – einschließlich einer Verlagerung der Zentrale von Hannover nach Hamburg. Frenzel sah sich anschließend nicht nur wütenden Protesten der Arbeitnehmerschaft ausgesetzt. Auch der norwegische Reeder John Fredriksen, seit einem Jahr im Besitz von fünf Prozent der Tui-Aktien, hatte deutlich gegen die Verschmelzung opponiert und außerdem die Trennung der beiden Konzernsparten gefordert. Damit hat sich der Norweger, der selbst nicht im Aufsichtsrat der Tui sitzt, nun offenbar durchgesetzt.

Hapag-Lloyd war in den vergangenen Jahren durch die Übernahme der britisch-kanadischen Reederei CP Ships auf den weltweit fünften Rang aufgerückt. Tui-Chef Frenzel hatte für den Kauf ursprünglich viel Prügel einstecken müssen, da die Schifffahrt seinerzeit in einem zyklischen Tief steckte: Die Nachfrage nach Schiffsraum war langsamer gewachsen als das Angebot neuer Containerschiffe. Inzwischen gilt die Branche weltweit aber wieder als gefestigt. Es sei gelungen, CP Ships in Hapag-Lloyd so zu integrieren, dass über die Synergieeffekte inzwischen wieder Gewinne erzielt werden, erklären Branchenbeobachter übereinstimmend. Die Tui wollte Milliarden in neue Schiffe investieren.

In den vergangenen Wochen gab es wiederholt Spekulationen, dass Frenzel versuche, die von dem Ex-Schenker- Chef Thomas Held geführte Singapurer Reederei Neptune Orient Lines für ein Joint Venture mit Hapag-Lloyd zu gewinnen. Offizielle Verhandlungen wurden von dem Tui-Konzern immer wieder abgestritten, inoffiziell hieß es aber stets, die Gespräche liefen immer noch weiter fort. Eberhard Krummheuer (HB)

Eberhard Krummheuer (HB)

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