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Wirtschaft: Schlichterin soll Streik der Fluglotsen verhindern

Gewerkschaft lehnt Lohnangebot als unzureichend ab / Air Berlin warnt vor steigenden Ticketpreisen

Frankfurt am Main/Berlin - Die Deutsche Flugsicherung (DFS) setzt im schwelenden Tarifstreit auf eine Vermittlung von außen. Am Freitagnachmittag beschloss das Unternehmen, ein Schlichtungsverfahren vorzubereiten. Es soll gestartet werden, falls die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) es weiter ablehnt, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Ein Streik, für den die GdF bereits Vorbereitungen getroffen hat, wäre bei einer Schlichtung zunächst nicht möglich, weil erneut Friedenspflicht bestünde. Als Schlichterin ist dem Vernehmen nach die ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) vorgesehen (siehe Kasten).

Sollte es zum Streik kommen, wäre das der erste Ausstand der deutschen Fluglotsen seit 35 Jahren. Die GdF muss jetzt entscheiden, ob wieder verhandelt werden soll oder ob es gleich in die Schlichtung geht. Prinzipiell schloss GdF-Sprecher Marek Kluzniak die Schlichtung nicht aus.

Am Freitag hatten Fluglotsen zunächst das Verhandlungsangebot der DFS als unzureichend abgelehnt. Es sei nicht nur ungenügend, sondern auch unvollständig, weil die DFS keinen Vorschlag über die künftige Struktur der Entlohnung der Fluglotsen mache. Den Fluglotsen geht es unter anderem um die Sicherung der so genannten operativen Zulagen für alle Mitarbeiter der DFS. Sie macht einen erheblichen Teil des Gehaltes aus. Die DFS wolle sie aber für einen Teil der Mitarbeiter zur Disposition stellen, befürchten die Lotsen. Die DFS wiederum zeigte sich enttäuscht über die Zurückweisung ihres Angebotes. Es belaufe sich auf 5,7 Prozent, bestehend aus drei Prozent Gehaltssteigerung und einer Einmalzahlung von 1750 Euro. Die Lotsen sind neben der Kritik an einem fehlenden Angebot zur Veränderung der Gehaltsstrukturen vor allem mit der ihrer Ansicht nach zu niedrigen Einmalzahlung unzufrieden.

Die Tarifverhandlungen waren bereits im November gescheitert. Dann hatte die GdF zu Jahresbeginn einen Streikbeschluss verkündet, der innerhalb von 24 Stunden umgesetzt werden könnte. Er könnte drei Viertel des Flugverkehrs mit täglich etwa 8000 Flügen in Deutschland lahmlegen. Fluggesellschaften wollen in dem Fall mit Umbuchungen und dem Einsatz größerer Maschinen gegensteuern.

Die Lotsen fühlen sich im Vergleich zu ihren Kollegen in Europa und in den USA sowie angesichts ihrer großen Verantwortung unterbezahlt. Das Einstiegsgehalt der Fluglotsen liegt nach der dreijährigen Ausbildung bei etwa 52 000 Euro jährlich, im Schnitt sind es 98 000 Euro. In Spanien etwa, so die GdF, werde erheblich mehr bezahlt, in den USA seien es pro Jahr bei allerdings längeren Arbeitszeiten bis zu 160 000 Dollar, umgerechnet etwa 135 000 Euro. Die Forderungen der GdF betreffen nicht nur die rund 1800 Lotsen, sondern alle 5300 Mitarbeiter der bundeseigenen DFS.

Joachim Hunold, Chef der Fluggesellschaft Air Berlin, rechnet damit, dass sich die Lohnforderungen auch in höheren Gebühren für die Flugsicherung niederschlagen werden. Diese würden letztlich die Passagiere über höhere Flugpreise bezahlen müssen, sagte der Konzernchef der „Wirtschaftswoche“. Air-Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel ergänzte im Gespräch mit dem Tagesspiegel, wie stark die Preissteigerung letztlich ausfallen werde, sei noch nicht genau abzuschätzen. Es sei in jedem Fall klar, dass die Fluglotsen der DFS zwar eine sehr verantwortungsvolle Arbeit hätten, doch schon „überproportional gut“ verdienen würden. Die Lufthansa lehnte eine Bewertung des Tarifstreits ab. Dazu könne man noch nichts sagen, weil die Verhandlungen noch liefen, meinte eine Konzernsprecherin.

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