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Wirtschaft: Schnell reich wird nur der Experte

Schnelles Reagieren zahlt sich aus: Wer noch am Abend des Rücktritts von Oskar Lafontaine am 11. März 1999 an den Finanzmärkten handelte, konnte sich wenige Stunden später über satte Kursgewinne freuen.

Schnelles Reagieren zahlt sich aus: Wer noch am Abend des Rücktritts von Oskar Lafontaine am 11. März 1999 an den Finanzmärkten handelte, konnte sich wenige Stunden später über satte Kursgewinne freuen. Ausserbörsliche Handelsmöglichkeiten bieten gerade für den Optionsscheininvestor eine weitere Chance, schnell auf das wirtschaftliche Geschehen auch nach Börsenschluss zu reagieren. Denn gerade Optionsscheine erfordern wegen ihrer oft extremen Schwankungen schnelles Eingreifen.

Wer über ein kursbewegendes Ereignis, das am Abend bekannt wird, erst eine Nacht schlafen will, kommt in aller Regel zu spät. Am nächsten Morgen hat der Markt die Auswirkungen bereits eingepreist. Doch obwohl das Internet als schnelles Medium bekannt ist, wird der ausserbörsliche Optionsscheinhandel im Netz von den Direktbanken noch stiefmütterlich behandelt. Der größte Teil des Handels wird per Telefon abgewickelt. Sehr zum Leidwesen der Kunden. Denn anders als bei der voll elektronischen Abwicklung der Order über das Internet, wird beim Telefonhandel in der Regel ein Mindestanlagebetrag von 5000 Euro fällig. Jedoch wollen alle Anbieter ihr Angebot ausbauen.

Die besten Chancen, auf eine Topnachricht auch noch abends reagieren zu können, haben die Anleger derzeit bei der Direktanlagebank und Fimatex. Die Direktanlagebank bietet mit dem Sekundenhandel die Möglichkeit, Optionsscheine der Citibank und das komplette Angebot von Warburg Dillon Read von 8 bis 22 Uhr zu handeln. Die Kunden sind direkt an das CATS-OS beziehungsweise Tradelink-System angeschlossen und bekommen per Internet-Anfrage einen verbindlichen Kurs gestellt. In Kürze soll das Angebot auf die Scheine von Goldman Sachs, Société Générale, Hypo-Vereinsbank sowie Trinkaus und Burkhardt ausgeweitet werden. Mit der WestLB stehe man ebenfalls in Verhandlungen, so ein Sprecher der Bank.

Auch die Fimatex gibt sich Mühe, ihr Optionsschein-Angebot zu erweitern. Bislang können über die Handelsplattform GTS (Global Trading System) alle börslich gehandelten Scheine geordert werden. Optionsscheine der Société Générale, der Citibank und von Goldman Sachs sind darüberhinaus auch in der Zeit von 8 bis 22 Uhr verfügbar. "Mit unserem GTS ist der Anleger direkt an das CATS-OS-System angeschlossen und kann online seine Aufträge eingeben", sagt Susanne Majer, Unternehmenssprecherin bei Fimatex. Für diesen Service muss der Kunde jedoch zahlen. Die Société-Tochter berechnet zusätzlich zu den üblich Transaktionskosten eine Online-Gebühr von 9 Cent pro Minute. Bevor der Kunde mit diesem System loslegen kann, muss die GTS-Software auf dem PC installiert werden. Das bedeutet aber, dass dann auch nur von diesem Rechner aus der Zugriff auf das System möglich ist. Ab 15. September will die Fimatex zumindest den Handel von börsennotierten Scheinen im Internet anbieten.

Die Deutsche Bank 24 hat ebenfalls die Zeichen der Zeit erkannt und arbeitet fieberhaft am Ausbau ihres Angebots. So wurde zum 1. September der außerbörsliche Handel per Internet eingeführt. Zunächst sind dort aber nur die Scheine der Citibank erhältlich. Mit weiteren Emissionshäusern, darunter Goldman Sachs, ist man im Gespräch.

Ebenfalls erweitert wird das Internet-Brokerage-Angebot der Citibank. So sollen Privatkunden über das Internet Zugriff auf CATS-OS-Preise bekommen. Bisher habe der Anleger in dem Dilemma gesteckt, dass viele Direktbanken nicht in Lage sind, ihre Kunden direkt an CATS-OS "elektronisch durchzureichen", sagt Olav Blasberg, zuständig für das Marketing der Citibank in Deutschland. Bei telefonischer Auftragsabwicklung bestehe immer die Gefahr, dass "keiner abhebt, wenn es hektisch wird".

Weniger Service zeigen die Marktführer im Onlinebanking. Consors bietet zwar sehr gute Infos rund um Optionsscheine. So sind die Suchfunktionen im Aktien- und OS-Bereich verknüpft, so dass sich der Anleger bei der Informationsbeschaffung auf den Basiswert konzentrieren kann. Die Abwicklung passt aber nicht in das Image des pfiffigen Onlinebrokers. Außerbörsliche Orders laufen nur über die Callcenter. Die Mitarbeiter dort starten eine Kursanfrage beim jeweiligen Emissionshaus und geben das Ergebnis an den Kunden weiter. Der kann zustimmen, oder nicht. Was er in einem bewegten Markt auch tun wird, wenn der Kurs inzwischen davongelaufen ist. Zudem ist die Handelszeit von 8 bis 17.45 Uhr (nach Börsenschluss werden nur noch die Scheine der Citibank gehandelt) eng. Nur den Premiumkunden, bei Consors Startrader genannt (100 Trades im Jahr, durchschnittliches Depotvolumen von 100 000 DM), ist es erlaubt, noch bis 20 Uhr auf das Marktgeschehen zu reagieren.

Auch wer bei der Comdirectbank mit den Emittenten ins Geschäft kommen will, muss zum Hörer greifen. Allerdings plant man auch hier eine Ausweitung auf das Internet. Im börslichen Handel bietet die Comdirect einen guten Service - mit Echtzeitkursen, OS-Rechner und Intradayhandel.

Was kostet nun der Kick mit Optionsscheinen im Internet? Für eine börsliche Order über das Internet berechnen die Direktbanken in der Regel dieselben Gebühren wie für den Aktienkauf. Eine der günstigsten ist die Fimatex mit 18,60 DM plus 18 Pfennig Onlinegebühr pro Minute für eine 5 000 EUR Order.

Julius Endert[Peter Köhler]

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