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Schöne Bescherung: Was sich die Wirtschaftselite (vielleicht) zum Fest wünscht

Niemand denkt am Fest der Liebe an die, die schon alles haben: unsere Entscheidungsträger. Fünf Geschenkideen für die, die 2013 wichtig werden.

EINE BAHNCARD 100 FÜR HARTMUT MEHDORN

Als diese Zeitung vor einigen Monaten einen relativ wohlwollenden Kommentar über die Fortschritte Hartmut Mehdorns bei der Sanierung von Air Berlin abdruckte, provozierte das auch wütende Leserbriefe. Wie könne man diesen Mann loben, wo er doch schon die Deutsche Bahn in zehn Jahren „kaputtsaniert“ habe? Es werde nicht mehr lange dauern, da würden auch bei Air Berlin Minderjährige, die man ohne gültigen Fahrschein antrifft, auf freier Strecke rausgeworfen, spottete nicht nur einer. Zwar ist bisher noch kein Air-Berlin-Fluggast vom Himmel gefallen. Wahr aber ist, dass der 70-jährige Mehdorn einige Ideen aus seiner Bahn-Ära übernommen hat: So führte er ein neues Preissystem ein und versucht sehr hartnäckig, die Auslastung der Transportmittel zu steigern – wie einst bei der Bahn. Besonders intensiv kümmert er sich um die Stammgäste: Sie sammeln heute „Bahn-Bonus-Punkte“ beziehungsweise „Topbonus-Punkte“ bei Air Berlin. Das mag man gut finden – oder nicht. Der Punkt ist: Mehdorn weiß offenbar gar nicht, was langfristig aus all seinen Einfällen geworden ist und wie sich diese im Alltag anfühlen. Denn er besitzt noch nicht mal mehr eine Bahncard, wie er verriet! Das muss sich ändern. Nur wenn er als Bahnfahrer selbst mal auf dem Gang sitzt oder sich ärgert, dass seine nicht genutzten Punkte nach einem Jahr verfallen, wird er wissen, welche Idee er seinen Air-Berlin-Kunden lieber ersparen sollte. Kevin P. Hoffmann

GEBETSMÜHLE FÜR ERIC SCHWEIZER (4)

Im Wahljahr 2013 bekommt die deutsche Wirtschaft mit Eric Schweitzer eine neue, jüngere Stimme: Der 47-jährige Berliner Unternehmer übernimmt im März das Ehrenamt des Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und spricht damit für alle Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft. Seit 2004 ist er bereits Präsident der Berliner IHK. Gemeinsam mit seinem Bruder Axel führt er den Entsorgungskonzern Alba. Das „Manager Magazin“ beziffert das Vermögen der beiden auf 1,05 Milliarden Euro und sieht sie auf Platz 112 der reichsten Deutschen. Das Unternehmen erzielte mit 9000 Beschäftigten zuletzt einen Jahresumsatz von 3,2 Milliarden Euro und ist auch als Sponsor des achtfachen deutschen Basketball-Meisters Alba Berlin bekannt. Eric Schweitzer war FDP-Mitglied, ist aber im Sommer ausgetreten – warum, will er nicht öffentlich preisgeben. Doch er hat ohnehin nie parteipolitisch argumentiert, sondern sieht sich als Pragmatiker. So dürfte er in seinem neuen Amt vor allem ein professionelles Management der Energiewende und eine wirtschaftsfreundliche Steuerpolitik in den Vordergrund stellen. Eine Gebetsmühle könnte ihm da helfen. Moritz Döbler

Fritz-Kola für Mario Draghi.

EINE FLASCHE FRITZ-KOLA FÜR MARIO DRAGHI (2)

„Vielviel Koffein“ versprechen die Macher der Hamburger Szene-Brause Fritz-Kola. Genau das Richtige für den von ständigen Nachtsitzungen geplagten Mario Draghi, 65. Insgesamt 24 Stunden brachte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) kürzlich damit zu, sich mit den EU-Politikern und dem IWF über die Rettung Griechenlands zu verständigen. Doch Hellas muss noch viele Einsparungen und Reformen durchziehen, um in paar Jahren endlich wieder auf einen grünen Zweig zu kommen. Nicht besser sieht es aus für das hoch verschuldete und von Arbeitslosigkeit geplagte Spanien. Oder für Italien, wo Silvio Berlusconi wieder an die Macht strebt. Draghi gilt als derjenige, der den Euro gerettet hat mit seiner Ankündigung, alles Erforderliche zu tun, um die Währung zusammenzuhalten. Womöglich werden im kommenden Jahr wieder derlei Ankündigungen nötig. In den entscheidenden Verhandlungen muss der gebürtige Römer deshalb wach und wachsam sein, schließlich geht es um das Geld der Deutschen. „Koksen ist Achtziger“, werben die Fritz-Leute, obendrein löst das Zeug Euphorie aus und ist illegal. Zur Euro-Rettung passt das nicht. Dann schon lieber Kola. Carsten Brönstrup

EIN SPIELZEUG-ELEKTROAUTO FÜR MARTIN WINTERKORN (5)

Gas geben war gestern. 2013 wird die deutsche Autoindustrie unter Strom gesetzt: Die ersten Elektroautos aus deutscher Produktion kommen auf den Markt. Dem Volkswagen-Konzern, Europas größtem Autohersteller mit zehn Marken, kommt dabei eine besondere Rolle zu. Nicht, weil VW-Chef Martin Winterkorn das Thema mit besonderem Engagement nach vorne treibt (eher das Gegenteil ist der Fall). Sondern weil VW mit dem elektrischen Kleinwagen E-Up im Herbst ein batteriebetriebenes Auto auf den Markt bringt, das nicht viel mehr als 20 000 Euro kosten könnte. Ein deutsches Elektroauto für den Massenmarkt also. Im Vergleich dazu kostet der elektrische i3 von BMW, der ebenfalls ab Herbst verkauft wird, fast das Doppelte. Noch spannender als der E-Up dürfte für das breite Publikum der elektrische Golf werden, den VW ebenfalls noch 2013 präsentieren will. Das am häufigsten verkaufte Auto in Deutschland mit einem Elektroantrieb unter der Haube – damit könnte Winterkorn der Elektromobilität Schwung geben. Das kann sie auch gebrauchen. Bis 2020 sollen eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Bis dahin hat es vielleicht auch der Audi-Renner R8 e-tron geschafft. Er sollte eigentlich schon Ende 2012 in Serie gehen. Doch die VW-Tochter stoppte das Projekt aus Kostengründen. Ein Rückschlag für Winterkorn. 2013 kann es also nur besser werden. Zur Einstimmung unser Weihnachtsgeschenk für den VW-Chef: ein vollelektrisch ferngesteuertes Auto. Henrik Mortsiefer

Schmerzmittel für Cornelia Yzer.

SCHMERZMITTEL FÜR CORNELIA YZER (3)

Der ehemaligen Pharmalobbyistin dürfte die Berliner Wirtschaft noch so manches Mal Kopfschmerzen bereiten. Dagegen helfen Tabletten – und Ausdauer. Ihre Vorgängerin Sybille von Obernitz ist zwar Marathonläuferin, hat aber als Wirtschaftssenatorin doch nur eine kurze Strecke geschafft. Yzer amtiert noch nicht mal 100 Tage, aber die wichtigsten Konfliktherde hat sie bereits befriedet. Sie hat eine neue, fehlerlose Ausschreibung für den Messe-Chef gestartet und so den internen Favoriten, den bisherigen Vize Christian Göke, durchgebracht. Bei diesem Thema hatte sich Obernitz endgültig verkämpft, Yzer hat es dagegen geräuschlos beendet. Die 51-jährige CDU-Politikerin hat außerdem zwei erfahrene Staatssekretäre berufen und eine anerkannte Journalistin zu ihrer Sprecherin gemacht. Einen der Staatssekretäre, den sie im Amt vorgefunden hatte, gab sie an die Technologiestiftung Berlin ab: Als Vorstandschef wird der CDU-Mann Nicolas Zimmer dort die Fusion mit der Wirtschaftsförderung Berlin Partner umsetzen. Über dieses zentrale wirtschaftspolitische Projekt wird seit Jahren debattiert, jetzt soll es endlich Wirklichkeit werden. Vor allem an diesem geschmeidigen Stil zeigt sich die politische Erfahrung Yzers. Der Tipp, es mit ihr zu versuchen, soll von Bundeskanzlerin Angela Merkel gekommen sein. Die beiden kennen sich lange: Yzer war vor 20 Jahren Merkels Parlamentarische Staatssekretärin, als diese Bundesministerin für Frauen und Jugend war. Jetzt will sie mehr Unternehmen nach Berlin holen. Eine wichtige Beraterin der Senatorin ist ihre halbwüchsige Tochter. Moritz Döbler

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