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Teures Vergnügen. Zwischen 5.000 und 8.000 Euro kann eine Brustvergrößerung in Deutschland kosten.

© REUTERS

Schönheits-OPs: Verbraucherschützer warnen vor unseriösen Anbietern

Immer mehr Menschen wollen ihren Körper verändern. Der Markt für Schönheitsoperationen ist groß und untransparent. Das ruft unseriöse Anbieter auf den Plan.

Die Zahlen passen irgendwie ins Bild. Sie sind ein wenig wabbelig. Um die 700.000 Eingriffe sollen Fachärzte für plastische und ästhetische Chirurgie jährlich in Deutschland durchführen. Etwa jede vierte dieser Operationen erfolge aus rein ästhetischen Gründen, gibt die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) an. Brüste erneuern, Fett absaugen, Augenlider richten und vieles mehr. Wie viele OPs es tatsächlich sind, weiß aber niemand ganz genau. „Valide Zahlen sind kaum zu nennen“, sagt Kerstin van Ark von Ärzteorganisation.

Das liegt zum einen daran, dass die Mehrzahl der Patienten ihre körperlichen Korrekturen aus der eigenen Tasche bezahlen müssen, und so zum Beispiel bei den Krankenkassen keine Daten erhoben werden können. Ein Beispiel: Während die DGPRÄC von jährlich rund 20.000 Frauen ausgeht, die sich die Brüste vergrößern lassen, nennt der Spitzenverband der GKV, dem alle gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland angehören, 1.885 Brust-OPs für 2010.

Zum anderen ist nicht klar, wer alles im Bereich der plastischen Chirurgie mitmischt. Die Bundesärztekammer führte für das Jahr 2009 knapp 700 Fachärzte auf. Bei der DGPRÄC sind derzeit knapp 900 Fachärzte eingetragen, die solche Eingriffe vornehmen. Daneben gibt es etliche, zumeist deutlich kleinere Verbände. Amtliche Zahlen gibt es nicht, denn die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Im Geschäft mit der Schönheit sind deshalb auch Ärzte ohne Fachausbildung aktiv. Hinzu kommt das breite Spektrum: Hautärzte sind ebenso vertreten wie Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Mitunter sollen Fortbildungen zum Beispiel für Laserbehandlung auch schon mal an einem Wochenende stattfinden. Das Interesse auch fachfremder Ärzte an Patienten, die unzufrieden mit ihrem Körper sind, speist sich vor allem aus den guten Verdienstmöglichkeiten. Für größere Brüste zahlen Frauen zwischen 5.000 und 8.000 Euro, eine neue Nase kostet 3.500 bis 6.000 Euro, angelegte Ohren 2.000 Euro. Wer sich nach einem Gesicht mit weniger Falten sehnt, muss immerhin noch 500 bis 1.500 Euro hinblättern.

Wenn sich auch keine statistisch verlässlichen Zahlen finden, lässt sich doch eine klare Entwicklung ablesen: Die Zahl der Schönheitsoperationen wächst rasant. Den genannten 700.000 Eingriffen stehen rund 250.000 aus dem Jahr 2000 gegenüber. Nach Angaben der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschland (GÄCD), die ihre gut 400 Mitglieder jährlich befragt, stieg die Zahl der Behandlungen mit Botox oder ähnlichen sogenannten Fillern 2009 um die Hälfte verglichen mit dem Vorjahr. „Vor allem die minimalinvasiven Eingriffe werden mehr“, bestätigt Kerstin van Ark von der DGPRÄC. Dazu zählen auch die Behandlungen mit Lasern, durch die etwa Narben weniger sichtbar werden oder verschwinden. Diese Methode steht laut der GÄCD bei Männern und Frauen gleichermaßen auf Platz eins. Beliebt bei Frauen sind außerdem Fettabsaugen und Augenliderstraffen. Letzteres liegt auf der Beliebtheitsskala der Männer auf Platz zwei, auf Platz drei eine Nasenkorrektur.

Der große und intransparente Markt lockt auch wenig seriöse Anbieter an. „Brustvergrößerung statt 6.500 Euro für 2.999 Euro“ – mit solchen Angeboten werben dubiose Ärzte und Kliniken auf Internetschnäppchenportalen wie Groupon. Nicht nur Verbraucherschützer schlagen Alarm, auch die Selbstkontrolle der Wirtschaft ist aufgeschreckt. In rund 100 Fällen hat die Wettbewerbszentrale im vergangenen Jahr Ärzte abgemahnt, die mit Lockangeboten Patienten übers Internet köderten. „Was der Einzelhandel seit Jahrzehnten macht, haben Ärzte nun für sich entdeckt“, beschreibt Rechtsanwältin Christiane Köber von der Wettbewerbszentrale. Zu Testzwecken meldete sie sich telefonisch bei einem der Schnäppchenärzte. Vom versprochenen Rabatt sei dann keine Rede mehr gewesen, einen Pauschalpreis gebe es nicht, sagte man ihr.

„Solche Gutscheine sind irreführend, und sie setzen Patienten unter Entscheidungsdruck, weil sie nur eine begrenzte Laufzeit haben.“

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