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Appetitlich sieht anders aus: So stellt Katjes die Herstellung von Milchschokolade in einem Werbespot dar.

© /Katjes/Youtube

Update

Kühe als „Milchmaschinen“: Mit dieser Veggie-Werbung bringt Katjes die Bauern-Lobby gegen sich auf

Katjes vermarktet seine neue vegane Schokolade mit einem dramatischen Clip. Landwirte fühlen sich diskriminiert - jetzt schaltet sich der Werberat ein.

Es gibt Themen, da verstehen Bauern keinen Spaß. Zum Beispiel bei Kühen. Und da die Werbemacher des Fruchgummiherstellers Katjes zu wissen scheinen, dass ein guter alter Shitstorm immer noch für die meiste Aufmerksamkeit sorgt, haben sie sich entschieden, einen neuen Spot zu veröffentlichen, über den Bauern ganz und gar nicht lachen können. Für den gewünschten Effekt in den sozialen Netzwerken reichen dabei schon 20 Sekunden.

In dem Spot marschieren graue Kühe, an denen alles krank erscheint außer ihre prall gefüllten Euter, eng an eng vor einer dystopischen Landschaft in eine Melkfabrik in Form einer Schokoladentafel. Die Hammer aus Pink Floyds epischen Musikvideo zu „The Wall“ sahen im Vergleich dazu geradezu munter und vital aus. Vor zwar künstlerisch weniger wertvoller aber doch ebenso bedrohlicher Musik predigt eine Frauenstimme: „Jedes Leben ist wertvoll. Und Kühe sind keine Milchmaschinen. Auch nicht für Schokolade.“

Der andere „Brick in the Wall“ ist in diesem Fall eine Haferpflanze, die plötzlich das Dach der Schokoladen-Fabrik durchbricht und das Video plötzlich in eine pinke Wohlfühllandschaft verwandelt. „Zum Glück gibt’s jetzt Chocjes. Die vegane Schoko von Katjes. Mit Haferdrink. Cool ohne Kuh", wird der Zuschauer aufgeklärt.

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Berlin - Es gibt Themen, da verstehen Bauern keinen Spaß. Zum Beispiel bei Kühen. Und da die Werbemacher des Fruchtgummiherstellers Katjes zu wissen scheinen, dass ein guter alter Shitstorm immer noch für die meiste Aufmerksamkeit sorgt, haben sie sich entschieden, einen neuen Spot zu veröffentlichen, über den Bauern ganz und gar nicht lachen können. Für den gewünschten Effekt in den sozialen Netzwerken reichen dabei schon 20 Sekunden.

In dem Spot marschieren graue Kühe, an denen alles krank erscheint außer ihre prall gefüllten Euter, eng an eng vor einer dystopischen Landschaft in eine Melkfabrik in Form einer Schokoladentafel. Die Hämmer aus Pink Floyds epischen Musikvideo zu „The Wall“ sahen im Vergleich dazu geradezu munter und vital aus. Vor zwar künstlerisch weniger wertvoller aber doch ebenso bedrohlicher Musik predigt eine Frauenstimme: „Jedes Leben ist wertvoll. Und Kühe sind keine Milchmaschinen. Auch nicht für Schokolade.“

Der andere „Brick in the Wall“ ist in diesem Fall eine Haferpflanze, die plötzlich das Dach der Schokoladen-Fabrik durchbricht und das Video plötzlich in eine pinke Wohlfühllandschaft verwandelt. „Zum Glück gibt’s jetzt Chocjes. Die vegane Schoko von Katjes. Mit Haferdrink. Cool ohne Kuh“, wird der Zuschauer aufgeklärt. Was dem Durchschnittszuschauer allenfalls ein müdes Lächeln abverlangen dürfte, sorgt beim Bayerischen Bauernverband dagegen für Aufregung.

„In dem Fernsehspot werden Kühe als ,Milchmaschinen’ bezeichnet und Tierhaltern die Ausbeutung ihrer Kühe unterstellt. Das ist diskriminierend und ungerechtfertigt“, heißt es in einer Beschwerde des Verbandes an den Deutschen Werberat. Das Video suggeriere laut den Beschwerdeführern, so Katja Heintschel von Heinegg Leiterin des Deutschen Werberats, dass alle Molkereien ihre Tiere so hielten und jeder Milchkonsument Tiere ausbeute. Der Deutsche Werberat forderte Katjes auf, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Eine Unternehmenssprecherin bestätigte, die Aufforderung des Werberats erhalten zu haben. Die Vorwürfe würden nun geprüft, hieß es.

„Ich bin froh, dass der Werberat so schnell reagiert hat“, sagte Markus Drexler, Sprecher des Bayerischen Bauernverbands. Aus finanziellen Interessen verbreite Katjes ein „völliges Zerrbild“ dessen, wie Tiere in Bayern und Deutschland gehalten würden, kritisierte er.

Wie die „Rheinische Post“ berichtet, verteidigt Katjes den Spot nun – man habe auf kritische Bedingungen in der Tierhaltung hinweisen wollen. Eine Unternehmenssprecherin wurde mit den Worten zitiert: „Man sieht tagtäglich in der Werbung die Verkitschung der Milchindustrie. Da muss es auch einmal möglich sein, die andere Seite darzustellen.“ Milchbauern, die einen guten Job machten, brauchten sich nicht angesprochen zu fühlen.

In den sozialen Netzwerken wird das Video hitzig kommentiert, wobei auch dabei Katjes Werbestrategie – zumindest in aller Munde zu sein – aufgegangen sein sollte. Auf Facebook sammelten sich unter dem Video bis Sonntagnachmittag über 7000 Kommentare. „Super Spot! Endlich wird diesen unrealistischen ,alle Tiere leben glücklich auf Almen’ Werbungen was entgegen gesetzt und das Leid der Tiere gezeigt!“ schreibt ein Nutzer – und ein anderer: „Ich feier euch für das Video. Weiter so“. Das Unternehmen bedankt sich bei seinen Followern für diesen „Lovestorm“.

Auf Twitter fragen sich allerdings einige User, ob wirklich der gesamte Produktionsprozess ohne tierische Zutaten auskommt. Tatsächlich tut sich das Unternehmen aus Emmerich am Rhein schon seit Jahren als Hersteller veganer Fruchtgummis hervor. Schon häufig hat es damit Widerspruch geerntet.

Im vergangenen Jahr hatte Katjes beispielsweise mit dem Slogan „Achte mal drauf“ die Gemüter erregt, weil sie damit hervorheben wollten, dass sie in vielen ihrer Produkte auf Gelatine verzichten und diese deshalb vegan sind. Möglicherweise war in diesem Fall aber nicht das vegetarische Fruchtgummi allein die Provokation für manch einen Beobachter, sondern die Tatsache, dass eine Frau mit Kopftuch dafür warb. Schließlich ist es auch für gläubige Muslime wichtig, zu wissen, ob ein Produkt auf Zutaten vom Schwein verzichtet.

Katjes hat nun bis zum kommenden Freitag Zeit, um dem Werberat zu antworten. Danach entscheidet der Rat in einer internen Abstimmung, ob das Video gegen die eigenen Grundregeln verstößt. Für den Fall, dass Katjes den Werbespot nicht in der Zwischenzeit löscht, kann der Werberat das Unternehmen öffentlich rügen. Der Rat habe den Fall zudem an die Wettbewerbszentrale weitergeleitet, sagte Heintschel von Heinegg. Diese prüfe, ob das Werbevideo gegen das Wettbewerbsrecht verstoße. (mit dpa).

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