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Wirtschaft: Schrempp setzt ein Signal – nicht nur für Daimler

Konzernvorstand bietet Gehaltsverzicht an und findet Zustimmung bei Politikern und Verbänden – nur die IG Metall ist skeptisch

Berlin - Ein möglicher Gehaltsverzicht des Daimler-Chrysler-Vorstands als Beitrag zur Lösung des Arbeitszeit-Streits wird von der Bundesregierung, Politikern und Wirtschaftsverbänden begrüßt. Regierungssprecher Hans-Hermann Langguth sprach von einem „positiven Signal“, wenn auch der Vorstand zu Einsparungen bereit sei. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) forderte Selbstdisziplin der Manager. „Wenn sie anderen etwas abverlangen, sollten sie in der Lage sein, selbst Gleiches zu tun.“

Der Daimler-Vorstand wäre nicht der erste, der seine Bezüge senkt. Auch das Topmanagement von Lufthansa und Telekom verzichteten bereits. Zugeständnisse haben auch beim – nicht börsennotierten – Autobauer Opel Tradition. Personalexperte Michael Kramarsch von der internationalen Beratungsfirma Towers Perrin sagte dem Tagesspiegel: „Das Angebot, Gehaltsverzicht zu üben, ist ein wichtiger Schritt um Vertrauen zu schaffen.“ Nicht der wirtschaftliche, aber der „Symbolwert“ eines Gehaltsverzichts sei sehr hoch.

Am Wochenende hatte Daimler-Chrysler bestätigt, dass der Vorstand unter Führung von Jürgen Schrempp bereit sei, auf Teile der Bezüge zu verzichten, wenn es zu einer Einigung mit der Belegschaft komme. Daimler-Chrysler will beim Bau der neuen C-Klasse ab 2007 jährlich 500 Millionen Euro Personalkosten einsparen und hat mit der Streichung von 6000 der 30 000 Stellen im Werk Sindelfingen gedroht. Schrempp verlangt Kürzungen bei Löhnen, Zuschlägen und Pausen.

Für das Jahr 2003 bekamen die 14 Mitglieder des Konzernvorstands laut Geschäftsbericht knapp 41 Millionen Euro, davon 13,4 Millionen Euro als fixe Gehaltsbestandteile. Spekulationen über einen Verzicht von zehn Prozent wollte das Unternehmen nicht bestätigen. Mercedes-Chef Jürgen Hubbert hatte bereits angedeutet, dass der Vorstand für ein Jahr auf die Erhöhung der Gehälter verzichten könnte, sollte der Betriebsrat dem geforderten Sparpaket zustimmen.

Laut Kramarsch krankt in Deutschland die Managervergütung trotz stärkerer Risikoorientierung daran, dass „selbst in schlechten Zeiten noch die Leistung des Vorstands herausgestellt wird. Die Bezüge sollten aber viel stärker an den Erfolg und nicht an die Anstrengung der Manager gekoppelt werden.“ In vielen Unternehmen werden Vorstandsprämien anhand interner Bewertungsmaßstäbe berechnet, etwa der Produktivität. Pro Mitarbeiter steigt sie zum Beispiel dann, wenn das Personal reduziert wird.

Am Dienstag sollen bei Daimler-Chrysler die Verhandlungen fortgesetzt werden. Dem „Handelsblatt“ zufolge hat der Betriebsrat inzwischen seine Zugeständnisse von anfangs 180 Millionen auf 300 Millionen Euro aufgestockt. Unternehmenskreise erwarten, dass es spätestens in der nächsten Woche zu einer Einigung kommt, vor Beginn der Ferienzeit in Baden-Württemberg. IG-Metall-Vize Berthold Huber äußerte sich im Gegensatz zu Politikern skeptisch. Er sieht in dem Angebot des Vorstands keinen Lösungsansatz. Es sei der Versuch, „Kosmetik zu betreiben und die Wogen zu glätten“. Der Präsident des Industrieverbandes BDI, Michael Rogowski, begrüßte den symbolischen Schritt, hob aber hervor, dass im internationalen Vergleich nicht die deutschen Managergehälter, sondern die Löhne zu hoch seien.

Nach Ansicht des Beraters Kramarsch macht Gehaltsverzicht von Managern nur „in herausragenden Situationen Sinn. Das müssen nicht nur Sanierungsfälle sein, es kann auch darum gehen, Grundlagen der Unternehmenskultur neu zu verhandeln.“ Bei Daimler-Chrysler etwa drehen sich die Sparforderungen um das Stammwerk Sindelfingen. Dort gibt es traditionell einige Sonderregeln, wie die so genannte Steinkühler-Pause. Andere Werke des Konzerns kennen solche Vorteile nicht. Die C-Klasse, droht der Vorstand, könnte deshalb in Zukunft in Bremen gebaut werden weil dort pro Jahr zwei Wochen mehr als in Baden-Württemberg produziert werden könne. Und das zu vergleichbaren Kosten.

Dieter Fockenbrock

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