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Wirtschaft: Schröders Messlatte: Zwei Sieger und eine Verlängerung

Nach einem Fußballspiel diskutieren die beteiligten Kicker gern über strittige Spielszenen. Über das Ergebnis diskutieren sie nicht, denn das steht ja an der Anzeigetafel.

Nach einem Fußballspiel diskutieren die beteiligten Kicker gern über strittige Spielszenen. Über das Ergebnis diskutieren sie nicht, denn das steht ja an der Anzeigetafel. Was aber, wenn es kein eindeutiges Ergebnis gibt? So wie bei der siebten Runde im Bündnis für Arbeit, die am Sonntag ohne konkrete Festlegungen zur Mitbestimmung und zum Überstunden-Abbau endete. Nach "teilweise aggressiver Diskussion" (IG-Metall-Chef Zwickel) pfiff Schiedsrichter Gerhard Schröder das Match zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern ab. Nun fühlen sich beide Teams als Sieger.

Der fußballbegeisterte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt verkündete nach dem Treffen "ein 2:0 für uns". Der erste Erfolg sei, dass sich die Arbeitgeber über das geplante Betriebsverfassungsgesetz beschweren durften. Das Siegtor sei gefallen, als die Gewerkschaftsforderung nach 25 Prozent weniger Überstunden nicht festgeschrieben wurde. Abgesehen davon, meint jedenfalls BDI-Präsident Michael Rogowski, würde jeder Deutsche im Schnitt nur eine Überstunde pro Woche leisten. Das sei vertretbar.

DGB-Chef Dieter Schulte will diese Auslegung nicht anerkennen. "Der Stuttgarter Hundt möchte die Bundesliga-Tabelle schönrechnen", scherzte er am Montag in Berlin. Schulte sieht nach dem Bündnisgespräch eine "0:2-Niederlage der Arbeitgeber". Schließlich seien die Kontrahenten beim Thema Überstunden erstmals in die Verantwortung genommen worden, das sei "ein Wert an sich". Der DGB werde darauf achten, ob bis Jahresende ein Viertel der Überstunden abgebaut wird (laut Schulte bringt das 250 000 Arbeitsplätze) und die Tarifpolitik darauf abstimmen. Den Eindruck, die Gewerkschaften verfolgten eine "qualitative Tarifpolitik" mit Schwerpunkt auf Weiterbildung, wies er zurück. Die Vereinbarungen seien kein Ersatz für steigende Löhne und Gehälter.

Das Spiel soll nach Schultes Willen weitergehen: "Es gibt keine Alternative." Die Opposition fordert dagegen den Schlusspiff. Unions-Fraktionschef Friedrich Merz spricht von "netten Teestunden", FDP-Vize Rainer Brüderle von einer überlebten Konsensrunde. CDU-Chefin Angela Merkel wirft dem Kanzler vor, "hochmütig und fahrlässig" über Arbeitslose zu reden. Schiedsrichter Schröder lässt das kalt. Die nächste Verlängerung ist für Herbst geplant.

ide

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