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Wirtschaft: Schröders Unkenntnis der Märkte

Die Arbeitslosigkeit liegt bei 9,8 Prozent. Die industrielle Produktion ist im Vergleich zum Mai des Vorjahres um 3,9 Prozent zurückgegangen.

Die Arbeitslosigkeit liegt bei 9,8 Prozent. Die industrielle Produktion ist im Vergleich zum Mai des Vorjahres um 3,9 Prozent zurückgegangen. Die Umsatzzahlen im Einzelhandel sind im gleichen Zeitraum um 4,6 Prozent gesunken. Ja, nehmen wir uns Deutschland zum Vorbild. In einem in der vergangenen Woche veröffentlichten Interview mit der WAZ beklagt Kanzler Schröder die amerikanische Art, Geschäfte zu machen. Sie sei zu sehr auf kurzfristigen Profit ausgerichtet. Die einzige Lösung, so beteuert Schröder, ist eine Rückkehr zum „Sozialmodell Deutschland". Und das meint er ernst.

Was genau ist das „Sozialmodell Deutschland"? Es ist ein nebulöses Konzept eines Eden, in dem freundliche Unternehmer sich gut mit ihren Arbeitern verstehen, und jeder seinen sicheren Arbeitsplatz hat. Doch in einem wesentlichen Bereich hat sich das „Sozialmodell Deutschland“ als kolossaler Fehlschlag erwiesen: der Schaffung von Arbeitsplätzen. Während der weltweite Wirtschaftsboom der späten Neunzigerjahre seinen Höhepunkt erreichte, lag die Arbeitslosigkeit in Deutschland bei mehr als elf Prozent. Die Zahl ging dann ein wenig zurück, jetzt steigt sie wieder. Schuld ist der starre Arbeitsmarkt. Gesetzlich geregelte Urlaubszeit und praktisch obligatorische Arbeitsplatzsicherheit mag großartig sein für jene, die Arbeit haben. Die Arbeitsuchenden werden dabei vernachlässigt.

Kanzler Schröders Klagen über Kurzfristigkeit offenbaren eine bemerkenswerte Unkenntnis davon wie Märkte funktionieren. Jeder Wirtschaftsstudent kann einem sagen, dass Investoren bei ihrer Bewertung von Aktien nicht nur die gegenwärtigen Profite eines Unternehmens berücksichtigen, sondern auch ihre Erwartungen für dessen zukünftige Gewinne. Die Lösung für die weltweiten wirtschaftlichen Probleme liegt nicht darin zu versuchen, Unternehmen zu zwingen, mildtätig auf die Gesellschaft als Ganzes zu blicken. Die Antwort lautet vielmehr, freien Märkten zu erlauben, das Eigeninteresse von Unternehmen als eine Kraft für das Gemeinwohl nutzbar zu machen. Wie Adam Smith schrieb, ist es „nicht die Mildtätigkeit des Fleischers, Brauers oder Bäckers, die uns ernährt, sondern ihre Rücksicht auf ihre eigenen Interessen". Aber vielleicht ging das in der deutschen Übersetzung verloren.

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