Für Kleidung und Schuhe müssen Verbraucher wegen des schwachen Euros wohl bald mehr Geld ausgeben. Der Bundesverband des deutschen Textileinzelhandels (BTE) rechnet damit, dass die Preise für die nächste Winter- und Frühjahrskollektion steigen, wie die Zeitung "Die Welt" am Montag berichtete. Die Branche geht demnach von einem Anstieg um bis zu zehn Prozent aus.
"Textil ist ein klassisches Importprodukt", sagte der Vorstandsvorsitzende des Bielefelder Modedienstleisters Katag, Daniel Terberger, der Zeitung. "Und weil in den Einkaufsländern in Asien entweder in Dollar gehandelt wird oder die jeweilige Landeswährung an den Dollar gekoppelt ist, schlägt die anhaltende Euro-Schwäche voll durch." Preiserhöhungen seien daher dringend nötig.
"Spätestens ab dem nächsten Winter werden wir eine importierte Inflation in einem Ausmaß erleben, die den Geldmarkt in Ordnung bringt, den Verbraucher jedoch wenig freuen dürfte", erklärte der Hauptgeschäftsführer der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels (AVE), Jens Nagel. Wegen der anhaltenden Euro-Schwäche hätten sich Importe aus dem Dollarraum "dramatisch verteuert", erklärte der AVE.
Der erwartete Preisanstieg bei Kleidung betreffe vor allem das Billigsegment, sagte BTE-Hauptgeschäftsführer Jürgen Dax der "Welt". In diesem Sektor sei der Anteil von Material- und Fertigungskosten am Produktpreis wesentlich höher als im Mittel- und Hochpreissegment.
Laut Statistik des Modeindustrieverbands German Fashion liegen sieben der zehn wichtigsten Importländer für deutsche Mode in Asien. Das mit Abstand größte Lieferland ist demnach China, gefolgt von Bangladesch, Indien und Vietnam. Entsprechend heftig wirke die Abwertung des Euro, sagte der Hauptgeschäftsführer von German Fashion, Thomas Rasch, der "Welt". "Es muss daher teurer werden."
Zwar habe die Mehrzahl der Unternehmen sogenannte Währungssicherungs-Geschäfte abgeschlossen. "Deren Laufzeit ist aber begrenzt." Branchenriese Esprit erklärte dem Bericht zufolge, die abgeschlossenen Kurssicherungen würden nur "mittelfristig" gelten.
Aktuell seien daher keine Preiserhöhungen geplant, sagte ein Sprecher. "Wir beginnen aber Auswirkungen zu sehen." Für die kommende Saison seien höhere Beschaffungspreise zu erwarten. (AFP)

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