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Wirtschaft: Schwäche zum Wochenschluss trübt nicht die positive Wochenbilanz

Analysten sehen rosige Zeiten anbrechen - die Angst vor dem Crash ist gebannt, Zinsängste zunächst verflogen und das Jahr-2000-Problem zumindest verdrängtmot Mit einer unerwartet positiven Bilanz für Anleger und Investoren ist am Freitag die Börsenwoche zu Ende gegangen. Daran konnte auch die im Verlauf des Freitags leicht schwächere Verfassung des Marktes nichts ändern.

Analysten sehen rosige Zeiten anbrechen - die Angst vor dem Crash ist gebannt, Zinsängste zunächst verflogen und das Jahr-2000-Problem zumindest verdrängtmot

Mit einer unerwartet positiven Bilanz für Anleger und Investoren ist am Freitag die Börsenwoche zu Ende gegangen. Daran konnte auch die im Verlauf des Freitags leicht schwächere Verfassung des Marktes nichts ändern. Nach den kräftigen Kursgewinnen an den Vortagen verbuchte der Dax noch ein Plus von 2,4 Prozent gegenüber der Vorwoche.

Eine Reihe von Analysten geht davon aus, dass dieser Trend anhalten wird. Die Angst vor dem Crash ist gebannt, Zinsängste zunächst verflogen und das Jahr-2000-Problem zumindest verdrängt. "Wir erwarten bis Ende Januar 2000 noch einen kräftigen Kursschub", sagte Mathieu Vinson, Aktienhändler der französischen Großbank Paribas in Frankfurt (Main). Der Dax werde über den Jahreswechsel hinaus auf 6200 Punkte klettern - dann aber kräftig nachgeben. "Innerhalb von drei Monaten könnte das Barometer Anfang kommenden Jahres um 15 Prozent sinken", so die Einschätzung Vinsons. Das neue Jahrhundert werde von den Börsianern aber zunächst mit einem Kursfeuerwerk begrüßt. "Alle springen auf den unter Volldampf fahrenden Dax auf", so ein Händler an der Frankfurter Börse.

Vor drei Wochen war von diesem Optimismus auf dem Parkett noch wenig zu spüren. Am 18. Oktober hatte der Dax noch mit 5156 Punkten geschlossen und damit innerhalb weniger Tage fünf Prozent verloren. Mit Unbehagen erinnerten sich die Börsianer an eine ähnlich schlechte Stimmung am "Schwarzen Montag" des 16. Oktober 1987, als die Aktienkurse etwa in Tokio ein Fünftel verloren und die Londoner Börse binnen zwei Tagen um 20 Prozent einbrach.

In der vergangenen Woche löste sich der Knoten. Wie befreit kehrten die Anleger auf den Markt zurück - trotz einer Zinserhöhung in Euroland, die erwartet worden und in den niedrigen Kursen längst enthalten war. "Der Zinsschritt war keine Überraschung", sagt Mathieu Vinson. "Die Reaktion der Börse zeigt, dass der Markt der Europäischen Zentralbank vertraut." Vor allem die großen Fonds lösten ihre Liquiditätspolster auf und kauften Aktien. Weil der Dax wochenlang ohne klare Richtung dahingedümpelt sei, hätten Fondsmanager Investitionen gescheut. Daher habe sich eine Menge Geld angesammelt, "das nach Anlage geradezu schreit", sagte am Freitag ein Händler in München. Mit den Fonds hätten sich dann auch wieder Privatanleger in Aktien eingekauft. Zudem hätten viele Investoren aus den USA auf den richtigen Zeitpunkt für einen Einstieg in Europa gewartet.

Getrieben wurden die Kurse vor allem von der Fusionsfantasie in der Banken- und Telekommunikations-Branche sowie überraschend positiven Nachrichten einiger großer europäischer Konzerne. Vor allem aber die Gerüchte um eine Mannesmann-Übernahme beflügelten die Kurse des Düsseldorfer Konzerns sowie der Telekom, Deutschen Bank und Siemens, die allesamt auf Höchststände kletterten. Mannesmann-Titel schnitten mit einem Kursgewinn von 13 Prozent im Wochenvergleich als bester Dax-Wert ab. Am Freitag verdichteten sich die Gerüchte erneut. Das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise, die britische Telefongesellschaft Vodafone Airtouch arbeite weiter an einem feindlichen Übernahmeangebot und bewerte dabei Mannesmann mit rund 78 Milliarden Euro (knapp 153 Milliarden Mark). Vodafone selbst teilte mit, man habe noch keine Entscheidung über mögliche Zukäufe getroffen, untersuche aber eine Reihe möglicher Optionen im Mobilfunkmarkt.

Für die kommende Woche sagen Analysten weitere Kurszuwächse voraus. Mit Blick auf eine mögliche Zinserhöhung in den USA bleiben die Experten geteilter Meinung. "Fragen sie mich nicht, wie es weitergeht. Eigentlich hätte auch der deutsche Markt zur Wochenmitte ins Rutschen geraten müssen", so ein Frankfurter Händler. Schließlich seien die US-Erzeugerpreise in dieser Woche stärker als erwartet gestiegen. "Die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung in den USA in der kommenden Woche wird damit wieder größer. Den Dax hat das aber bislang nicht beeindruckt." "Ich rechne nicht mit steigenden Sätzen", meint dagegen Händler Vinson. Sollten wider Erwarten doch die US-Zinsen steigen, werde dies anschließend den Weg für kräftig steigende Kurse in den USA ebnen. "Dann haben wir einen freien Horizont bis ins Frühjahr 2000."

mot

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