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Wirtschaft: Schwarzer September

Einzelhandel: Größter Umsatzeinbruch seit langem

Berlin - Der deutsche Einzelhandel musste im September den größten Umsatzeinbruch seit langem verzeichnen. Der Präsident des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hermann Franzen, sprach am Mittwoch in Berlin von einem „rabenschwarzen Monat“. An den Kassen sei die „politische Verunsicherung“ nach den Wahlen deutlich zu spüren. Die Kunden hielten sich noch stärker zurück als bisher. Für das Gesamtjahr erwartet die Branche ein Umsatzminus von einem Prozent. Nach Verlusten von 1,6 Prozent im Jahr 2004 war der HDE ursprünglich für 2005 von minus 0,75 Prozent ausgegangen.

Der Umsatzrückgang werde sich auch auf die Beschäftigungszahlen durchschlagen. „In diesem Jahr werden im Einzelhandel 20000 Menschen weniger beschäftigt sein als im letzten Jahr“, sagte Franzen. 2004 wurden schon 30000 Stellen abgebaut. Als Grund für die schlechten Verkaufszahlen nannte er unter anderem die hohen Energiepreise und im Textilbereich die Spätsommerhitze. Um so mehr richte die Branche jetzt ihre Hoffnungen auf das vierte Quartal und hier vor allem auf das Weihnachtsgeschäft.

Angesichts der anhaltenden Konsumschwäche müssten Steuererhöhungen tabu sein und stattdessen alle Ausgaben auf den Prüfstand, appellierte Franzen an die mögliche neue Regierung. Falls eine Erhöhung der Mehrwertsteuer aber doch komme, rechne er damit nicht vor Mitte 2006. Bis diese an die Kunden weitergegeben werde, dauere es weitere 18 Monate. „Die Mindererträge gehen voll auf Kosten des Einzelhandels“, warnte Franzen. Aufgrund des bislang unklaren Reformkurses wagt der HDE noch keine Prognose für das kommende Jahr.

Die weiteren Forderungen des HDE, Kündigungsschutz und Tarifautonomie zu lockern, lehnt die Gewerkschaft Verdi ab. Daher droht dem Einzelhandel mit seinen 2,7 Millionen Beschäftigten ein Tarifstreit, der sich bis ins wichtige Weihnachtsgeschäft hinziehen könnte.

Mit dem Deutschen Handelspreis zeichnete der HDE am Dienstagabend das Möbelhaus Ikea, die in Berlin und Hamburg tätige Feinkostkette Robert Lindner („Butter Lindner“) und den Luxusuhrenhändler Wempe aus. Sie hätten es geschafft, „den Handel zur Marke zu machen“, hieß es zur Begründung.

Juliane Schäuble

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