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Wirtschaft: Schweizer Aktien: An Attraktivität verloren

Der Schweizer Aktienmarkt steht zwar momentan nicht mehr so eindeutig im Mittelpunkt der internationalen Anleger, dennoch bietet er mittelfristig gute Chancen. Seit sich an den großen Börsen erste Anzeichen einer Stabilisierung der Kurse zeigen, sind die sichereren Schweizer Qualitätspapiere wieder weniger gefragt.

Der Schweizer Aktienmarkt steht zwar momentan nicht mehr so eindeutig im Mittelpunkt der internationalen Anleger, dennoch bietet er mittelfristig gute Chancen. Seit sich an den großen Börsen erste Anzeichen einer Stabilisierung der Kurse zeigen, sind die sichereren Schweizer Qualitätspapiere wieder weniger gefragt. Hinzu kommt eine Reihe negativer Schlagzeilen in der jüngsten Vergangenheit, die den Markt belasten. Ein Beispiel dafür ist die schwere Krise der Swissair Group. Ein zu optimistisches Management überschätzte die finanziellen Möglichkeiten. Das Ergebnis: Ein Rekordverlust von 2,9 Milliarden Schweizer Franken, der zwei Drittel der Eigenmittel vernichtete.

Der Finanzdienstleister Vontobel Holding AG musste das Scheitern des ehrgeizigen Internetbank-Projektes y-o-u sowie Kompetenzüberschreitungen und mangelnde Kontrolle von Spitzenmanagern eingestehen. Verlust: 250 Millionen Franken oder ein Fünftel der Eigenmittel. Zu allem Überfluss kam es bei dem erfolgreichen Tourismuskonzern Kuoni Reisen Holding AG zu einem noch nicht entschiedenen Machtkampf. Der Vorwurf: Verwaltungsratspräsident Daniel Affolter, der auch Vorsitzender des Stiftungsrates des Großaktionärs (25 Prozent) ist, habe sich ungerechtfertigt bereichert.

In diesen Entwicklungen sieht Leonardo de Luca von UBS Warburg die einzigen Gründe, die gegenwärtig für die relative Unterbewertung der Schweizer Börse auszumachen sind. Er argumentiert jedoch, dass davon die eigentlichen Schwergewichte der Schweizer Börse nicht betroffen sind. Deshalb sieht er bei eidgenössischen Aktien heute durchaus Kurschancen.

Etwas weniger optimistisch ist Thomas Pfyl, Chef des Schweiz-Research der Bank Vontobel. Selbst wenn der Sonderfall Swissair ausgeschlossen werde, erwartet er im laufenden Jahr nur ein durchschnittliches Gewinnwachstum der eidgenössischen Aktiengesellschaften von nur einem Prozent. Erst für das Jahr 2002 geht er von einer Beschleunigung des Ertragswachstums auf 17 Prozent aus. Pfyl weist zudem auf den Umstand hin, dass High-Tech-Aktien, denen mittelfristig wieder bessere Kurschancen zugesprochen werden, an der Schweizer Börsenkapitalisierung nur einen Anteil von sechs Prozent besitzen. Das Kurspotenzial für das laufende Jahr sieht er lediglich bei fünf bis zehn Prozent. Bei diesem Szenario setzt der Vontobel-Experte auf solche Werte, die das Potenzial haben, sich besser als der Gesamtmarkt zu entwickeln. Seine Favoriten unter den BlueChips sind die Großbank UBS, der größte Vermögensverwalter der Welt, die Zürich Financial Services, die trotz des aktuellen Führungsproblems operativ gut dastehe und niedrig bewertet sei, sowie der Pharmakonzern Novartis.

Unter den Nebenwerten lauten die Favoriten der Bank Vontobel: Huber & Suhner (Spezialkabel, Nachrichten- und Signalübermittlung), Charles Vögele und Bucher Industries wegen eines günstigen Kurs-Gewinnverhältnisses.

Die Züricher Bank Hofmann, eine zur Credit Suisse Group gehörende Privatbank, würde Schweizer Dividendenwerte zu Gunsten von US-Aktien eher schwächer gewichten. Die Begründung: Ab dem zweiten Halbjahr 2001 wird jenseits des Atlantiks wieder mit einem Anziehen der Konjunktur gerechnet, was die im Kurs stark zurück gestutzten US-Aktien wieder verstärkt ins Blickfeld rücken würde. Zu den Favoriten der Bank Hofmann zählen Novartis, die in der Medizinaltechnik tätige US-schweizerische Synthes-Stratec, der weltgrößte Zeitarbeitskonzern Adecco sowie bei den Nebenwerten Logitech, die die Computer-Maus erfunden haben und die sich trotz High-Tech-Krise weiter im Aufschwung befinden. Trotz des Machtkampfes hält die Bank auch an der Kaufempfehlung für Kuoni fest. In ihrem aktuellen Überblick über den Schweizer Aktienmarkt erwarten die Analysten der Deutschen Bank für den Blue-Chip-Index SMI ein Potenzial von acht Prozent. Aktuell werden Givaudan (Riechstoffe und Aromen) und Holderbank (Zement) zum Kauf empfohlen. Auch Novartis und UBS stehen auf der Kaufliste. Besonders nachdrücklich ist die Empfehlung für die Nebenwerte Forbo (Industriespezialitäten und Fussbodenbeläge), Leica Geosystems sowie Swisslog (Logistik).

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