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Wirtschaft: Schwierige Suche nach Alternativen

Nicht alle Energieträger taugen als Ersatz für Gas

Berlin - Bei keinem Energieträger ist Deutschland von so wenigen Produzentenländern abhängig wie bei Erdgas. Nur 16 Prozent des Bedarfs kann aus eigener Erzeugung gedeckt werden, fast der gesamte Rest stammt aus Norwegen, Holland und vor allem Russland. Daher stellt sich die Frage, ob Gas durch andere Energieträger ersetzt werden könnte. Der Tagesspiegel stellt die Alternativen vor:

Öl: Auch Öl muss Deutschland im Ausland kaufen, allerdings sind die Bezugsquellen hier wesentlich weiter gestreut. Schon heute ist Öl der wichtigste Energieträger in Deutschland. Er wird vor allem im Verkehr, aber auch zum Heizen verwendet. Ein weiterer Ausbau ist daher eher unwahrscheinlich, zumal die weltweiten Ölvorräte schon in 40 Jahren knapp werden könnten. Bei der Stromerzeugung spielt Öl ohnehin keine Rolle. Als Alternative zu Gaskraftwerken kommt es daher nicht in Frage.

Kohle: Kohle kann wie Öl aus vielen Ländern der Welt importiert werden. Daneben hat dieser Energieträger den großen Vorteil, dass er auch in Deutschland gefördert werden kann. Bei Braunkohle ist das sogar mehr oder weniger rentabel – allerdings greifen die Tagebaue stark in das Landschaftsbild ein. Die tiefer gelegene Steinkohle lässt sich dagegen nur mit staatlichen Beihilfen fördern. Im privaten Wärmemarkt stellt die Kohle dennoch keine Alternative zu Gas dar, schließlich ist das Heizen mit Kohle wesentlich anstrengender als bei vollautomatischen Öl- oder Gasheizungen. Bei der Stromerzeugung sprechen Experten dagegen bereits von einer Renaissance der Kohle – so wollen die Energiekonzerne nach dem Atomausstieg vor allem auf diesen Energieträger setzen. Zwei Nachteile haben Kohlekraftwerke jedoch: Sie können nicht so flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren wie Gaskraftwerke. Und sie haben den höchsten Kohlendioxid-Ausstoß aller Kraftwerksarten.

Kernkraft: Schon seit Jahren fordert die Union längere Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke. Allerdings könnte die Kernenergie Gas nur auf Umwegen ersetzen. So wird Gas zum größten Teil im privaten Heizungsmarkt verwendet, Kernkraft hingegen ausschließlich im Strommarkt. Zum Heizen ließe sich die Atomenergie daher nur mit Hilfe von Nachtspeicherheizungen nutzen – doch die wurden in der Vergangenheit in den meisten Haushalten abgeschafft. Außerdem gelten Kernkraftwerke als besonders schwerfällig. Anders als Gaskraftwerke lassen sie sich nicht kurzfristig hoch- und runterfahren. Daneben ist auch Uran ein endlicher Rohstoff (siehe Kasten).

Erneuerbare Energien: Als Ersatz für Erdgas kommen Sonne, Wind und Wasser noch nicht in Frage. Allerdings können sie Gas gut ergänzen. So können Solarkollektoren zur Wärmegewinnung gut mit Gasheizungen kombiniert werden, was den Gasverbrauch senkt. Bei der Stromerzeugung hingegen sind die Erneuerbaren keine Konkurrenz zum Gas. Im Gegenteil: Gerade die Windkraft ist großen Schwankungen unterworfen, die ausgeglichen werden müssen. Und genau diese Flexibilität bieten nur Gaskraftwerke.

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