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Wirtschaft: SEB Bank bleibt auf dem Potsdamer Platz sitzen

Immobilienverkauf scheitert vorerst an zu hohen Preisvorstellungen / Fonds bleibt eingefroren.

Berlin - Der Potsdamer Platz ist derzeit unverkäuflich – zumindest zu dem Preis, den der Eigentümer von 19 Immobilien in der Mitte Berlins dem Vernehmen nach erzielen will: rund 1,5 Milliarden Euro. Der offene Immobilienfonds SEB Immoinvest, der wegen der Finanzkrise vor anderthalb Jahren geschlossen werden musste, will die 2007 von Daimler für 1,4 Milliarden Euro erworbenen Gebäude verkaufen, darunter die Büros von Daimler Financial Services und der Daimler-Vertriebszentrale, das Musical-Theater, die Spielbank, das Grand Hyatt sowie das Cinemaxx-Kino. Der Grund: SEB braucht Geld, um Anleger auszahlen zu können, die ihre Fondsanteile zurückgeben wollen. Wie andere Immobilienfonds tut sich Immoinvest schwer damit, denn die im Fondsvermögen (6,3 Milliarden Euro) enthaltenen Gebäude lassen sich nicht so schnell verkaufen, wie Anleger an ihr Geld kommen wollen. Solange der Fonds eingefroren bleibt, ist die Rückzahlung von Anteilen nicht möglich.

Die Interessenten für die Berliner Immobilien, mit denen SEB verhandelt, bieten dem Vernehmen nach nur rund eine Milliarde Euro. Dabei soll es sich um Staats- oder Pensionsfonds handeln. „Die Fonds müssen alle in Krisenzeiten solide investieren und können nicht spekulieren“, sagte ein Berater dem Tagesspiegel. Die genannten Zahlen seien deshalb plausibel. „Die sich zuspitzende Staatsschuldenkrise und die Meldungen zweier namhafter Fondsanbieter – die Öffnung eines Fonds zu verschieben beziehungsweise einen Fonds abzuwickeln – haben die Verkaufsgespräche rund um den Potsdamer Platz in Berlin unerwartet und unverhältnismäßig stark beeinflusst“, räumte SEB Asset Management bereits in der vergangenen Woche ein. Die Entscheidung über das weitere Verfahren sei daher auf 2012 verschoben worden. Kurzum: Die für dieses Jahr geplante Wiedereröffnung wurde vertagt. „Die Märkte sind mittlerweile unberechenbar geworden“, erklärte Barbara Knoflach, Vorstandsvorsitzende der SEB Asset Management. Mit 14 Immobilienverkäufen „oberhalb der Verkehrswerte“ liege die Liquidität des Immoinvest bei 21 Prozent (1,4 Milliarden Euro).

Die Mietverträge mit Daimler am Potsdamer Platz laufen 2012 und 2013 aus. Nach einer Analyse der Beratungsfirma Jones Lang Lasalle hat sich die Situation auf dem Berliner Büroimmobilienmarkt 2011 entspannt; Vermieter und Investoren verbuchten steigende Umsätze. Immer noch standen zuletzt aber knapp 1,5 von rund 16,92 Millionen Quadratmetern Bürofläche leer. Henrik Mortsiefer

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