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Warnstreiks. Die IG Metall will die Proteste in dieser Woche verschärfen. Foto: dpa

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Wirtschaft: Sechs Prozent plus

Nach den Metallern verhandelt die chemische Industrie über höhere Löhne.

Berlin - Nach der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der IG Metall geht auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) in die für sie wichtigste Tarifrunde des Jahres. Am Flughafen Hannover beginnen an diesem Montag die bundesweiten Tarifverhandlungen für die 550 000 Beschäftigten der chemischen Industrie. Die IG BCE setzt gleich ein Zeichen des Protests: Abordnungen aus Betrieben wollen am Verhandlungshotel demonstrieren.

Die drittgrößte DGB-Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten der 1900 Betriebe, die dem Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) angehören, eine Anhebung der Entgelte und der Ausbildungsvergütungen um sechs Prozent – bei zwölf Monaten Laufzeit. IG-BCE-Verhandlungsführer Peter Hausmann begründete die Forderung mit den guten Gewinnen der Branche: „Es gibt eine Menge zu verteilen.“ Die Arbeitgeberseite weist das zurück. „Wenn wir in Deutschland jetzt nicht leichtfertig den vorhandenen Wettbewerbsvorteil unserer Branche verspielen wollen, müssen wir einen Tarifabschluss finden, der sowohl die Produktivität der Branche im Auge behält als auch innovative Antworten auf Zukunftsprobleme wie älter werdende Belegschaften gibt“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Jochen Wilkens.

Doch auch bei der Suche nach Antworten auf die Zukunftsprobleme, Stichwort Lebensarbeitszeit, sind Konflikte programmiert. In der Branche gibt es bereits einen Tarifvertrag „Lebensarbeitszeit und Demografie“ sowie Demografie-Fonds, die Gehaltseinbußen ausgleichen, wenn ältere Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit reduzieren. Nach dem Vertrag verkürzt sich die Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden für Beschäftigte mit Schichtdienst ab dem 55. Lebensjahr um 3,5 Stunden pro Woche, für die übrigen Arbeitnehmer ab 57 Jahren um 2,5 Stunden. Die IG BCE will Demografie-Vertrag und -Fonds ausbauen. Zudem sollen künftig auch Arbeitszeitverkürzungen zur besseren Verzahnung von Familienleben und Beruf aus dem Fonds unterstützt werden. Die Arbeitgeber verlangen stattdessen wieder längere Arbeitszeiten für ältere Arbeitnehmer. Die bisherigen, allein am Lebensalter orientierten Regelungen würden der Realität in einer alternden Gesellschaft nicht gerecht. „Hier besteht Handlungsbedarf“, betonte BAVC-Verhandlungsführer Hans-Carsten Hansen.

Auch in der Metall- und Elektroindustrie heizen Gewerkschaften und Arbeitgeber den Tarifkonflikt an. Die IG Metall droht mit einer Verschärfung der Warnstreiks, nachdem sie bereits in der ersten Warnstreikwoche 270 000 Beschäftigte auf die Straße gebracht hatte. Vor der vierten Verhandlungsrunde am Dienstag kündigte IG-Metall-Chef Berthold Huber zudem bereits Urabstimmung und Streiks an, falls bis Pfingsten kein Abschluss vorliege.

Die Gewerkschaft will 6,5 Prozent mehr Lohn, die Arbeitgeber haben drei Prozent vorgeschlagen. Huber nannte das einen Witz und verärgerte damit Martin Kannegießer, Chef des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. Die Gewerkschaft könne sich nicht wie ein „römischer Kaiser gebärden, der nur den Daumen hebt oder senkt, während wir uns in der Arena abquälen“, kritisierte er.

Die Politik sieht sich derzeit eher auf der Seite der Gewerkschaften. Nach Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) machte sich am Wochenende auch Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) für höhere Löhne stark: „Fest steht, wir brauchen gute Löhne für gute Arbeit“, sagte sie dem MDR. rtr/dpa/dapd

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