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Wirtschaft: "Sechstgrößte Nation der EU integrieren"

Auf dem Deutsch-Britischen Forum diskutieren unter anderem Unternehmensberater Roland Berger, Bankgesellschaft-Vorstand Leopold Tröbinger und der Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Friedrich Verzetnitsch.Thema: Kann Europa seinen Platz in einer Welt immer schärferen Wettbewerbs behaupten, ohne höhere Arbeitslosigkeit zu riskieren?

Auf dem Deutsch-Britischen Forum diskutieren unter anderem Unternehmensberater Roland Berger, Bankgesellschaft-Vorstand Leopold Tröbinger und der Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Friedrich Verzetnitsch.Thema: Kann Europa seinen Platz in einer Welt immer schärferen Wettbewerbs behaupten, ohne höhere Arbeitslosigkeit zu riskieren? Moderator ist Tagesspiegel-Herausgeber Heik Afheldt.Mit Verzetnitsch sprach Jobst-Hinrich Wiskow.

TAGESSPIEGEL: Behauptet Europa seinen Platz im schärferen Wettbewerb?

VERZETNITSCH: Ja.Denn wir haben in den vergangenen Jahren viel gelernt: Wie wir stark bleiben, und wie wir wieder Beschäftigung schaffen können - nämlich mit einer Verstärkung der Binnennachfrage.Bisher gab es das Hindernis der Lohnzurückhaltung.Jetzt sehen immer mehr ein, daß niedrigere Löhne kein Rezept sind.Schließlich braucht jeder Arbeitnehmer ein Einkommen, mit dem er auskommen kann.

TAGESSPIEGEL: Aber das erhöht doch die Arbeitskosten und vernichtet Jobs, anstatt welche zu schaffen.

VERZETNITSCH: Die Lohnstückkosten sind schon ordentlich zurückgegangen.Im internationalen Vergleich hat der Standort Europa gewonnen.

TAGESSPIEGEL: Wieso zweifeln Sie dann, ob er eine Zukunft hat?

VERZETNITSCH: Wir müssen an unserem Modell arbeiten und uns fragen, wie wir es schaffen, die sechstgrößte Nation der EU zu integrieren - das sind die 18 Millionen Arbeitslosen.Trotzdem: Wenn Sie sich überzeugen wollen, daß die EU-Staaten wettbewerbsfähig sind, dann sehen Sie sich die deutschen Unternehmen an und deren jüngste internationale Verflechtungen: Daimler-Benz fusioniert mit Chrysler, VW kauft Rolls-Royce.

TAGESSPIEGEL: Was können wir Deutschen von den anderen EU-Staaten lernen?

VERZETNITSCH: Das französische Gesetz über Arbeitszeitverkürzung und das britische Programm gegen Jugendarbeitslosigkeit sind Konzepte, die Vorbild-Charakter haben.

TAGESSPIEGEL: Das klingt alles nach mehr staatlicher Regulierung.Ist der Staat denn unsere einzige Chance, mehr Beschäftigung zu schaffen?

VERZETNITSCH: Nein.Die Initiative dieser Programme geht zwar vom Staat aus.Aber die Sozialpartner setzen die Ideen um.

TAGESSPIEGEL: Wer vertritt die Arbeitslosen?

VERZETNITSCH: Die Gewerkschaften haben ein ureigenes Interesse daran, mehr Beschäftigte zu haben.Schließlich stärkt das ihre Verhandlungsposition.Und die Gewerkschaften haben beispielsweise in Deutschland ihre Vorleistungen erbracht und sich in den Lohnverhandlungen zurückgehalten.Jetzt sind die Arbeitgeber dran.

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